Machtkampf und sportliche Krise Cruyff: Situation bei Ajax ist "wahnsinnig"

Amsterdam · In einer Tabelle der Spiele des Jahres 2012 in der niederländischen Ehrendivision steht auf Platz 17 ein Fußball-Klub, bei dem eine solche Platzierung eigentlich undenkbar ist: Ajax Amsterdam. Am kommenden Wochenende spielt Ajax gegen NAC Breda – die einzige Mannschaft, die noch schlechter dasteht.

 Johan Cruyff will Ajax wieder an die Spitze führen.

Johan Cruyff will Ajax wieder an die Spitze führen.

Foto: AP

In einer Tabelle der Spiele des Jahres 2012 in der niederländischen Ehrendivision steht auf Platz 17 ein Fußball-Klub, bei dem eine solche Platzierung eigentlich undenkbar ist: Ajax Amsterdam. Am kommenden Wochenende spielt Ajax gegen NAC Breda — die einzige Mannschaft, die noch schlechter dasteht.

Die Tageszeitung "De Telegraaf" spottete bereits, das sei ja dann wohl ein Duell des "Lahmen gegen den Blinden". Nach dem Chaos am Ende des vergangenen Jahres, als Ajax- (und Barcelona)-Idol Johan Cruyff versuchte, den Klub zu reformieren, ist nichts besser geworden — im Gegenteil. Am vergangenen Wochenende verlor Ajax zum ersten Mal in seiner Geschichte in zwei Jahren beide Spiele gegen einen Kontrahenten, den FC Utrecht.

Immer neue Konflikte

Vor einigen Wochen das Aus im Pokal gegen AZ Alkmaar und dann war da noch ein dramatisches 2:4 gegen Erzrivalen Feyenoord, der seit vielen Jahren gegen Ajax nicht mehr gewonnen hatte. Eigentlich muss Ajax jetzt auch noch um die Qualifikation für den Europapokal zittern. Am Montag schrieb Cruyff in seiner Kolumne im "Telegraaf", dass die Situation bei Ajax "wahnsinnig" sei. Tatsächlich tun sich immer wieder neue Konflikte auf.

Am Dienstag wird Cruyff in Amsterdam, wenn er denn kommt, in Haarlem das Urteil der Richter in seinem Prozess mit den vier anderen Mitgliedern des Aufsichtsrat hören. Der Chef des Aufsichtsrates, Steven ten Have, hatte hinter dem Rücken von Aufsichtsratsmitglied Cruyff dessen Erzfeind Louis van Gaal als Direktor installieren wollen. Dazu als Interims-Direktor Martin Sturkenboom — der in der vergangenen Woche von wütenden Ajax-Fans zu Hause bedroht wurde.

Cruyff wunderte sich auch, dass mit Danny Blind ein weiterer Mann als vorläufiger technischer Direktor eingesetzt wurde — der noch vor einem Jahr Assistenztrainer des heutigen Trainers Frank de Boer war und jetzt praktisch dessen Vorgesetzter sein soll.

Trikotspüonsor macht Ärger

In einigen Tagen folgt dann die "Buitengewone Algemene Vergadering van Aandeelhouders (BAVA)", die Versammlung der Ajax-Eigentümer. Hier hat die Vereinigung Ajax 73 Prozent der Anteile, könnte van Gaal noch verhindern bzw. den Aufsichtsrat zur Aufgabe auffordern. Andere Eigentümer sind Delta Lloyd (9,95 Prozent) und der Börsenhändler Adri Strating (8,65 Prozent).

Sorgen macht sich auch Trikotsponsor Aegon. Die Versicherung bezahlt nun zwölf Millionen Euro im Jahr, und der Vertrag läuft noch drei Jahre. Am Sonntag sagte ein Aegon-Sprecher bei einer Veranstaltung von Ex-Ajax-Spielern, dass wegen der Streitigkeiten der Wert des Sponsor-Deals um fünf Millionen Euro pro Jahre gesunken sei. Für Cruyff ist die Lösung dennoch ganz einfach. Am Wochenende saßen 150 Ex-Spieler von Ajax auf der Tribüne in der Arena. Deren Sachverstand müsse Ajax nutzen.

(sid)
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