Deutsche Meisterschaft im Matschfußball Matsche, Patsche, Schlamm

Wöllnau (RPO). Diesen Fußballplatz würden Schiedsrichter normalerweise für unbespielbar erklären. Das Getreidefeld am Ortsrand von Wöllnau im Landkreis Nordsachsen steht vollkommen unter Wasser. Rund 170 Liter Wasser pro Quadratmeter hat die Freiwillige Feuerwehr der Gemeinde auf das Feld gepumpt. Dennoch wird auf dem Acker ein nationales Turnier ausgetragen: die Deutsche Meisterschaft im Matschfußball.

Plitsch, platsch - die Deutsche Meisterschaft im Matschfußball
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Zu der dritten Auflage des Wettbewerbs sind acht Mannschaften angereist. Sie tragen Namen wie Prinzenrolle Wurzen, Eilenburger Ottifanten oder Sonntagskicker. Organisiert wird das Turnier von Stephan Guth. Der 29-Jährige ist Fußballfan und aktiver Thaiboxer.

Die Idee sei ihm gekommen, als er im Internet Videos von Schlammfußball-Turnieren in Finnland gesehen habe. Das habe ihn begeistert. Vor zwei Jahren, als er die Deutschen Meisterschaften zum ersten Mal veranstaltete, gewann Aktivist Authausen. Im vergangenen Jahr holte Turbine Dresden die Meisterschale, die jedes Jahr von Sieger zu Sieger wandert.

Tiefer Boden zehrt an der Kondition

Auf dem matschigen Geläuf stehen sich je fünf Feldspieler und ein Torwart gegenüber. Jedes Team hat sechs Ersatzspieler. Es darf beliebig oft ausgewechselt werden. Die Spieler versinken teilweise bis zu den Knien im Schlamm. Anstatt zu sprinten waten sie eher über das Feld. Auch das Aufstehen fällt den Freizeitkickern sichtlich schwer.

Weil all dies an der Kondition zehrt, sind die Fußballfelder auch nur 30 Meter breit und 60 Meter lang und eine Halbzeit wird bereits nach 13 Minuten abgepfiffen. "Vor allem Oberschenkel und Waden schmerzen nach einem Spiel so richtig", sagt Guth, der für Lokomotive Wöllnau aufläuft und sich außerdem als Schiedsrichter betätigt.

Schuhe versinken im Schlamm

Der zweite Schiedsrichter Uwe Kräger wacht sonst über Spiele der Kreisklasse und wagt sich barfuß in den Schlamm. "Die Spiele im Matsch sind noch körperbetonter", sagt er. "Es darf hier aggressiver als beim normalen Fußball zugehen." Manche Spieler stecken ebenfalls barfuß im Schlammfeld, die meisten tragen allerdings Sportschuhe, die sie mit Klebeband an den Beinen festgeklebt haben. Ansonsten würden die Schuhe im Matsch versinken. "Die Schuhe und auch die Trikots kann man nach dem Turnier wegwerfen" sagt Guth.

Der Fußball selbst versinkt nicht im Schlamm, springt allerdings nur äußerst schlecht auf dem Matschfeld. Er bleibt dann einfach liegen, wenn er nach einem Schuss auf dem Boden landet. "Es ist gar nicht so einfach, ein Tor zu schießen. Selbst wenn man direkt vor dem Tor steht, ist es schwer, ihn reinzukriegen", erklärt Guth.

Gastgeber sichert sich die Meisterschale

Gesichter, Hände und Haare der 96 Teilnehmer, unter ihnen drei Frauen, sind nach den Spielen allesamt schlammverschmiert. Einer der Fußballer jagt daher mit Badekappe dem Ball nach. Die Dusche und das Bier danach am Spielfeldrand werden zum ersehnten Höhepunkt.

Die Meisterschale sichert sich am Ende Gastgeber Lokomotive Wöllnau. Für die Mannschaft könnte die Weltmeisterschaft in Schottland im kommenden Sommer der nächste Höhepunkt werden.

(apd/csr)
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