Machtkampf bei Ajax Amsterdam Demo für "König Johan"

Düsseldorf · Fans von Ajax Amsterdam stellen sich im Machtkampf auf die Seite von Johan Cruyff. Das niederländische Fußball-Idol will verhindern, dass der ehemalige Bayern-Trainer Louis van Gaal Generaldirektor wird.

 Ajax-Anhänger entzünden bei einer Kundgebung für Cruyff bengalische Feuer vor der Arena

Ajax-Anhänger entzünden bei einer Kundgebung für Cruyff bengalische Feuer vor der Arena

Foto: dpa

Mitte Juli brach Ajax Amsterdam mal wieder in die Zukunft auf — selbstverständlich nach einem zünftigen Hauskrach. Johan Cruyff (64), der Säulenheilige des niederländischen Fußballs, hatte seinem alten Klub nicht nur ein Paket mit Reformplänen überreicht, sondern den gesamten Vorstand zum Rücktritt gezwungen. Die neue Führung erfand den "Rat der Kommissare" und berief den Vizeweltmeister von 1974 ins fünfköpfige Gremium. "König Johan" hatte zum ersten Mal seit seiner Trainertätigkeit (1985 bis 1988) wieder ein offizielles Amt bei Ajax. Alles sah gut aus.

Vier Monate später rauchen beim streitlustigen niederländischen Rekordmeister, der in der Liga mit zehn Punkten Rückstand auf Alkmaar auf Platz vier dümpelt, mal wieder die Trümmer. Vier der fünf Kommissare haben an Cruyff vorbei den von ihm herzlich gehassten ehemaligen Bayern-Trainer Louis van Gaal (60) zum Generaldirektor ausgerufen, indem sie einen Besuch Cruyffs in Barcelona zur entscheidenden Tagung nutzten. Gegen den Willen des Fußballidols waren sie zu Verhandlungen mit van Gaal nach Portugal gereist.

Cruyff schäumte vor Wut und will van Gaal zur Not vor Gericht verhindern. Seine Kollegen Kommissare streuten munter Gerüchte über diskriminierende Äußerungen der Fußballlegende. So unterstellten sie ihm Rassismus. Edgar Davids sei nur wegen seiner dunklen Hautfarbe im Aufsichtsrat, habe Cruyff gesagt. Prominente ehemalige Spieler, die im Klub sein Nachwuchskonzept umsetzen sollen, stellten sich dagegen öffentlich an die Seite des Idols. Und nun schreitet der Mitgliederrat ein, der die Aktienmehrheit im börsennotierten Verein vertritt. Er verlangt den Rücktritt aller fünf Kommissare, für den Fall einer Weigerung werde er sie abberufen. "Die große Mehrheit des Mitgliederrates hat seine Enttäuschung darüber ausgesprochen, dass der vor einigen Monaten installierte Rat der Kommissare es nicht geschafft hat, in kollegialer Weise die Belange von Ajax zu beherzigen", hieß es.

Damit ist die Schlammschlacht allerdings noch lange nicht beendet. Die Tagung des Mitgliederrates wurde von einer lautstarken Demonstration für Cruyff begleitet. Rund 600 Fans riefen vor der Amsterdamer Arena seinen Namen, traten mit Trikots seiner legendären Nummer 14 auf und entzündeten bengalische Feuer. Und Cruyff arbeitet jetzt mit Mitteln der Öffentlichkeitsarbeit gegen van Gaal. Über seine Kolumne in der Zeitung "De Telegraaf" riet er in väterlichem Ton: "Meine Generation muss einen Schritt zurücktun und für eine neue Gruppe Fußballer, die Ajax wieder an die Spitze bringen will, zur Verfügung stehen. Personen wie Louis und ich sollten nicht mehr Macht ausüben wollen."

Gern unterschlägt er, dass er über die Medien seit Jahrzehnten genau das in Amsterdam und Barcelona tut. Der Mann, der den holländischen Fußballstil verkörperte und den von Barcelona erfand, ist in der Heimat Holland und der Wahlheimat Katalonien ein gefürchteter Besserwisser. Van Gaal steht ihm in nichts nach. Beide halten sich für den Nabel der Welt, und beiden mangelt es weder an Sendungs- noch an Selbstbewusstsein. So hielt sich van Gaal gegen jede fachliche Einschätzung zu gemeinsamen Zeiten bei Ajax für den besseren Fußballer. Dabei war er nie über die zweite Mannschaft hinausgekommen. Als Trainer gewann er aber mit Ajax die Champions League, was wiederum Cruyff ärgerte, der in Amsterdam als Coach nicht mal die Meisterschaft holte.

Zuletzt hat van Gaal dem deutschen Publikum eindrucksvoll vorgeführt, wie er sich selbst sieht. "Als Trainer groß, als Mensch eine Katastrophe", urteilte Bayerns Präsident Uli Hoeneß. Er litt derart unter van Gaals Anspruch auf die Meinungshoheit, dass er sich mit der Münchner Führungscrew auf eine vorzeitige Entlassung des Holländers einigte. Nach Schätzungen muss der deutsche Rekordmeister dem Ex-Trainer bis Juni 2012 monatlich 200 000 Euro überweisen. Der Schmerz muss tief sitzen.

(RP/can/csi)
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