Kritik an Trainer-Ausbildung Mehmet Scholl: Es gibt zu viele "Laptop-Trainer"

München · Der ehemalige Nationalspieler Mehmet Scholl hat harsche Kritik an der Trainerausbildung in Deutschland geübt und die Taktik-Hörigkeit gegeißelt. Es gehe deutlich zu viel um Taktiken und zu wenig im Spezialfähigkeiten.

Mehmet Scholl: Stationen und Erfolge
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Foto: ddp

"Je mehr ich die Kandidaten beobachtet habe, die mit Bestnoten abschließen, die dieses typische Kursbestergesicht haben und die Kursinhalte aufgesogen haben, desto mehr sträubten sich bei mir die Nackenhaare. Bei denen ist Taktik oberstes Gebot, das sind Laptop-Trainer", sagte der ehemalige Starspieler von Bayern München im Spiegel-Interview.

Der früher für die Reservemannschaft des FC Bayern zuständige Scholl sieht eine Fehlentwicklung: "Im Moment kommt eine Schwemme von Trainern auf den Markt, immer der gleiche Typus, der alles anders macht, als ich es machen würde." Weiter führte er aus: "Die haben nie selbst oben gespielt und auch keine Ahnung, wie ein Profi auf höchstem Niveau tickt. Sie denken an Spitzenfußball, haben ihn aber selber nie erlebt."

Die Diskussion über Spielsysteme sei, so der 44-Jährige, total überhitzt: "Die Profis werden doch viel zu sehr in diesen Systemen herumgeschoben. Warum sollte ein Spieler drei verschiedene Positionen beherrschen? Normalerweise besteht eine Mannschaft aus elf Spezialisten."

Der Blick für das Wesentliche gehe verloren, betonte der Ex-Bayern-Profi, der seine Trainerfunktion wegen seiner Anstellung als TV-Experte zurzeit ruhen lässt. Scholl: "Ja, der Vertrag könnte bei einem möglichen Interessenkonflikt mit einem Trainerjob beendet werden.Für mich ist klar, dass ich spätestens nach Ende der TV-Tätigkeit meiner Leidenschaft als Trainer nachgehen werde. Auf welchem Niveau auch immer."

Zurzeit arbeitet der ehemalige Karlsruher Profi als Experte für die ARD. Erst kürzlich hatte er seinen Vertrag im Ersten bis 2018 verlängert.

(sid)
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