Arbeitgebertag in Berlin Unter der Oberfläche brodelt es

Meinung | Berlin · Politik und Wirtschaft waren selten aufeinander so angewiesen wie vor Beginn dieses Krisenherbstes. Die Kritik der Arbeitgeber am Kurs der Ampel wird daher eingebettet in freundliche, aufmunternde Worte, doch viele verzweifelte Unternehmer sind mit der Regierung unzufrieden. Das ist zwar verständlich, aber unfair.

 Kanzler Olaf Scholz (SPD, links) und Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger am Dienstag in Berlin.

Kanzler Olaf Scholz (SPD, links) und Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger am Dienstag in Berlin.

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Die Worte „gemeinsam“ und „unterhaken“ haben die Rede des Bundeskanzlers auf dem diesjährigen Arbeitgebertag geprägt. Scholz war sichtlich und hörbar um Zuversicht und um Eintracht mit den Wirtschaftsvertretern bemüht, die ihn mit mildem Beifall bedachten. Der Kanzler ist auf die Unterstützung der Wirtschaft angewiesen, will er Deutschland erfolgreich durch diesen Krisenherbst steuern. An diesem Donnerstag ruft er die Sozialpartner zu einer „Konzertierten Aktion“ gegen die hohe Inflation auf. Umgekehrt braucht aber auch die Wirtschaft gerade jetzt die Unterstützung der Politik, weshalb der Arbeitgeberchef seine Regierungskritik in freundliche Worte einbettete. Doch unter der Oberfläche brodelt es: Viele Unternehmen sind verunsichert, viele bereits verzweifelt, weil ihnen wegen der Vervielfachung der Energiepreise die Insolvenz droht.