Jahresrückblick 2015 Düsseldorfer Persönlichkeiten nach Sternen bewertet
Campino, fünf Sterne
Düsseldorfs zweiter Barde machte in diesem Jahr alles richtig. Selbst Leute, die seine Musik nicht mögen, zollen ihm Respekt. Dass er eine klare Haltung zur Flüchtlingsproblematik hat, war vorher schon klar, aber inzwischen kommt das ohne Oberlehrer-Getue rüber. Und mit Respekt vor dem, was die Menschen im Land leisten. „Ich bin mit das Uncoolste, was du in der Republik treffen kannst“, sagte er dem Rolling Stone. Sehen wir komplett anders!
Friedhelm Adolfs, zwei Sterne
Prozess, Berufung, Klagen, Beweisaufnahmen – Deutschlands bekanntester Raucher kommt nicht zur Ruhe. Vielleicht sollte er einfach mal das Rauchen reduzieren. Ist nur ein Ratschlag von jemandem, der es gut meint. Weil man sich natürlich fragt, wie lange das noch so weitergehen soll mit dem 70-Jährigen. Dieses Jahr also der Schlaganfall. Der Streit um Raucher Friedhelm zieht sich nun schon t über zwei Jahre hin. Uns tut er irgendwie auch leid.
Die Gaslaterne, ein Stern
Mein Licht geht aus, wir gehen nach Haus. Mancher sieht es so, andere so, Düsseldorfer Gaslaternen sind Weltkultur oder Technikschrott, Befürworter sind Fortschrittsfeinde, LED-Anhänger mögen Düsseldorf nicht. Wir sind die Diskussionen leid! Selten spatete ein Thema die Stadt so wie die funzeligen Lichtspender. Wieso kann man eigentlich nicht einfach darüber abstimmen? Drei Vorschläge, jeder Düsseldorfer muss sich für einen entscheiden, und gut ist. Nein? Aaargh...
Selim Varol, ein Stern
Dass man so viel Wind um die Filialeröffnung einer Burger-Braterei in Golzheim macht – geschenkt, Klappern gehört zum Handwerk. Auch, dass man wegen diverser Probleme jene Eröffnung immer wieder verschiebt, verbuchen wir unter Kleinklein und ein bisschen chaotisch halt. Doch eins wollen wir kurz festhalten: Ein Burger genau wie eine Pizza ist nicht wirklich die größte kulinarische Errungenschaften seit der Nutzung des Feuers. Und soo irre originell ist das alles auch nicht mehr.
Der Biber, vier Sterne
Ja, wir konnten viele Neu-Düsseldorfer in diesem Jahr begrüßen, aber einen wollen wir besonders hervorheben: Der Biber ist zurück. Wo genau, weiß man nicht, aber es gibt ihn, versicherten Naturschützer in diesem Jahr. Er habe Fußspuren hinterlassen, und bevor wir jetzt verwackelte Fotos zugeschickt bekommen: In 99,9 Prozent der Fälle haben Sie eine Bisamratte gesehen. Denn der Biber ist ein scheuer Gesell und hat jede Menge Möglichkeiten, sich zu verstecken.
Tutanchamun, vier Sterne
Schon klar, dass dieser ägyptische Pharao die Reparatur seiner Maske Düsseldorf verdankt. Wo kennt man sich denn mit solch zurückhaltenden Outfits aus? Wo weiß man Bescheid um die Bedürfnisse von Leuten in den besten Jahren, die den Prozessen des Zerfalls entgegenzuwirken suchen? Wo werden überdimensionierte Bauwerke in der Nähe von großen Flüssen, mit denen Politiker sich ein Denkmal setzen wollen, geschätzt und gepriesen wie ein Weltwunder? Eben!
Organisierter Karneval, kein Stern
Im Fegefeuer der Eitelkeiten wähnte sich in diesem Jahr der organisierte Karneval. Rücktritt des Gespanns Hinkel-Joußen, welche Rolle spielt Stefan Kleinehr, wie ausfallend wurde Dino Conti Mica wirklich? Wie verlaufen die Fronten nun eigentlich? Und bei den Jecken bleibt der Eindruck zurück, dass so viel Spaß an der Freude ja gar nicht wahr sein kann. Ach, schade, das alles! Bleibt die Hoffnung, dass mit Michael Laumen als neuem Präsidenten alles gut wird.
Heinz-Werner Meier, vier Sterne
Seniorenbeiräte gehen den Etablierten nicht selten auf die Nerven. Es ist ja ihre Aufgabe, darauf hinzuweisen, wenn etwas nicht im Sinne der älteren Menschen läuft, sich für sie einzusetzen. Herr Meier macht das ziemlich gut, wie wir finden. Fünf Jahre lang kämpfte er dafür, dass ältere Menschen auf dem Nordfriedhof mit dem Elektromobil zu den Gräbern ihrer Angehörigen kommen. Sie brauchten in diesem Jahr nur eine Nummer wählen. Das nennen wir Hartnäckigkeit.
Walter Schuhen (rechts), zwei Sterne
Sie kennen Walter Schuhen nicht? Dann gehen zu einer x-beliebigen Veranstaltung in Düsseldorf. In-Treff, Neujahrsempfang, irgendwas Politisches, er ist da! Und wenn zwei Veranstaltungen parallel stattfinden? Kein Problem. Gerüchten zufolge haben seine chinesischen Auftraggeber von dem Sprecher des China-Centers diverse Raubkopien erstellt, die es ermöglichen, Walter Schuhen auch zeitgleich an verschiedenen Orten einzusetzen. Eine von ihnen ist übrigens immer in der Kneipe von Michael Naseband.
Nihat Öztürk, fünf Sterne
Wenn es darum geht, Konzernen die Stirn zu bieten, ist er vorn: Nihat Öztürk, Chef der IG Metall. Den Kampf um Whitesell in Neuss hat er verloren. Aber er kämpfte wie ein Löwe. Einen Tag nach einer schweren Erkrankung gab er ein Zeitungsinterview, um für Jobs zu streiten. Beim Protest gegen Daimler-Jobabbau oder Dügida konnte es jeder sehen: Es gibt kaum einen Funktionär, hinter dem seine Leute so geschlossen stehen wie hinter diesem Intellektuellen. Und auch bei den Arbeitgebern genießt er größten Respekt.
Oscar Bruch (rechts), ein Stern
Wir trocknen immer noch die Tränen vor Ergriffenheit: Düsseldorf wäre eine Wüste ohne die großzügigste Spende des Jahres des Düsseldorfer Riesenraddrehers. Im vergangenen Jahr hat er ein Drittel der Tageseinnahmen am letzten Tag für die Aktion „Neue Bäume für Düsseldorf“ gegeben. Was dürfen wir nur dieses Jahr erwarten, wo er doch gar auf der Kö sein Rad schlägt? Alle Kinder teilen sich einen übriggebliebenen Schoko-Weihnachtsmann? Licht-Duschen für alle? Wir sind gespannt...
Karl-Heinz Gatzweiler, vier Sterne
Dass Bier verbindet, wissen wir. Wie sehr, haben Sie uns gezeigt. Seit Jahrhunderten trennt die beiden doch so ähnlichen Städte Köln und Düsseldorf eine innige Feindschaft. Sie wagten den ersten Schritt der Versöhnung. Als Inhaber des traditionsreichen Brauhauses Schlüssel lassen Sie Altbier in einer Kölschbrauerei in Köln brauen. Ein wahrer Bierfriedensfürst. Kölner und Düsseldorfer reichen sich die Gläser und sagen Prost. Danke für diese große Gerste, äh, Geste.
Peter König (rechts), drei Sterne
Er hatte kein leichtes Jahr und dabei war es sein zwanzigstes als Chef der Füchschen-Brauerei. So begann es mit der Trennung. Von seinem Verlobten Eike Siebens. Die Liebe, das Eheversprechen, das ganze Drama wurde öffentlich gemacht. Dann wurde es ein wenig stiller um den Düsseldorfer Bierkönig. Bis zu seiner Reise nach San Francisco, wo König wieder feierte. Bei der Schwulenparade, glücklich lachend Fotos postete. Sieht nach einem gelungenen Comeback aus. Glückwunsch!
Simone Küffner, ein Stern
Stell dir vor, du kommst an den Rhein und kein Schiff wird kommen. Eigentlich ja eine seltsame Sache, aber weil die Chefin der Weißen Flotte öffentlich einen Strauß mit der Stadt auszufechten hatte, standen Tausende hilflos am Ufer. Offene Briefe, Beschuldigungen, Kriegserklärungen gar – also wir fragen uns, ob das wirklich nötig war. Ein Schiff ist doch etwas Verbindendes, bringt Menschen zueinander. Und außerdem: Eine Seefahrt soll doch lustig sein.
Kraftwerk, fünf Sterne
Was Ralf Hütter (Foto) und Florian Schneider für das Image Düsseldorfs in diesem Jahr getan haben, kann gar nicht hoch genug bewertet werden. Schon legendär sind die Shows in der Berliner Neuen Nationalgalerie, hinzu kommt eine ausverkaufte USA-Tournee, bei der Hütter im Rolling Stone das Umland Düsseldorfs lobt. Am unteren Niederrhein begann das Herz der modernen Kultur zu schlagen. Braucht man mehr für eine Image-Kampagne, Frank Schrader?
Michael Fübi, vier Sterne
Er hat nun sein erstes Jahr als Chef des Tüvs Rheinland hinter sich und leistet gute Arbeit. Und dabei muss man die Umstände bedenken: Der Mann ist Düsseldorfer und muss sich jeden Tag durch den Verkehr nach Köln quälen. Sicher ist es schwierig, ausgerechnet in der Stadt von Klüngel, Karneval und Chaos für Sicherheit zu sorgen. Ein wenig ist das ja, wie in der Hölle eine Bibelgruppe zu leiten. Aber gut: ein tapferer Mann, der das Chaos kontrolliert und ein gutes Jahr hingelegt hat.
Die Givebox, zwei Sterne
Wir möchten nicht mehr, dass die Dinger abbrennen oder versaut werden, dass sich Menschen ohne Manieren in ihnen entleeren. Ist ein bisschen häufig gewesen in diesem Jahr. Aber vielleicht liegt der Fehler ja auch im Konzept. Und eine andere Frage: Kann man die Dinge, die man loswerden will, nicht einfach spenden, übers Internet verschenken oder eben entsorgen? Wir wissen, dass die Menschen es gut meinen, aber letztlich: Gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht.
Britta Damm, vier Sterne
Sie ist die Angela Merkel des Schützenwesens. Als Chefin von 15.000 Düsseldorfer Schützen gelingt es ihr nicht nur, Vorurteilen entgegenzuwirken, sondern sie sorgt auch dafür, dass ihnen die Grundlage entzogen wird. Ein schwuler Schützenkönig? „Es ist einfach an der Zeit, dass jetzt so gehandelt wird. Ich wünsche mir, dass das irgendwann so normal wird, dass man darüber gar nicht mehr redet.“ Wir schaffen das schon.
Farid Bang (rechts), drei Sterne
Eigentlich wirkt Düsseldorfs dritter Barde ja wie eine Persiflage, eine gut gemachte deutsche Version von Ali G., dessen manieriertes Getue hervorragend geeignet ist, um die Großeltern deutscher Mittelstandskids ein wenig zu verschrecken. Vielleicht leben wir ja auch in einer Parallelwelt, aber Düsseldorf als Basis für einen Ghetto-Gangster-Rapper scheint uns sehr abwegig. Aber gut. Wenn dabei mehr als 200.000 verkaufte Tonträger rauskommen...
Joints, fünf Sterne
Hey, also, ja, ähm, wir ham da mal ne klitzekleine Frage. Wo is’n jetzt der Laden, wo man, also, das Dope kaufen kann? Free Düsseldorf und so? Legalize it? Ham wir da wieder einmal was verpasst? Wo gibt’s denn jetzt das? Ja also, diese Debatte um die Joint-Freigabe, ne? Die war doch irgendwann, oder? Ham wir da irgendwie was verpasst? Ach, is ja auch egal oder? Mann, legal, illegal, scheißegal, wer will was? Hör mal auf Alter, ist einfach TOO MUCH jetzt. Und Sterne? Ey, Alter, ganz gaanz viele....
Die Alpen, kein Stern
Sowas nennt sich nun Gebirge! Pah! Auf seiner diesjährigen Tour für einen guten Zweck ist Düsseldorfs OB Thomas Geisel von einem Gipfel zum anderen förmlich gehüpft wie andere Primaten von Baum zu Baum. Oder eher wie ein Flugeichhörnchen, wir wollen ja nicht despektierlich sein. Dieses Gebirge jedenfalls konnte dem OB nichts anhaben. Lächerlich! Jeden Tag ein neuer Gipfel und wenn das Wetter mies war, dann nahm er halt einen anderen. Rauf runter, Facebook-Post, weiter geht’s.
Dieter Nuhr, vier Sterne
Grundsätzlich gilt, dass die meisten Deutschen Dieter Nuhr wohl witzig finden, sonst wäre er kaum als bester Komiker mit dem deutschen Comedypreis ausgezeichnet worden. Was uns aber noch mehr meisten irritiert ist, dass er sich für seine doch noch relativ harmlosen Späße über Islamisten vor Radikalen und professionellen Falschverstehern in Acht nehmen muss. Nuhr soll sich rechtfertigen müssen, weil er sich lustig macht? Wir nehmen das nicht hin und vergeben solidarische vier Sterne.
Jörg Schnorrenberger (links), ein Stern
Wir sind irritiert: Was ist nur aus den Düsseldorfer Maklern geworden? Etwa der Vorsitzende des Rings deutscher Makler. Er mache sich Sorgen um das Andreasquartier, meldete er sich zu Wort. Dort seien Konflikte der Bewohner der neuen Luxusimmobilien mit den Feierwilligen auf der Ratinger Straße programmiert, sagte er. Wir wissen immer noch nicht, wie uns geschieht. Bei eigenen Objekten nannten Makler so etwas früher noch „zentrale Lage“ oder „mitten im Leben“.
Dorothee Achenbach, zwei Sterne
Dumm ist das nicht, dieses Buch, leicht verrucht, prophezeit der Titel doch ein Spinksen in die Kommoden der Oberen Zehntausend: „Meine Wäsche kennt jetzt jeder“. Und doch ist er ja sowas wie eine selbsterfüllende Prophezeiung. Wer sie bisher nicht kannte, lernt sie nun kennen, die Wäsche. Das ist natürlich auch wieder gelogen. Echt ist an diesem Buch – so glauben wir – wenig. Aber gut und amüsant gelogen ist ja auch was wert. Wie Sie zu gut wissen.
Jürgen Becker, zwei Sterne
Irgendwie biedern Sie sich uns ja mittlerweile einmal im Monat an. Rosenmontag fahren Sie hier mit im Zoch, Sie werden nicht müde, Düsseldorf schön zu finden und dann noch dieser Vorschlag, Köln uns einzugemeinden, weil die Stadt sich nicht selbst organisiert bekommt. Netter Versuch, aber wissen Sie, was ein Danaergeschenk ist? Na, dann googeln Sie das doch mal. Wir haben unseren Homer gelesen. Kleiner Tipp: Hat was mit Griechen und Trojanern zu tun.
Giuseppe Saitta, vier Sterne
Der Edelgastronom ist ein aufrechter Christdemokrat – fühlt sich nicht dem Fraktionszwang, sondern seiner Überzeugung verpflichtet. Sympathien für SPD-Oberbürgermeister Geisel hegt der Sizilianer nicht erst seit der gemeinsamen Tour nach Palermo, bald Partnerstadt Düsseldorfs. Saitta stimmte, anders als der Rest der CDU, für die neue Beigeordnete Dorothée Schneider (SPD) – und hätte auch der Tour de France ein Ja gegeben, wenn er im Plenarsaal gewesen wäre.
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