Voerde Bedenken gegen Hindenburg

Voerde · Der Voerder Haupt- und Finanzausschuss hat einstimmig beschlossen, dass über eine Namensänderung der Hindenburgstraße (B 8) nachgedacht werden muss. Das Thema wird nun den Kulturausschuss beschäftigen.

Im Eiltempo fand die öffentliche Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses im Kleinen Sitzungssaal des Voerder Rathauses statt. Auch Punkt drei auf der Tagesordnung, die Umbenennung der Hindenburgstraße (B 8), handelte die Politik zügig ab und beschloss einstimmig, dass sich der Kulturausschuss mit der Sache demnächst ausführlich beschäftigen wird.

Elisabeth Füllgraf, Christian Garden, Stefan Meiners, Holger Mrosek und Joachim Kinder und weitere Unterzeichner eines Bürgerantrags setzen sich für die Umbenennung der Straße auf Voerder Stadtgebiet ein. Sie bitten den Rat, sich dieser Meinung anzuschließen und die Umbenennung zu initiieren.

Als Begründung geben sie an, dass die Bundesstraße die wichtigste Nord-Süd-Verbindung im Straßenverkehr Voerdes darstelle und die B 8 mit ihrer wichtigen verkehrlichen Funktion gleichfalls Tor und Visitenkarte der Stadt sei. Nun müsse sich mit einer Namensänderung erneut kritisch auseinandergesetzt werden, wie es auch in anderen Kommunen, die noch über eine Hindenburgstraße oder einen Hindenburgplatz verfügen, bereits der Fall war oder derzeit noch ist.

All diese Initiativen wehren sich gegen Tendenzen, die Rolle Hindenburgs im Ersten Weltkrieg zu verklären. Als Chef der III. Obersten Heeresleitung (OHL) habe Hindenburg maßgebliche Verantwortung für das Scheitern aller Friedensinitiativen 1916/17 getragen. Außerdem habe er Lenin die Fahrt aus dem Schweizer Exil nach Russland ermöglicht und so maßgeblich zur Oktoberevolution 1917 beigetragen.

Als Reichspräsident ab 1925 habe er die Verantwortung für das Scheitern der ersten parlamentarischen Demokratie 1932/33 getragen. Die Voerder Initiative schreibt in ihrem Antrag, dass Hindenburg die Galionsfigur einer nationalkonservativen Rechten und militaristischer Traditionalisten gewesen sei, die im Zusammenspiel mit den Nazis eine Wiederherstellung des kaiserlichen Deutschlands anstrebte.

Der Traum platzte und nach Hindenburgs Tod 1934 entwickelte sich der nationalsozialistische Führerstaat. Hindenburg habe diese Entwicklung nicht gewollt, doch die Initiative meint, dass er einen Teil der Verantwortung für die braunen Gewaltexzesse und den millionenfachen Mord unschuldiger Menschen trägt.

Die Voerder Bürger sollen daher heute ein klares politisches Zeichen setzen: "Gegen Militarismus und für den Frieden, gegen autokratische Politikphantasien für eine soziale und basisdemokratische Gestaltung unserer Zukunft". Eduard Schnek, Voerder Bürger, beantragte in einem Schreiben an den Bürgermeister, die B 8 in die Bertha-von-Suttner-Straße zu ändern. Sie war 1905 Friedensnobelpreisträgerin.

(RP)
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