Selbstversuch: Kann man in Grevenbroich verpackungsfrei einkaufen?

Selbstversuch Kann man in Grevenbroich verpackungsfrei einkaufen?

Grevenbroich · In großen Städten bieten immer mehr Läden die Möglichkeit, Produkte ohne Plastik und Einwegverpackungen zu kaufen. Aber ist das auch in Grevenbroichs Innenstadt möglich? Unsere Autorin Anne Harnischmacher hat es getestet.

16.08.2019 , 04:50 Uhr

Fotos: Verpackungsfrei in Grevenbroich einkaufen — Verpackungsfrei in Grevenbroich einkaufen

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Foto: Niklas Brose

In Berlin, Düsseldorf oder Köln eröffnen „Unverpacktläden“ zurzeit an allen Ecken. Diese kleinen Geschäfte, die oftmals den Charme eines Tante-Emma-Ladens besitzten, verkaufen beispielsweise Lebensmittel wie Nudeln, Obst, Gemüse, aber auch Süßes und manchmal sogar Getränke zum Selbstabfüllen. Aber funktioniert ein verpackungsfreier Einkauf auch in Grevenbroich? Unsere Autorin hat ausprobiert, ob sich beim Einkauf in der Innenstadt ein einfaches Frühstück ohne Müll umsetzen lässt.

Planung Der Einkauf ohne Verpackungen benötigt vor allem eins: Vorbereitung. Was eingekauft werden soll, muss geplant werden, um entsprechende Behältnisse mitzunehmen. Das nimmt einerseits mehr Zeit in Anspruch, erspart aber auch ungewollte Impulskäufe. Brötchen, Kaffee, Orangensaft, Nüsse, etwas Obst und Belag sollen es sein. Die Transportmittel für die Frühstückszutaten sind eine große Tasche, kleine Baumwollbeutel, eine wiederbefüllbare Flasche, einen Coffee-to-Go-Becher und eine Aludose, die von zu Hause mitgebracht werden.
Brötchen Egal in welcher Bäckerei, Backwaren gibt es normalerweise ungefragt in der Tüte. Dabei dienen die Bäckertüten meist nur für den kurzen Transport nach Hause und wandern dann sofort in die Tonne. Aber die mitgebrachten Baumwollbeutel sind waschbar und lassen sich einfach mit einer Kordel auf- und zuziehen. Es gibt Mehrzweckbeutel und solche, die sich zum Transport von Obst und Gemüse eignen. Ein Versuch im Café Breiden: Zwei Brötchen sollen es sein, aber bitte direkt in die Baumwolltasche. „Wenn Sie das möchten, gar kein Problem“, sagt die Verkäuferin. Generell sei es möglich, alle Brot- und Backwaren in eigenen Behältnissen mitzunehmen, auch Kuchen oder Salate. „Wir haben Kunden, die geben uns vorher Bescheid, dass sie ihren Salat in der eigenen Schüssel mitnehmen möchten“, sagt sie. Die Stoffbeutel halten die Backwaren sogar frischer als Papiertüten, da die Baumwolle Feuchtigkeit aufnimmt und sie langsam wieder an die Waren abgibt.
Kaffee Um in der Redaktion kein Kaffeepad, das in diesem Versuch als Abfall gilt, zu verbrauchen, wird ein Kaffee zum Mitnehmen im Mehrwegbecher abgefüllt. Im Eiscafé Toto wird nachgefragt, und die Bestellung wird ohne Probleme erfüllt. Einen Preisvorteil gibt es nicht. „Da auch der Pappbecher den Kunden nichts kostet“, heißt es von einem Mitarbeiter. Oben drauf gibt es noch Zucker, einen Plastiklöffel und einen eingepackten Keks – die dürfen aufgrund des Versuchs allerdings nicht mit.
Orangensaft, Obst und Nüsse Ein Saft gehört zum Frühstück dazu. Aber heute darf er weder im Tetra-Pack noch in der Plastikflasche kommen. Die Idee ist,: frisch gepressten Saft in eine mitgebrachte Flasche abfüllen zu lassen. Die Suche gestaltet sich allerdings schwierig. In Bäckereien und Supermärkten gibt es zwar eine breite Auswahl an Säften und -schorlen, allerdings kaum plastikfrei. Vielleicht ließe sich nach längerer Suche doch ein Geschäft oder Café finden, die den Wunsch erfüllen? Aber nach erfolglosem Besuch in vier Läden fällt die Entscheidung, den Saft in einer Mehrweg-Glasflasche zu kaufen. Bereits im Supermarkt, kommen noch Äpfel in mein Mehrwegnetz. Praktisch: An der Selbstbedienungswaage kann sofort das Gewicht (18 Gramm) für den Mehrwegbeutel abzgezogen oder komplett ohne Verpackung gewogen werden. Als Snack fehlen noch Nüsse, Sorte egal. Leider finden sich nur solche in der Plastiktüte und nicht zum Selbstabfüllen wie im Unverpacktladen.
Belag Die Brötchen sollen belegt werden. Butter ist unverpackt schwer zu bekommen. Und auch die selbstgemachte Marmelade von daheim zählt heute nicht. Bei der Metzgerei Wagner, nach Aufschnitt auch in die eigene Dose gefragt, stellt sich auch dies als kein Problem dar. Aber es gebe besondere hygienische Vorschriften, wird dort aufgeklärt: „Wir können die Ware wiegen und sie mit einem Tablett über die Theke reichen. Die mitgebrachte Dose selbst darf nicht hinter den Tresen“, sagt eine Mitarbeiterin der Metzgerei. Trotz dieser Möglichkeit, Verpackung zu sparen, gebe es bisher nur einen Stammkunden, der regelmäßig seine eigenen Dosen mitbringt, erzählt sie.
Fazit Ein gezielter verpackungsfreier Einkauf ist für einige Produkte auch in Grevenbroich möglich, nimmt aber viel mehr Zeit und Vorbereitung in Anspruch. Bis auf Nüsse und Orangensaft war alles auf der Einkaufsliste zu bekommen. Allerdings waren für den Einkauf weitere Wege notwendig. Es reichte nicht, einen einzelnen Supermarkt zu besuchen. Was positiv auffiel: Alle Verkäufer waren sehr offen gegenüber der mitgebrachten Beutel und Behälter. Die Baumwollbeutel wiegen außerdem fast nichts und lassen sich super in der Tasche verstauen – auch zur Vorbereitung für spontane Einkäufe im Lebensmittelgeschäft oder beim Bäcker.

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