Zeitzeugenbericht aus Neuss „So erlebte ich den Weg zur Wiedervereinigung“

Neuss/Berlin · Am 3. Oktober 1990 verschwand die DDR von der Landkarte. Deutschland Ost und West wurden eins. Als Politikstudent erlebte ich das mit – bis zum Finale im Fahnenmeer auf der Wiese vor dem Berliner Reichstag.

 Das Brandenburger Tor ist zum Auftakt des Lichterfestivals «Berlin leuchtet» illuminiert. (Symbolbild)

Das Brandenburger Tor ist zum Auftakt des Lichterfestivals «Berlin leuchtet» illuminiert. (Symbolbild)

Foto: dpa/Paul Zinken

Der Mann, den die hoffnungslos überfüllte S-Bahn mitten in der Nacht müde in den Westteil Berlins schuckelt, stellt sich als Offizier vor, Mitglied des Verbindungsstabes der Bundeswehr, der die Eingliederung der Nationalen Volksarmee in die Bundeswehr vorbereitet hatte. In dieser Nacht im Oktober 1990, in der Deutschland die Wiedervereinigung feiert, musste er den Draht kappen, über den die bald abgewickelten Militärs der abgewirtschafteten DDR störungsfrei und abhörsicher, wie er angesichts der materiellen Not im „Osten“ staunend ausplaudert, von ihrem Hauptquartier aus mit allen Militärbasen des Warschauer Paktes telefonieren konnte. Vier Stunden war das erst her, Deutschland eins und der Glockenschlag der Freiheitsglocke gerade erst verklungen.