30:25 (16:10) im Finale gegen SlowenienDeutsche Handballer: Endlich Gold
Ljubljana (rpo). Zweimal haben die deutschen Handballer in jüngster Zeit den Gewinn eines großen Titels im Finale verpasst, diesmal ist es ihnen gelungen. Nach dem Gewinn des Europameistertitels kannte der Jubel keine Grenzen.Damit endete zudem eine 26-jährigen Durststrecke: Die deutschen Handballer feierten durch einen phasenweise grandios herausgespielten 30:25 (16:10)-Sieg gegen Gastgeber Slowenien im Hexenkessel von Ljubljana ihren ersten Europameister-Titel und den ersten Triumph bei einem großen Turnier seit der WM 1978. Schon eine Minute vor dem Ende tanzten die Ersatzspieler an der Seitenlinie, schon in Sieger-T-Shirts ("Deutschland European Champion '04") gehüllt. "Unglaublich, ich kann es nicht glauben. In der Vorrunde dachten wir schon, alles ist aus. Und jetzt sind wir Europameister", meinte der fassungslose "Handballer des Jahres" Florian Kehrmann, der mit neun Toren bester Werfer im Finale war. "Wir sind schon so lange oben mit dabei, jetzt haben wir es endlich geschafft. Mit der Favoritenrolle bei Olympia haben wir keine Probleme", sagte Kreisläufer Christian Schwarzer. Kretzschmar musste weinenDer verletzte Superstar Stefan Kretzschmar, der mit dem Auto extra zum Finale angereist war, hatte nach der Schlusssirene Tränen in den Augen: "Das ist ganz groß - auch wenn ein bißchen Wehmut dabei ist, weil ich nicht mitspielen durfte." Bundestrainer Heiner Brand, der beim WM-Titel 1978 noch als Spieler dabei war, hob dem Teamgeist hervor: "Die Moral, die die Mannschaft in den letzten elf Tagen gezeigt hat, war einfach phänomenal." DHB-Präsident Ulrich Strombach war "nur glücklich und stolz". Dieser Erfolg sei aufgrund der personellen Ausgangsposition umso höher einzuorden. "Es war ein Triumph der mannschaftlichen Geschlossenheit und des unbedingten Willens." Überragendes Torwart-DuoKehrmann und Daniel Stephan (8/4) als bester Werfer, ein überragendes Torwart-Duo Henning Fritz und Christian Ramota sowie ein perfekt funktionierendes Team hatten vor 7000 Zuschauern in der ausverkauften "Hall Tivoli" den Grundstein zum Sieg gelegt. Auch ohne Kretzschmar und den ebenfalls verletzten Markus Baur hatten die Deutschen in der "Höhle des Löwen" das Heft von Beginn an klar in der Hand und sorgten damit schnell für Ruhe unter den heißblütigen slowenischen Fans. Die körperlichen Strapazen waren der DHB-Sieben beim achten Spiel in elf Tagen kaum anzumerken. Ausgehend von einer sicheren Abwehr, in der neben Torwart Fritz einmal mehr auch der Mittelblock mit Volker Zerbe und Klaus-Dieter Petersen hervorragend stand, ließen die Gäste den Slowenen zunächst nicht den Hauch einer Chance. Kehrmann, der im Halbfinale gegen Dänemark (22:20) kein einziges Mal getroffen hatte, fand schon in der ersten Halbzeit (5 Tore) zu alter Stärke zurück. Slowenen übernervösFritz hielt vor der Pause einen Siebenmeter und sieben weitere schwere Bälle. Kapitän Stephan war von der Siebenmeterlinie dreimal gewohnt sicher erfolgreich. Deutschland zog über 6:3 (7.), 8:4 (12.) und 10: 5 (16.) bis zur Pause auf 16:10 davon. Zu der Klasseleistung der Deutschen kamen zahlreiche Leichtsinnsfehler der phasenweise übernervös agierenden Slowenen, die noch am Samstag beim 27:25 gegen Weltmeister Kroatien über sich hinausgewachsen waren. Im Finale standen sie über weite Strecken wie schon im ersten Aufeinandertreffer der beiden Teams in der Hauptrunde (24:31) auf verlorenem Posten. "Kein Zweifel, wir gewinnen dieses Finale", sagten Kretzschmar und Baur schon in der Pause unisono. Doch nach der Pause kamen die Slowenen zunächst besser ins Spiel. Nach dem ersten verworfenen Siebenmeter von Stephan (37.) lief es bei den Gastgebern nicht mehr rund, bis zur 42. Minute kamen die Slowenen bis auf drei Tore (21:18) heran. Doch Brand reagierte und brachte Christian Ramota für Henning Fritz, die Deutschen fanden ihre Sicherheit wieder. Christian Zeitz, Kehrmann und Stephan bauten durch drei Toren in Folge die Führung wieder auf 24:18 (46.) aus. Von diesem Lauf erholten sich die Gastgeber bis zum Ende nicht mehr. Fritz und Zerbe im Allstar-TeamTorwart Henning Fritz (THW Kiel) und Linkshänder Volker Zerbe (TBV Lemgo) wurden nach dem Finale ins Allstar-Team der Handball-Europameisterschaft in Slowenien gewählt. Der 29-jährige Fritz war unter anderem Garant des Finalsiegs gegen Gastgeber Slowenien. Der 35-jährige Zerbe hatte in acht EM-Spielen insgesamt 22 Treffer erzielt. Torschützenkönig wurde mit 46 Treffern Mirza Dzomba vom EM-Vierten Kroatien vor Florian Kehrmann (TBV Lemgo) mit 45 Toren. Als wertvollster Spieler wurde Dzombas Landsmann Ivano Balic ausgezeichnet. Das Allstar-Team im Überblick: Henning Fritz (Tor/Deutschland); Eduard Kokscharow (Linksaußen/Russland), Nikola Karabatic (Halblinks/Frankreich), Ivano Balic (Mitte/Kroatien), Volker Zerbe (Halbrechts/Deutschland), Vid Kavticnik (Rechtsaußen/Slowenien), Michael Knudsen (Kreis/Dänemark). STATISTIK:Deutschland - Slowenien 30:25 (16:10)Deutschland: Fritz (THW Kiel), Ramota (TBV Lemgo); Kehrmann (9), Stephan (8/4/beide TBV Lemgo), Hens (6/HSV Hamburg), Schwarzer (2), Zerbe (2/beide TBV Lemgo), Jansen (2/HSV Hamburg), Zeitz (1/THW Kiel)Tore für Slowenien: Vugrinec (6), Kavticnik (5), Zorman (4), Lubej (4), Pajovic (3), Kastelic (1), Tomsic (1), Simonovic (1/1)Zuschauer: 7000.