Ingolstädter ab Herbst im Handel Neuer Audi Q5 hybrid kämpft um Akzeptanz

Düsseldorf (RPO). Jetzt endlich darf auch Audi auf die Kraft der zwei Antriebsherzen setzen und das SUV Q5 in einen Vollhybriden verwandeln. Wobei: Schon vor 22 Jahren stellten die Ingolstädter mit dem Audi 100 Duo ein Hybrid-Fahrzeug vor.

2011: Der neue Audi Q5 hybrid im Test
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Mangels Interesse blieb es aber bei Prototypen. Dass im 21. Jahrhundert der proklamierte "Vorsprung durch Technik" bei der Hybridtechnik lange auf sich warten ließ, erklären die Ingolstädter mit ihrer fortschrittlichen Technik.

Denn anders als bei den Mitbewerbern setzt man bei Audi als Energiespeicher für den E-Motor nicht auf Nickel-Metallhydrid-Batterien. Vielmehr kommen die leistungsstärkeren Lithium-Ionen-Akkus zum Einsatz. Die wiegen zudem weniger und können außerdem platzsparend unter dem Kofferraumboden untergebracht werden. Die Batterieeinheit lässt aber auch den Preis des Q5 nach oben schnellen. Mindestens 53.700 Euro sind für das SUV mit dem grünen Anstrich fällig.

Vollhybrid-Einheit

Dafür gibt es den bekannten, 155 kW/211 PS starken 2,0-Liter-TFSI und einen Elektromotor mit 40 kW/54 PS. Beide sind zu einem parallelen Hybridsystem hintereinander angeordnet. Die Systemleistung aus Benziner und E-Motor beträgt 180 kW/245 PS. Zusammen bringt es die Vollhybrid-Einheit auf ein Drehmoment von 480 Nm. Als Kraftübertragung fungiert eine Achtstufen-Tiptronic.

Die Automatik kommt ohne Drehmomentwandler aus. Eine Lamellenkupplung trennt E-Motor und TFSI, so dass der Allradler entweder rein elektrisch, was bis zu Tempo 100 möglich ist, oder nur mit dem Benziner oder mit beiden Motoren gleichzeitig fahren kann. Die Höchstgeschwindigkeit ist mit 222 km/h angegeben.

Klassiker der Weltliteratur

Beim Fahren indes fühlt man sich ein wenig an zwei Klassiker der Weltliteratur erinnert. Schon Goethe ließ seinen Faust über die zwei Seelen in seiner Brust rezitieren, und bei Stevenson kommt es zum Showdown zwischen dem guten Dr. Jekyll und seiner zweiten Persönlichkeit, dem bösen Mr. Hyde.

Beim Q5 hybrid geht es zwar nicht um Leben oder Tod, aber so richtig entscheiden, was er nun sein will, kann er sich nicht. Ist er nun ein sparsames Kompakt-SUV oder ein sportlicher Kampfbolide? Ansätze für beide Varianten sind durchaus vorhanden. Es bedarf keiner gefährlichen Experimente, um die eine oder andere Persönlichkeit in dem Ingolstädter in den Vordergrund zu stellen.

Blick aufs "Powermeter"

Als braver Dr. Jekyll kann er bis zu drei Kilometer rein elektrisch fahren. Vorausgesetzt, man ist gleichmäßig bei Tempo 60 unterwegs und vermeidet jegliche Batterieleistung fressende Betätigungen. Also Klimaanlage aus und keine hektischen Beschleunigungsvorgänge. Ein Blick auf das "Powermeter" hilft, Disziplin zu wahren.

Diese Anzeige ersetzt den üblichen Drehzahlmesser und informiert den Fahrer über seinen Fahrstil, also ob er sich im ökologisch korrekten Bereich bewegt, Bremsenergie rekupariert und sich somit verbrauchsoptimiert verhält. Dann ist alles im grünen Bereich, wenn auch der Batterie nach zwei Kilometern die Puste ausgeht.

Unvernunft wird zu Fahrspaß

Die Verwandlung zu Mr. Hyde beginnt ab der orangen Skalierung, wenn der Benzinmotor zu 100 Prozent tätig ist. Tritt man fester das Gaspedal durch, nähert man sich der roten Zone und es beginnt die Unvernunft, auch Fahrspaß genannt. 480 Nm wollen ihre Durchzugskraft unter Beweis stellen.

Die 245 PS sind auch nicht zu verachten und zeigen, dass sie mit dem fast zwei Tonnen schweren SUV keine Probleme haben. Die Achtstufen-Automatik arbeitet derweil harmonisch im Hintergrund. Wer mag, kann in den Sportmodus wechseln, und die Schaltvorgänge selbst bestimmen.

Der alter ego-Fahrstil

Da aber bei ersten Ausfahrten die gesetzeskonforme Einhaltung der spanischen Verkehrsordnung besser mit dem grünen Bereich in Einklang zu bringen ist, darf Dr. Jekyll wieder die Oberhand gewinnen. Gelassen entspannt auf Tour, zeigt der Bordcomputer zwischen 8 und 9 Liter Verbrauch an. Wir waren schon etwas enttäuscht, den Normwert von 6.9 Litern (CO2-Ausstoß: 159 g/km) derart überboten zu haben. Beim alter ego-Fahrstil "Mr. Hyde" sind es auch gerne zwölf Liter und mehr.

Im Vergleich zum Benziner gibt es beim Q5 hybrid immerhin mehr Ausstattung. Im Preis enthalten sind die aerodynamisch optimierten 19-Zoll-Felgen und das neue Bediensystem MMI plus. Geblieben ist dagegen weitgehend die Optik. Der Hybrid ist zwar der Aerodynamik wegen um 2,5 Zentimeter tiefer gelegt und der Unterboden verkleidet, ansonsten unterscheidet sich die neue Antriebsvariante aber nicht von den anderen Modellen. Selbst das Gepäckraumvolumen liegt mit 460 bis 1.480 Litern auf dem Niveau der normalen Q5-Fahrzeuge. Einzig das Extra-Fach im Kofferraumboden entfällt.

Verhaltene Akzeptanz

Die Akzeptanz des Q5 hybrid dürfte in Deutschland und anderen dieselaffinen Ländern eher verhalten ausfallen. Dafür sind die Preisunterschiede zu den sparsamen und drehmomentstarken Selbstzündern zu groß. So kostet das 2,0-Liter-Volumenaggregat mit 125 kW/170 PS rund 14.000 Euro weniger als das neue Hybrid-Flaggschiff. Da dürfte dann bei vielen Käufern die dritte Persönlichkeit zum Tragen kommen: die Vernunft.

Aber der Q5 hybrid eignet sicherlich als grünes Mäntelchen fürs schlechte CO2-Gewissen. Und in Märkten, in denen Diesel traditionell keine Rolle spielen, kann sich das Kompakt-SUV als Benzinknauserer etablieren und auch beim Flottenverbrauch Punkte sammeln helfen.

(SP-X)
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