Pokerraub in Berlin Verdächtige gestehen vor Gericht

Berlin (RPO). Im März stürmten sie ein internationales Pokerturnier, nun verfolgen sie hinter Panzerglas ihren Prozess: Vor der Jugendstrafkammer des Berliner Landgerichts haben am Montag vier junge Männer ihre Beteiligung an dem spektakulären Überfall auf ein Pokerturnier gestanden.

Überfall auf Poker-Turnier
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Das Quartett räumte ein, knapp 242.000 Euro erbeutet zu haben. Über den Verbleib des Geldes, von dem bis heute nur 4000 Euro wieder aufgetaucht sind, schwiegen die Angeklagten. Die mutmaßlichen Drahtzieher des Coups sitzen in Untersuchungshaft.

Die Anklage gegen die vier Männer im Alter von 19 bis 21 Jahren lautet auf schweren Raub und gefährliche Körperverletzung. Im März hatten sie maskiert und bewaffnet Deutschlands größtes Pokerturnier gestürmt, bei dem es um eine Million Euro ging. Die Räuber räumten einen Tresor aus, verloren im Gerangel mit Wachmännern aber den Großteil der Beute. In einem wartenden Auto entkamen sie mit 242.000 Euro. Angeblich verteilte einer der Drahtzieher an jeden 40.000 Euro. Einer von ihnen will aber nur 5000 Euro bekommen haben.

In den Libanon abgesetzt

Am ersten Verhandlungstag schilderten die Angeklagten, von denen drei nach eigenen Angaben seit Jahren befreundet sind, den Ablauf des missglückten Coup. Ein 20-Jähriger, der sich wenige Tage nach dem Überfall gestellt und als Kronzeuge ausgesagt hatte, wiederholte vor Gericht sein Geständnis. Er ließ eine Erklärung verlesen, in der er zugab, die Lage vor Ort ausgekundschaftet zu haben und mit einer Schreckschusspistole bewaffnet gewesen zu sein.

"Mir wurde erst nach der Tat klar, was ich getan hatte", sagte der 20-Jährige. Er führte dies auch darauf zurück, zum Tatzeitpunkt regelmäßig Drogen genommen zu haben. Der junge Mann war nach seinem Geständnis im März unter Auflagen auf freien Fuß gesetzt worden. Am vergangenen Donnerstag wurde er erneut festgenommen. Er soll vor dem Pokerraub einen weiteren Überfall begangen haben.

Ein 20-jähriger Komplize räumte ein, für seine Beteiligung 40.000 Euro erhalten zu haben. Seinen Anteil habe er aber abgegeben und nie wieder gesehen. In seiner schriftlichen Erklärung bereute er den Überfall und entschuldigte sich dafür, Wachmänner "geschubst" zu haben. Der 20-Jährige hatte sich im März zunächst in den Libanon abgesetzt, sich dann aber der Polizei gestellt. Nach seiner Rückkehr war er am Flughafen festgenommen worden. Seinem Onkel, der in Untersuchungshaft sitzt, wird vorgeworfen, die jungen Männer angestiftet und das Fluchtauto gefahren zu haben.

Ein dritter junger Mann legte ein Geständnis ab und beantwortete als einziger auch Nachfragen des Richters. Der 20-Jährige behauptete, im Gegensatz zu seinen Komplizen nur 5000 Euro erhalten zu haben. In einer polizeilichen Vernehmung hatte er erklärt, der Onkel habe dem Quartett Konsequenzen für den Fall angedroht, dass sie bei einer Verhaftung aussagten. Vor Gericht wollte sich der junge Mann an diese Drohungen nicht erinnern.

Zu seiner Flucht in die Türkei sagte er, er habe Angst gehabt, erneut ins Gefängnis zu müssen. Wie sein Komplize, der sich in den Libanon abgesetzt hatte, war auch er auf einem Berliner Flughafen festgenommen worden. Der 20-Jährige entschuldigte sich für die Tat. "Ich habe mich überreden lassen", sagte er.

Die Angeklagten betonten vor Gericht, erst am Tag des Überfalls von einem Hintermann über den geplanten Coup informiert worden zu sein. "Zieh dich an und trommele ein paar Leute zusammen", habe ein Anrufer zu ihm gesagt, sagte einer. Den Namen des Anrufers wollte er nicht sagen.

Drahtzieher warten auf eigenen Prozess

Zwei mutmaßliche Hintermänner des Coups sitzen noch in Untersuchungshaft. Gerichtssprecherin Petra Carl sagte, die beiden Drahtzieher hätten sich bislang nicht zur Tat geäußert. Einer von beiden soll bei dem Pokerturnier mitgespielt und die Tat geplant haben.

Auch der vierte Angeklagte hat die Tat in einer früheren Vernehmung bereits gestanden. Seine Aussage vor Gericht wurde für den zweiten Verhandlungstag angekündigt. Am Donnerstag wird der Prozess fortgesetzt. Bis Mitte Juli sind insgesamt acht Verhandlungstage angesetzt.

(apd/felt)
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