Mäßige Quoten zur Prime TimeHarald Schmidts Jahresrückschau als Blick nach vorn im Zorn
Berlin (rpo). Nachdem die Harald-Schmidt-Show ja bereits Geschichte ist, tauchte das gesamte Team am Montagabend noch einmal auf dem Bildschirm auf und präsentierte eine Art Jahresrückblick. Dabei wurde gewohnt kräftig gegiftet. Doch die Sendung unter dem Motto "Säufer, Krüppel, Bombardierte" dürfte bei Schmidt-Fans einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen haben.Die Show zur so genannten Prime Time zeigte auch, dass der schonungslose Schmidt'sche Humor nicht mehrheitsfähig ist und es auch nicht sein will. 2,55 Millionen Zuschauer sahen die „Die Harald Schmidt Show - Special“ ab 20.15 Uhr, teilte der Sender kommentarlos auf Anfrage mit - eine mäßige Quote von 8,0 Prozent zur Hauptsendezeit. Bei den Harald Schmidt-Fans dürfte die zweistündige Sonderausgabe einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen haben: „Säufer, Krüppel, Bombardierte“ lautete das bitter-böse Motto, unter dem Schmidt unter anderem zahlreiche weibliche Medienstars angekündigt hatte: Heidi Klum, Verona Feldbusch, Tatjana Gsell und Doris Schröder-Köpf. Alle vier wurden im Studio von ein und derselben als Putzfrau auftretenden Komparsin gemimt und sabbelten noch einmal die hohlen abgesprochenen Phrasen, die sie im Jahr 2003 in diversen Talkshows schon abgesondert hatten. Immerhin hatte „Verona Feldbusch“ einen hübschen Spruch über ihren Ex-Ehemann dabei: „Dieter Bohlen ist wie ein Autounfall. Furchtbar, aber man muss immer wieder hinsehen.“ Auch die für die Tränendrüsen-Quote wichtigen Talkgäste als Mensch wie du und ich wurden im „Betroffenheitslicht“ des Studios 443 in Köln-Mülheim vorgeführt. Ein komplett bandagierter, auf einer Bahre hereingeschobener Herr namens Erwin Schulz, wurde von Schmidt gefragt wie er sich denn so fühle, nach der Explosion in einem Bagdader Straßencafé, bei der ihm die detonierende Espressomaschine beide Ohren abgerissen hatte. Und die Online-Redakteurin der Sendung, Corinna Busch, berichtete nahezu glaubwürdig über die „ohnmächtige Wut“, die sie gepackt habe, als ihr Kater im Garten über eine unschuldige Babytaube hergefallen war. „Gab es da nicht auch Momente der Angst?“, stellte Schmidt ihr eine der beliebtesten „Human Touch“-Fragen. Nach einer knappen Stunde war dann buchstäblich Schluss mit lustig. 30 geschlagene Minuten langweilten Schmidt, sein Redakteur Manuel Andrack, Bandleader Helmut Zerlett und die Sprechtafel-Fee Suzana Novinscak mit einem zähen Fondue und Bleigießen als Silvesterrituale. Diese Langatmigkeit kannte man schon von dem vier Stunden dauernden Rheindampfer-Experiment im September. Eigentlich habe man ja erst eine „Silvestersendung“ machen wollen, versicherte Schmidt treuherzig. Aber dann hätte das Telefon geklingelt: „Berlin ist dran!“, ranzt Schmidt im Führerjargon und rechtfertigt sich scheinbar, dass die Sendung auf „Prime Time“-Format ungewollt aufgebläht werden musste. Um Missverständnisse zu vermeiden, verteilt der Entertainer noch Herzlichkeiten in Richtung Senderzentrale: „Ich glaube, Berlin ist fantastisch und ich wäre damit überfordert. Ich brauche mehr das Dreckige, Primitive, Proletenhafte - wie Köln“, verrät er dem einzig echten Studiogast an diesem letzten Schmidt-Abend 2003, Enie van de Meiklokjes. Ein Blick nach vorn im Zorn. Der Nürtinger Schwabe aus dem Musterländle kann eben alles - außer versöhnlich.