Hünxe-Krudenburg Der erste Ehrenoberst von Krudenburg

Hünxe-Krudenburg · Nach insgesamt 38 Jahren kandidierte Horst Wiedemann beim Schützenverein nicht mehr als Oberst. Für seine Verdienste wurde er jedoch zum Ehrenoberst ernannt. Ludger Vlaswinkel tritt als Nachfolger in große Fußstapfen.

Der amtierende König des Schützenvereins Krudenburg Ludger Vlaswinkel meint, dass er nun in sehr große Fußstapfen treten würde. Der Präsident Alfred Schüring will ihn weiter zu den Vorstandssitzungen einladen, weil der Verein auf seine geballte Ladung Erfahrung nicht verzichten könne. Bislang konnte der Präsident Horst Wiedemann immer davon abhalten, von seinem Amt als Oberst zurückzutreten, doch nun fand der historische Einschnitt in der Jahreshauptversammlung des Schützenvereins wahrhaftig statt: Nach insgesamt 38 Jahren nahm Wiedemann Abschied als Oberst und wurde für seine großen Verdienste zum Ehrenoberst ernannt.

Am morgigen Sonntag feiert Horst Wiedemann seinen 75. Geburtstag und dies war auch der Anlass für den Rücktritt. "Außerdem passt der Zeitpunkt, weil mit Ludger Vlaswinkel ein geeigneter Nachfolger bereitsteht", sagt der gebürtige Duisburger, der 1973 nach Krudenburg zog und bereits ein Jahr später das Amt des Schatzmeisters übernahm: "Damals war es so, dass man fast automatisch Mitglied des Schützenvereins wurde, wenn man hier ins Dorf zog.

Ich kann mich noch daran erinnern, dass eines Tages zwei ältere Herren vor der Türe standen und den Beitrag kassieren wollten, obwohl ich gar nicht wusste, dass ich schon Mitglied bin."

Nach fünf Jahren im Verein überzeugten die Schützen Horst Wiedemann davon, der richtige Mann für den Posten des Obersts zu sein. Dass es einmal insgesamt 38 Jahre werden würden - aus beruflichen Gründen gab es eine zwischenzeitliche Unterbrechung - war damals jedenfalls nicht absehbar. Doch jetzt vor dem 75. Geburtstag ließ er sich nicht noch einmal für eine Amtszeit überreden und kandidierte nicht mehr: "Mein Nachfolger fragte schon, ob er bei Problemen auf mich zukommen könne. Das kann er selbstverständlich immer machen, weil ich ja auch gerne weiter beratend mithelfen möchte."

Ein Oberst vertritt nicht nur den Präsidenten, sondern muss sich auch um die Offiziere kümmern, die Feste organisieren oder die Gastvereine empfangen. "Ein Oberst muss aber auch den Verein repräsentieren und dazu bereit sein, zu schönen und auch zu traurigen Anlässen Reden zu halten. Damit haben viele ein Problem", erzählt Horst Wiedemann, der aber glaubt, dass Ludger Vlaswinkel in Zukunft ein guter Nachfolger sein wird: "Als amtierender König und auch mit der Erfahrung als Oberleutnant wird er das bestimmt schon schaffen."

Als Ehrenoberst, er ist der einzige in der 108-jährigen Geschichte des Krudenburger Vereins, freut sich Horst Wiedemann in diesem Jahr auf ein für ihn persönlich ruhigeres Schützenfest. "Man ist an den drei Tagen nicht so gebunden und man kann kommen und gehen, wann man will. Das werde ich mal genießen", meint das morgige Geburtstagskind, für das die Ernennung zum Ehrenoberst unter stehenden Ovationen seiner Vereinskollegen etwas Besonderes darstellt: "Weil es so selten vorkommt, berührt einen das schon."

Ein Höhepunkt in der Zeit als Oberst, an den er sich immer wieder gerne erinnert, war der zweijährige Bau des Schützenhauses in ehrenamtlicher Arbeit - dabei war es auch eine sehr anstrengende Phase: "Weil wir alles eigenständig bauten, habe ich jeden Freitag immer die Leute angerufen, dass sie morgen doch mithelfen könnten. Das kam bei den Ehefrauen nicht immer gut an, wenn die Männer jetzt auch samstags nicht zu Hause waren. Außerdem hatten einige aus finanziellen Gründen Bedenken.

"Aber als das Schützenhaus mit der unterirdischen Schießbahn dann endlich fertig war, war es für alle ein riesiges Ereignis, wofür uns die größeren Nachbarvereine beneideten."

(gaa)
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