WHO mahnt zu rascherer Eindämmung des VirusVogelgrippe: Erste Übertragung von Mensch zu Mensch?
Hanoi/Peking (rpo). Der Vogelgrippe-Virus sorgt in Asien für immer mehr Angst. Eine unkontrollierte Ausbreitung wird befürchtet. Überdies gibt es erste Anhaltspunkte von WHO-Experten, dass sich Menschen untereinander mit dem Virus angesteckt haben könnten.wächst die Furcht vor einer unkontrollierten Ausbreitung des Vogelgrippe-Virus auf Menschen und Tiere. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat nach Angaben eines Sprechers in Vietnam Anhaltspunkte dafür, dass sich Menschen untereinander mit dem Virus angesteckt haben. Dies könnte der Epidemie in den dicht besiedelten Ländern des Fernen Ostens eine neue Dimension geben. Bislang waren nur Infektionen von Tieren auf Menschen belegt. Ein WHO-Experte mahnte China zu einem entschlosseneren Vorgehen gegen die Krankheit: "Sie scheint sich sehr schnell auszubreiten. Zeit ist wichtig, man muss mit dem Ausbruch Schritt halten." Nach Einschätzung von WHO-Experten könnten sich zwei in Vietnam gestorbene Schwestern bei ihrem zuvor gestorbenen Bruder mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1 angesteckt haben. Zwar habe die Untersuchung die Infektionsquelle nicht mit letzter Sicherheit ergeben, sagte ein Sprecher am Sonntag in Hanoi. Doch sei die "begrenzte Übertragung von Mensch zu Mensch" in diesem Fall "eine mögliche Erklärung". WHO warntDie WHO hatte bereits vor einigen Tagen vor einem solchen Szenario gewarnt. Sobald einer der mit der Vogelgrippe infizierten Menschen gleichzeitig auch menschliche Grippeviren in sich trage, bestehe die Gefahr einer Virusmutation und die Entstehung eines von Mensch zu Mensch übertragbaren neuen Virus'. Ein Sprecher der UN-Welternährungsorganisation sagte am Wochenende in Hanoi, möglicherweise hätten sich auch Schweine mit dem Virus angesteckt. Asienweit wurden bis zum Wochenende mehr als 33 Millionen Stück Geflügel geschlachtet. In China, dem bevölkerungsreichsten Land der Welt, schlossen die Behörden nach amtlichen Angaben Geflügelmärkte und Verarbeitungsbetriebe, ordneten die Tötung weiterer Vögel an und verstärkten die Kontrollen. An vielen Orten wurden Erdlöcher ausgehoben, in denen das Geflügel verbrannt wurde. Helfer und Ausrüstung würden desinfiziert, versicherten amtliche Medien. Zweifel an sachgerechter GeflügetötungEin WHO-Sprecher in Peking äußerte hingegen Zweifel, dass die Tötungen sachgerecht ausgeführt würden und so eine Ansteckung des Personals verhindert werden könne. "Bei den Notschlachtungen sind wir über den Aspekt der öffentlichen Gesundheit besorgt. Sie wurden nicht immer ideal ausgeführt." Zwei ausländische Experten seien zur Beratung nach China geschickt worden. Aus den chinesischen Provinzen Hubei und Guangdong wurden am Samstag zwei neue Krankheitsherde gemeldet. Insgesamt sind in China nunmehr sechs Provinzen betroffen. Die Regierung von Vietnam, dem bislang am schwersten betroffenen Land, fürchtete eine Ausbreitung des Virus über das gesamte Staatsgebiet. Ein derartiges Szenario sei eine "ernst zu nehmende Möglichkeit", sagte ein Beamter des Gesundheitsministeriums am Sonntag. 44 der 64 Provinzen seien bereits betroffen. Mindestens acht Menschen starben in Vietnam bislang an dem Virus. Thailand: Streit in der RegierungIn Thailand wurde die Informationspolitik der Regierung zum Gegenstand innenpolitischen Streits. Die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Malinee Sukhawejworakit, warf der Regierung Vertuschung vor. Bereits im November habe sie von der Vogelgrippe in ihrem Wahlkreis erfahren und diese bekannt gemacht. Die Regierung habe mit zwei Monaten Verspätung reagiert, deswegen sei die Krise "explodiert", sagte sie der Zeitung "The Nation". Ministerpräsident Thaksin Shinawatra war auch am Sonntag um Beschwichtigung bemüht: "Wir können das kontrollieren, kein Problem, keine Panik." Derweil schwebt erneut die Gefahr der lebensgefährlichen Lungenkrankheit Sars über der Region: In China wurde der nunmehr vierte Krankheitsfall gemeldet. Im Juli vergangenen Jahres hatte die Epidemie als eingedämmt gegolten. Der Patient sei jedoch bereits wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden, hieß es von Seiten der Behörden.