Alle Karneval in Düsseldorf-Artikel vom 22. Januar 2004
Alaaf: Mal wieder Knatsch in der Kölner "Bütt"

Skandale und Affären beherrschen kölschen KarnevalAlaaf: Mal wieder Knatsch in der Kölner "Bütt"

Köln (rpo). Wenn die fünfte Jahreszeit vor der Tür steht, dann kann man sich in Köln in den letzten Jahren fast immer darauf verlassen, dass bei den Narren der Haussegen ordentlich in Schieflage gerät. So auch in diesem Jahr. Die Gründe lauten: Sex, Drogen und die große Politik.Schon Wochen vor den "tollen Tagen" mussten Kölns Karnevalsfunktionäre die Hoffnung auf eine unbelastete Session aufgeben. Der Ärger ging schon im Sommer los. Nur mit viel Mühe konnten drei geeignete Kandidaten für das närrische Ehrenamt des Dreigestirns gewonnen werden. Nun also regieren Prinz Wolfgang I., Bauer Peter und Jungfrau Berta (Hubert) bis Aschermittwoch die Domstadt. Liebevoll "Knübbelche" genanntWegen seiner nicht gerade zierlichen Proportionen wird das Trifolium auch liebevoll "Knübbelche" genannt. Auf der feierlichen Prinzen-Proklamation Anfang Januar haben sich die drei allerdings nicht gerade als Traumbesetzung erwiesen. Das wird noch, seufzen die jecken Strippenzieher hinter den Kulissen, die längst viel größere Probleme haben. Zum Beispiel die "Busen-Affäre" bei der Herrensitzung der ehrenwerten Karnevalsgesellschaft Greesberger. Eine Veranstaltung, bei der das ausschließlich männliche Publikum mit zotigen Witzen und knappgeschürzten Samba-Mädchen erfreut werden sollte. Das reichte den Greesbergern nicht: Bei ihnen haben gleich mehrere Tänzerinnen auf das zwingend vorgeschriebene Bikini-Oberteil verzichtet und - schlimmer noch - der Sitzungspräsident soll sich persönlich auf offener Bühne der nackten Tatsachen angenommen haben. "So geht das nicht"So geht das nicht, rügte Kölns oberster Jeck, Festkomitee-Chef Hans-Horst Engels, und drohte strenge Sanktionen an. Die Greesberger nehmen es gelassen, immerhin sind ihrer Karnevals-Sitzungen ausverkauft - was in Zeiten schwacher Konjunktur in Köln für viele Vereine nicht mehr selbstverständlich ist. Zwar sind Karten für die prestigeträchtigen Fernsehsitzungen im "Gürzenich" mit Preisen von bis zu 120 Euro nach wie vor begehrt. Doch auch auf den prominenten Sitzungstischen musste die legendäre "Kalte Ente" - eine Mischung aus Sekt und Weißwein mit eingebauter Kopfschmerzgarantie und einem Preis von mindestens 80 Euro - längst dem ordinären Mineralwasser weichen. Hier kostet die Dreiviertelliterflasche geradezu bescheidene 9,50 Euro. Ein Trend, der es Büttenrednern und anderen Karnevalskünstlern immer schwerer macht. Ein überwiegend nüchternes Saalpublikum schunkelt nicht gerne. Stadtoberhaupt als Spaßbremse?Nun hat sich nun auch Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) in den Karneval eingemischt. Der beurlaubte Lateinlehrer legte sich mit der kölschen Kultband "Bläck Fööss" an, weil sie in ihrem aktuellen Hit alle "Krade" nach Köln eingeladen haben. Nach Ansicht von Schramma steht der Mundart-Begriff "Krade" für lichtscheues Gesindel, während die "Fööss" in den "Krade" mehr die unkonventionellen Lebenskünstler sehen. Prompt forderten die Kölner Sozialdemokraten Schramma auf, die "Fööss" und andere verdiente Dialektgruppen für die Eintragung in das "Goldene Buch" der Stadt vorzuschlagen. Schließlich stehen diese Bands für kölsche Mentalität und Mundart sowie für die "weltoffene Lebensphilosophie Kölns". Der listige Schachzug der SPD führt hinterrücks den NRW-Kommunalwahlkampf in den Karneval ein. Denn verweigert Schramma den Musikern die Ehrung, gilt das schmollende Stadtoberhaupt bei den Jecken als Spaßbremse. Die "Bläck Fööss" sind nicht die einzigen, die Karnevalslieder mit Nebenwirkungen vorlegen. Die "Höhner" sollen in ihrem Hit "Kott erup" den Marihuana-Konsum verherrlicht haben. Außerdem bannte Festkomitee-Chef Engels die Band "Brings" wegen des Worts "Poppen" in der Titelzeile ihres aktuellen Hits. Engels, den man in Köln ungestraft mit dem Schimpfwort "Wassertrinker" belegen darf, sang seinerseits fröhlich bei der Band "Räuber" mit: In deren aktuellem Hit "Ich habe was, was Du nicht hast" geht es durchaus frivol um den berühmten "kleinen Unterschied".