Dinslaken Virtuos, witzig, kriminell gut

Dinslaken · Beim "Blind Date Kultur" im alten Gaswerk kleidete die Kölner Saxophon Mafia bekannte Stücke aus Operetten und Revuefilmen in ein filigranes Jazzgewand. Mit von der Partie war die Sängerin Élodie Brochier.

Ein fein gewobenes Klangwerk tönt durch das "Alte Gaswerk". Auf der Bühne stehen vier Männer mit ihren Blasinstrumenten. Auf der einen Seite der Groove, auf der anderen virtuose Soli der einzelnen Akteure, gestützt von den übrigen Musikern des Quartetts. Den Mitgliedern der Kölner Saxophon Mafia dabei zuzuhören, wie sie Stücke aus alten Operetten und Revuefilmen in ein neues, jazziges Klanggewand stecken, wäre eigentlich schon genug für einen gelungenen Konzertabend. Doch da ist ja noch der eigentliche Star des Abends auf der Bühne: Multitalent Élodie Brochier.

Einzigartige Show

Die Dame singt nicht nur. Sie schmeichelt sich mit ihrer Stimme in die Gehörgänge ein, klingt lasziv, verlockend. Sie kreischt, schreit, trillert und drückt jedem einzelnen Stück ihren ganz persönlichen Stempel auf. Aber damit nicht genug. Denn auch mit Gestik und Mimik werden die Liedtexte von ihr interpretiert. Wird es etwas zu kitschig, rollt Élodie Brochier mit den Augen, zieht Grimassen, um Sekunden später wieder warm zu lächeln. Das Publikum lacht über einige dieser Kapriolen, die gewissen Stücken ihren Ernst nehmen. Bei anderen Liedern wird dieser aber auch betont.

Doch damit noch nicht genug. Denn Élodie Brochier lässt auch gerne mal ihre selbst gearbeiteten Puppen tanzen. So darf dann eine ihrer Kreationen beim Stück "Im Salzkammergut, da ka'mer gut lustig sein" übernehmen. Zwischen den blonden Haaren und dem roten Kleid öffnet sich der Mund der Puppe, während Brochier ihrer Partnerin die Stimme leiht. Schließlich fängt die hölzerne Sängerin an zu schluchzen und stopft sich, zur Beruhigung, erstmal eine große, weiße Maus in den Mund. Auch das sehr zur Erheiterung der Zuschauer. Diese vielfältigen Ansätze zur Interpretation der Musik der Saxophon Mafia sind es, die Élodie Brochier zum Mittelpunkt der Show machen.

Hass im Land des Lächelns

Aber da waren ja auch noch die vier Saxophonvirtuosen und deren Instrumente. "Das folgende Stück habe ich in meiner Kindheit jeden Tag gehört. Und ich habe es gehasst", sagt Musik-Mafioso Wollie Kaiser. Das ist seine Ankündigung der Mafia-Version von Franz Lehárs "Immer nur lächeln" aus der Operette "Das Land des Lächelns". Dass hier nicht alles ganz ernst genommen wird, dürfte zwar klar sein. Es ist trotzdem faszinierend, wie ein Stück Operette sich durch die Bearbeitung der Mafiosi in einen modernen Jazzsong verwandelt. Das sah das Publikum genau so, spendete eifrig Applaus und bekam dafür noch eine Zugabe serviert.

(RP)
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