Ex-Bundesliga-Profi wieder Meister in Australien Brisbane huldigt "Mozart" Thomas Broich

Brisbane · Thomas Broich ist zum dritten Mal australischer Fußball-Meister geworden. Vom Leben "Down Under" ist der als bester Spieler der Liga-Geschichte geltende Deutsche begeistert.

 Thomas Broich hat mit Brisbane erneut den Titel gewonnen.

Thomas Broich hat mit Brisbane erneut den Titel gewonnen.

Foto: dpa

Thomas Broich stand im schwarz-orangenen Konfettiregen und wehrte sich gegen die Ovationen, die auf ihn einprasselten. "Es ist so eine Ehre, mit ihm zusammenzuspielen", sagte der 33-Jährige nach seiner dritten australischen Meisterschaft mit Brisbane Roar über Mitspieler Shane Stefanutto — nur um in den nächsten Sätzen auch Ivan Franjic, Besart Berisha und "das ganze Team" zu loben.

Ein bescheidender Versuch, sich selbst ein bisschen aus dem Mittelpunkt zu nehmen. Zum wertvollsten Akteur der A-League war der ehemalige Jugend-Nationalspieler bereits zuvor gewählt worden, nach dem 2:1-Sieg nach Verlängerung im Finale gegen die Western Sydney Wanderers, der für ihn den dritten Titel in vier Jahren bedeutete, wurde er zudem zum besten Mann des Grand Finals bestimmt und erhielt die Joe-Marston-Medaille.

Broich ist Dreh- und Angelpunkt

Fast jede gefährliche Aktion seines Teams war zuvor über den ehemaligen Mönchengladbacher, Kölner und Nürnberger gelaufen. Broich brillierte mit sehenswerte Pässen, präzisen Standardsituationen und gefährlichen Schüssen. Den Ausgleich des früheren Hamburgers Berisha vier Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit bereitete er mit einem Freistoß vor, der Siegtreffer in der Verlängerung durch Henrique fiel im Anschluss an eine Ecke von ihm.

Das völlig verdiente Lob aber, das wollte Broich nicht so richtig akzeptieren. "Er ist unheimlich bescheiden, gleichzeitig aber so positiv getrieben", sagte sein Trainer Mike Mulvey fast gerührt und fügte schwärmerisch an: "Er ist einer der besten Importe, die wir je hatten."

Broich hat an der Ostküste Australiens sein "persönliches Paradies" gefunden. "Wir haben sportlich wie menschlich eine astreine Truppe. Der Unterschied ist, dass hier nicht so viel Geld verdient wird. Deshalb ist das Ego nicht so ausgeprägt wie bei manchen Spielern in Deutschland", sagte der gebürtige Münchner dem SID.

In seiner Heimat steckte Broich in einer Schublade, galt immer nur als Feingeist. Er war der Sonderling, der Klavier spielte und Bücher las, während die anderen an der Playstation zockten. Der Spitzname "Mozart", den ihn sein früherer Mitspieler Stefan Reisinger gab, war eher Stigma als Kompliment, der Hochtalentierte ein Außenseiter. "Innerhalb der Truppe war ich ein wenig isoliert", sagt er heute.

Das ist in Brisbane anders, Broich ist Führungsspieler, Kopf, Herz und Seele der Mannschaft und irgendwie auch des australischen Fußballs. Dass er sich einbürgern lassen will, um für die "Socceroos" bei der WM 2014 zu spielen, war allerdings auch "nur ein Medienthema. Aber keines für den Verband und keines für mich."

Klar ist jedoch: Broich hat in Brisbane einen Vertrag bis 2017. Seine Karriere will er in Australien beenden und eigentlich will er auch darüber hinaus dort bleiben. "Ich bin schon auf den Geschmack gekommen", sagt Broich. Trotz oder vielleicht auch ein bisschen wegen der eigentlich ungeliebten Ovationen.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort