Viereinhalb Jahre Haft Enkelin tötet sadistischen Großvater

Aachen · Eine von ihrem Großvater jahrelang missbrauchte Frau ist vom Landgericht Aachen wegen Totschlags ihres Peinigers zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden.

Bei einer versuchten Aussprache hatte sie dem 81-Jährigen mehrfach mit großer Wucht ein Küchenmesser in den Hals gestoßen. Die Kammer stufte die Tat am Donnerstag als minderschwer ein. Angeklagt war ursprünglich Mord. Laut Sachverständigengutachten war die 28 Jahre alte Frau bei der Tat nur vermindert schuldfähig.

"Der Großvater hat seine Enkelin seit dem Kindergartenalter über Jahre hinweg sadistisch und grausam missbraucht", fasste der Vorsitzende Richter Gerd Nohl Details aus der nicht öffentlichen Beweisaufnahme zusammen.

Diese seien selbst für die Kammer "nur schwer zu ertragen gewesen". Heute sei die Frau durch das Erlittene psychisch krank und brauche dringend professionelle Hilfe. "Für sie wird es ein langer und nicht einfacher Weg", sagte Nohl weiter.

Kurz vor einer stationären Therapie in einem Krankenhaus habe sie im Juli die Aussprache mit dem Opa gesucht. Dieser habe für sie auf erschütternde Weise reagiert und seine Schuld heruntergespielt.

Er habe die Enkelin am Arm berührt und sie seinen Schatz genannt. In einem überwältigenden Affekt habe die Frau dem 81-Jährigen zunächst mit einer kleine Holzfigur rund zwanzigmal gegen den Kopf geschlagen und dann so fest zugestochen, dass der Griff des Messers abbrach und die Klinge im Körper des Großvaters stecken blieb.

Der Prozess wurde wegen der vielen zur Sprache gekommenen intimen Details aus dem Leben der Angeklagten unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt. Die Frau hatte die Bluttat bereits nach ihrer Festnahme Ende Juli gestanden. Das Urteil ist rechtskräftig.

(lnw/nbe)
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