Kommentar zum Thüringen-Beben Ein rabenschwarzer Tag für die Demokratie

Meinung | Düsseldorf · Es ist eine Blamage für CDU und FDP, einen bürgerlichen Ministerpräsidenten mit den Stimmen der AfD zu wählen. Jetzt sind die Spitzen der demokratischen bürgerlichen Parteien gefragt.

 Mike Mohring, (r) CDU-Fraktionschef gratuliert Thomas Kemmerich (l, FDP), dem neuen Thüringer Ministerpräsidenten, im Erfurter Landtag.

Mike Mohring, (r) CDU-Fraktionschef gratuliert Thomas Kemmerich (l, FDP), dem neuen Thüringer Ministerpräsidenten, im Erfurter Landtag.

Foto: dpa/Martin Schutt

Wenn es nicht so schlimm für die Kultur der Demokratie in unserem Lande wäre, müsste man fast der AfD zu ihrem politischen Coup in Thüringen gratulieren. Da tritt die Rechtsaußen-Partei mit einem eigenen Kandidaten in der dritten und entscheidenden Wahl zum Ministerpräsidenten an und gibt ihm keine einzige Stimme. Dafür wird der Freidemokrat Thomas Kemmerich mit den Stimmen von FDP, CDU und AfD gewählt – ein Szenario, das die bürgerlichen demokratischen Parteien unbedingt vermeiden wollten. Natürlich führt die AfD mit der Nichtwahl des eigenen Kandidaten demokratische Prinzipien ad absurdum. Aber darin hat sie bekanntlich Übung. Dass Christdemokraten und Liberale dermaßen tapsig in eine offensichtliche Falle treten, spricht nicht für die politische Reife ihrer Protagonisten vor Ort.