Griechenland -Tschechien 1:0 (0:0) n. V.Griechenland schafft sensationell den Finaleinzug
Porto (rpo). Das erste "Silver Goal" der EM-Geschichte hat Otto Rehhagel und seine griechische Nationalmannschaft ins Finale der Europameisterschaft in Portugal gebracht. Im zweiten Halbfinale gegen die Tschechische Republik markierte Traianos Dellas nach torloser regulärer Spielzeit in der letzten Minute der ersten Verlängerung das entscheidende Tor zum 1:0-Erfolg.Am Sonntag (20.45 Uhr) treffen die Hellenen im Endspiel in Lissabon auf Gastgeber Portugal, gegen den sie bereits das Eröffnungspiel sensationell mit 2:1 gewonnen hatten. Egal wie das Endspiel im Estadio da Luz ausgeht - die Rehhagel-Mannschaft, die sich erstmals seit 1980 wieder für eine EM-Endrunde qualifizieren konnte, hat die kühnsten Erwartungen schon jetzt bei weitem übertroffen. Bei der Rückkehr erwartet "König Otto und seine Untertanen" ein heißer Empfang. 9400 griechische Fans feierten das Team um Kapitän Theodoros Zagorakis schon im Estadio do Dragao von Porto überschwänglich. Außerdem kann sich die griechische Auswahl auf eine stolze Prämie freuen. Die Regierung hatte eine Million Euro ausgelobt, hinzu kamen nochmals 2,3 Millionen Euro netto für die Mannschaft vom Verband. Möglicherweise wird nach dem Finaleinzug noch etwas draufgelegt. Rehhagel entschied auch das Duell der Trainer-Routiniers gegen den ein Jahr jüngeren Karel Brückner zu seinen Gunsten. Der ehemalige Bremer und Lauterer Meistercoach wartete mit einer Überraschung bei der Zuordnung seiner Spieler auf. Um Torjäger Milan Baros kümmerte sich der etatmäßige Rechtsverteidiger Georgios Seitaridis. Die Kreise des Dortmunders Jan Koller störte Mihalis Kapsis, und Konstantinos Katsouranis kümmerte sich um den Mittelfeld-Strategen Pavel Nedved. Dafür wurde Abwehrchef Traianos Dellas als Libero hinter der Dreierabwehrkette installiert. Tschechien mit dem besseren StartDie Tschechen erwischten den besseren Start und versuchten das Tempo hochzuhalten. In der dritten Minute traf der Dortmunder Tomas Rosicky aus 18 Metern nur die Latte. Nur drei Minuten später kam Marek Jankulovsky aus acht Metern frei zum Schuss. Per Faustabwehr klärte Torwart Antonios Nikopolidis spektakulär zur Ecke. Die Rehhagel-Elf hatte Mühe, ein konstruktives Offensivspiel aufzuziehen und musste bis zur 29. Minute auf ihre erste Chance warten. Eine Flanke von Panagotis Fyssas fand ihren Weg in den Strafraum, konnte jedoch von den Mitspielern nicht verwertet werden. Auf der Gegenseite scheiterte erneut Jankulovsky (33.) an Nikopolidis. Vor dieser Szene verletzte sich Nedved bei einem Schussversuch im Strafraum am rechten Knie. Nach kurzer Behandlung kehrte Europas Fußballer des Jahres noch einmal aufs Feld zurück, musste dann jedoch mit Tränen in den Augen ab der 40. Minute auf der Bank Platz nehmen. Auch nach dem Wechsel taten sich die Tschechen äußerst schwer gegen die gutorganisierte und kompromisslose griechische Abwehr. Nach dem Ausscheiden von Nedved fehlte die ordnende Hand. Immer wieder konnte sich die Rehhagel-Truppe befreien und selbst attackieren. Pech hatten die Tschechen jedoch, dass Schiedsrichter Pierluigi Collina nach einem Trikotzupfen von Dellas an Koller (54. ) keinen Elfmeter pfiff. Ohnehin zeigte sich der italienische Referee auch bei rüden Fouls der Hellenen äußerst großzügig und ließ die Gelbe Karte in der Tasche. Erst in der Schlussphase erhöhte Tschechien den Druck und hatte in der 80. Minute durch den freistehenden Koller nach einem sehenswerten Doppelpaß mit seinem Dortmunder Kollegen Rosicky die größte Chance, doch der Ball verfehlte das Tor um Zentimeter. Ebenso erging es Baros (80.) bei seinem ersten Torschuss-Versuch der Begegnung. Auch in der Verlängerung lagen die Vorteile bei den Tschechen, wenngleich Dellas (103.) beinahe per Kopf der Führungstreffer für die Griechen gelungen wäre. Beste Akteure der Tschechen waren Poborsky als Antreiber im Mittelfeld und der stets torgefährliche Marek Jankulovski, während sich bei den Griechen Torhüter Nikopolis und Georgios Seitaridis die Bestnoten verdienten. --------------------------------------------------------------------STIMMEN ZUM SPIELTrainer Otto Rehhagel (Griechenland): "Das Märchen geht weiter, es ist unglaublich was diese Mannschaft hier vollbracht hat. Es ist wie ein Wunder. Die Tschechen waren technisch besser als wir, aber die Leidenschaft und der unbedingte Wille zum Sieg haben entschieden. Jetzt kommt es für die Portugiesen zum Traumfinale, sie wollen Revanche nehmen für das Eröffnungsspiel. Wir sind Außenseiter, aber wir haben nichts mehr zu verlieren. Jetzt ist alles möglich. Was diese Mannschaft auszeichnet, hat man heute wieder gesehen. Ich bin derjenige, der den Spielern Ratschläge erteilt, und sie haben sie auch diesmal umgesetzt." Trainer Karel Brückner (Tschechien): "Wir haben festzustellen, dass wir nach drei Jahren und mehr als 30 Spielen zum ersten Mal ein Gegentor nach einem Eckball bekommen haben. Das beweist, wie wichtig und gefährlich Standardsituationen in der Schlussphase eines Spiels sind. Die Griechen haben sehr effektiven Fußball gespielt. Ich wünsche ihnen, dass ihnen dies auch im Finale gelingt. Für mich ist das nicht das Ende. Ich habe den Jungs gesagt, dass ich stolz auf sie bin. Unsere Vorstellung bei dieser EM war nicht schlecht." --------------------------------------------------------------------STATISTIK ZUM SPIELGriechenland: Nikopolidis - Dellas - Seitaridis, Kapsis, Fyssas - Katsouranis, Basinas (72. Giannakopoulos), Zagorakis, Karagounis - Charisteas, Vryzas (91. Tsiartas) Tschechien: Cech - Grygera, Ujfalusi, Bolf, Jankulovski - Poborsky, Galasek, Rosicky, Nedved (40. Smicer) - Koller, Baros Schiedsrichter: Pierluigi Collina (Italien) Tor: 1:0 Dellas (105.) Zuschauer: 45.000 Beste Spieler: Seitaridis, Nikopolidis - Poborsky, Jankulovski Gelbe Karten: Karagounis (2), Charisteas, Seitaridis - Galasek, Smicer, Baros