Regierungsbeauftragte: Ausmaß "erschütternd" In drei Monaten über tausend Missbrauchs-Meldungen

Dortmund (RPO). Der Regierungsbeauftragten zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs, Christine Bergmann, sind seit ihrem Amtsantritt vor drei Monaten mehr als tausend sexuelle Übergriffe gemeldet worden. Fast alle der Betroffenen wurden mehrfach missbraucht.

Wie entdeckt man, ob ein Kind missbraucht wird?
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Foto: AP

"Das Ausmaß und die Massivität, mit der Kinder sexuelle Gewalt erleben, sind erschütternd", sagte Bergmann den "Ruhr Nachrichten". So hätten fast 90 Prozent der Betroffenen angegeben, dass sie Missbrauch wiederholt oder mehrfach erlebt hätten. "Tätertoleranz darf nicht länger vor Opferschutz gehen", forderte Bergmann angesichts des Ausmaßes der Übergriffe.

Ein Drittel der gemeldeten Fälle geschahen dem Bericht zufolge innerhalb von Familien und im Bekanntenkreis, zwei Drittel aller Fälle geschahen in Institutionen. Bei der Hälfte der Fälle in Institutionen geschah der sexuelle Missbrauch innerhalb kirchlicher Einrichtungen, vor allem in katholischen Einrichtungen.

Bergmann war als Regierungsbeauftragte eingesetzt worden, nachdem eine Reihe sexueller Übergriffe in katholischen Einrichtungen wie etwa Schulen des Jesuiten-Ordens bekannt geworden waren.

Von den Betroffenen, die das neue Angebot der Bundesregierung nutzten, hatten sich laut dem Bericht mehr als 60 Prozent zuvor noch niemandem anvertraut. Die Altersspanne der Anrufer reiche von 17 bis 79 Jahren, das Durchschnittsalter liege bei 50 Jahren.

Auffällig sei, dass Jungen häufiger in kirchlichen Einrichtungen, Mädchen häufiger in therapeutischen Einrichtungen missbraucht wurden. Vom Missbrauch innerhalb von Familien seien Frauen in ihrer Kindheit doppelt so häufig betroffen gewesen wie Männer.

(AFP/top)
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