Duisburg Trauer um Marvin

Duisburg · Fassungslos standen gestern die Anwohner der Siedlung an dem Bauzaun, hinter dem am Dienstag ein sechsjähriger Junge verschüttet worden war. Er starb am späten Mittwochabend.

Sechsjähriger Junge verunglückt
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Blumengestecke, Rosen, Kerzen und viele Kuscheltiere stehen schon seit Mittwoch an dem Bauzaun. Dahinter liegt die Unglücksstelle, an der am Dienstagnachmittag der sechsjährige Marvin von der Ladung eines Muldenkippers verschüttet wurde. "Ich hoffe, dass du bald wieder gesund bist und wieder spielen kannst. Ich denke an dich, ich bete für dich", hat ein Kind auf ein Blatt Papier geschrieben. Seine Hoffnung erfüllte sich nicht. Denn wenige Stunden später starb der kleine Junge.

Die erschütternde Nachricht hat sich gestern in der Evonik-Siedlung in Aldenrade in Windeseile verbreitet. Immer mehr Anwohner kommen, um mit Kerzen und Blumen ihr Mitgefühl zum Ausdruck zu bringen. Hubert Klar, der Großvater des verunglückten Jungen, hat sich zu ihnen gestellt. Warum erst einen Tag nach dem Unglück die Absperrung aufgestellt worden ist, kann er wie viele der Anwohner nicht verstehen.

Zusammen mit zwei weiteren Kindern hatte sein Enkel am Dienstag auf der Wiese gespielt, als er von einer Ladung Erde aus einem Muldenkipper verschüttet worden war. Der Fahrer hatte zuvor die Kinder gewarnt und weggeschickt. Marvin war offensichtlich zurückgekehrt. Das Erdreich stammt von einer Baustelle in der Nähe und wurde auf der Wiese zwischengelagert. Augenzeugen des Unglücks und die dazugerufenen Rettungskräfte hatten fieberhaft versucht, mit bloßen Händen und Schaufeln den Jungen auszugraben. Als sie ihn endlich fanden, gelang es den Ärzten an der Unglücksstelle zwar noch, das Kind zu reanimieren. Doch am Mittwochabend mussten die Mediziner im Klinikum Duisburg den Kampf um das Leben des Jungen aufgeben. Marvin starb drei Tage nach seinem sechsten Geburtstag.

In einigem Abstand zur Unglücksstelle steht Peter Arens. Er war einer der ersten, die halfen, den kleinen Jungen zu bergen. "Ich hatte meine Frau zur Arbeit gebracht, als ich mitbekam, was hier passiert ist", berichtet er. Mit bloßen Händen habe er verzweifelt gegraben. Seither lassen ihn die Bilder nicht mehr los. Immer wieder gerät er ins Stocken, weil ihm die Tränen in die Augen schießen. "Jetzt ist es für den Zaun zu spät", sagt er mit Blick auf die Absperrung.

An der Jupiterstraße hängen Trauer und Wut in der Luft. Thomas Walch steht mit seiner Frau Anja fassungslos in der Nähe der Wiese. "Ich habe hier als Kind selbst immer Fußball gespielt und hätte nie gedacht, dass so etwas hier passiert", sagt er. Meta Bergs, die hier jeden Tag mit ihrem Hund Terry spazieren geht, ist sichtlich verärgert. "Was hat die Erde hier überhaupt zu suchen?", fragt sie. "Es war doch bekannt, dass hier immer Kinder spielen". Für sie ist es darum völlig unverständlich, dass überhaupt jemand auf die Idee kam, die Wiese als Zwischenlager zu nutzen. Aber "denen war das wohl egal", sagt sie. Wer "denen" ist, wer die Schuld für das Unglück trägt, danach suchen Polizei und Staatsanwaltschaft.

(RP)
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