Kampfhund tötet Mädchen Polizei will schnelle Anklage

Nordhausen (RPO). Nach der tödlichen Kampfhund-Attacke auf ein dreijähriges Mädchen in Thüringen will die Polizei die Ermittlungen rasch vorantreiben. Es werde mit Hochdruck ermittelt, sagte ein Sprecher der zuständigen Polizeidirektion Nordhausen am Dienstag. Ziel sei es, den Fall möglichst bald an die Staatsanwaltschaft abzugeben, die über eine mögliche Anklage entscheidet. Unterdessen rufen Politiker nach einer bundesweit einheitlichen Gefahrenhundeverordnung.

CSU-Innenexperte Hans-Peter Uhl forderte für Kampfhunde-Besitzer strenge Auflagen wie Meldepflichten sowie Leinen- und Maulkorbzwang. In allen 16 Bundesländern sollte zudem eine weitgehend einheitliche Hundeverordnung verabschiedet werden, sagte er der "Bild"-Zeitung. Darüber hinaus gehöre die Zucht von Kampfhunden sowie der Handel mit den Tieren verboten.

SPD-Rechtsexperte Peter Danckert sagte dem Blatt: "Wenn es die Verfassung zulässt, brauchen wir dringend eine bundeseinheitliche Regelung zum Schutz vor Kampfhunden." Andernfalls müssten sich die Länder in einem Staatsvertrag auf Maßnahmen einigen, die "solche Vorfälle wie jetzt in Thüringen" verhinderten. Das mindeste sei eine Maulkorbpflicht "für alle diese Rassen", sagte Danckert.

Thüringen zweifelt am Sinn von Rasselisten

Der Erfurter Innenminister Peter Michael Huber (CDU) verteidigte die in Thüringen geltende Gefahrenhundeverordnung. Die Regelungen des Landes seien "so schlecht nicht", sagte er dem MDR. Die Verordnung des Landes erlaubt es den Behörden, die Haltung als gefährlich eingestufter Hunde zu verbieten oder deren Halter zur Abgabe des Tieres zu zwingen. Eine Rasseliste wie in anderen Bundesländern mit besonderen Auflagen für die Haltung bestimmter Hunderassen gibt es in Thüringen aber nicht.

Huber sagte, es sei strittig, ob Rasselisten einen Sinn hätten und ob Vorfälle wie der in Oldisleben so verhindert werden könnten. Klar sei aber, dass man alles dafür tun müsse. Er könne sich etwa vorstellen, eine Halterprüfung für Hunde ab einer bestimmten Größe einzuführen, unabhängig von der Rasse.

Das dreijährige Mädchen war am Freitag im thüringischen Oldisleben im Kyffhäuserkreis von vier Kampfhunden angegriffen und totgebissen worden. Seine Urgroßmutter wurde schwer verletzt. Die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Tötung gegen die 44-jährige Tante des Kindes als Halterin der vier Staffordshire-Bullterrier-Mischlinge. Der Polizeisprecher sagte, die Urgroßmutter befinde sich nach wie vor in der Klinik, Lebensgefahr bestehe aber nicht.

(apd/awei)
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