Alle Leben-Artikel vom 01. Februar 2004
Vogelgrippe: Erste Übertragung von Mensch zu Mensch?

WHO mahnt zu rascherer Eindämmung des VirusVogelgrippe: Erste Übertragung von Mensch zu Mensch?

Hanoi/Peking (rpo). Der Vogelgrippe-Virus sorgt in Asien für immer mehr Angst. Eine unkontrollierte Ausbreitung wird befürchtet. Überdies gibt es erste Anhaltspunkte von WHO-Experten, dass sich Menschen untereinander mit dem Virus angesteckt haben könnten.wächst die Furcht vor einer unkontrollierten Ausbreitung des Vogelgrippe-Virus auf Menschen und Tiere. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat nach Angaben eines Sprechers in Vietnam Anhaltspunkte dafür, dass sich Menschen untereinander mit dem Virus angesteckt haben. Dies könnte der Epidemie in den dicht besiedelten Ländern des Fernen Ostens eine neue Dimension geben. Bislang waren nur Infektionen von Tieren auf Menschen belegt. Ein WHO-Experte mahnte China zu einem entschlosseneren Vorgehen gegen die Krankheit: "Sie scheint sich sehr schnell auszubreiten. Zeit ist wichtig, man muss mit dem Ausbruch Schritt halten." Nach Einschätzung von WHO-Experten könnten sich zwei in Vietnam gestorbene Schwestern bei ihrem zuvor gestorbenen Bruder mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1 angesteckt haben. Zwar habe die Untersuchung die Infektionsquelle nicht mit letzter Sicherheit ergeben, sagte ein Sprecher am Sonntag in Hanoi. Doch sei die "begrenzte Übertragung von Mensch zu Mensch" in diesem Fall "eine mögliche Erklärung". WHO warntDie WHO hatte bereits vor einigen Tagen vor einem solchen Szenario gewarnt. Sobald einer der mit der Vogelgrippe infizierten Menschen gleichzeitig auch menschliche Grippeviren in sich trage, bestehe die Gefahr einer Virusmutation und die Entstehung eines von Mensch zu Mensch übertragbaren neuen Virus'. Ein Sprecher der UN-Welternährungsorganisation sagte am Wochenende in Hanoi, möglicherweise hätten sich auch Schweine mit dem Virus angesteckt. Asienweit wurden bis zum Wochenende mehr als 33 Millionen Stück Geflügel geschlachtet. In China, dem bevölkerungsreichsten Land der Welt, schlossen die Behörden nach amtlichen Angaben Geflügelmärkte und Verarbeitungsbetriebe, ordneten die Tötung weiterer Vögel an und verstärkten die Kontrollen. An vielen Orten wurden Erdlöcher ausgehoben, in denen das Geflügel verbrannt wurde. Helfer und Ausrüstung würden desinfiziert, versicherten amtliche Medien. Zweifel an sachgerechter GeflügetötungEin WHO-Sprecher in Peking äußerte hingegen Zweifel, dass die Tötungen sachgerecht ausgeführt würden und so eine Ansteckung des Personals verhindert werden könne. "Bei den Notschlachtungen sind wir über den Aspekt der öffentlichen Gesundheit besorgt. Sie wurden nicht immer ideal ausgeführt." Zwei ausländische Experten seien zur Beratung nach China geschickt worden. Aus den chinesischen Provinzen Hubei und Guangdong wurden am Samstag zwei neue Krankheitsherde gemeldet. Insgesamt sind in China nunmehr sechs Provinzen betroffen. Die Regierung von Vietnam, dem bislang am schwersten betroffenen Land, fürchtete eine Ausbreitung des Virus über das gesamte Staatsgebiet. Ein derartiges Szenario sei eine "ernst zu nehmende Möglichkeit", sagte ein Beamter des Gesundheitsministeriums am Sonntag. 44 der 64 Provinzen seien bereits betroffen. Mindestens acht Menschen starben in Vietnam bislang an dem Virus. Thailand: Streit in der RegierungIn Thailand wurde die Informationspolitik der Regierung zum Gegenstand innenpolitischen Streits. Die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Malinee Sukhawejworakit, warf der Regierung Vertuschung vor. Bereits im November habe sie von der Vogelgrippe in ihrem Wahlkreis erfahren und diese bekannt gemacht. Die Regierung habe mit zwei Monaten Verspätung reagiert, deswegen sei die Krise "explodiert", sagte sie der Zeitung "The Nation". Ministerpräsident Thaksin Shinawatra war auch am Sonntag um Beschwichtigung bemüht: "Wir können das kontrollieren, kein Problem, keine Panik." Derweil schwebt erneut die Gefahr der lebensgefährlichen Lungenkrankheit Sars über der Region: In China wurde der nunmehr vierte Krankheitsfall gemeldet. Im Juli vergangenen Jahres hatte die Epidemie als eingedämmt gegolten. Der Patient sei jedoch bereits wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden, hieß es von Seiten der Behörden.

Zugverspätungen: Bahnkunden sollen mehr Rechte erhalten

Neue Regelungen entwickelnZugverspätungen: Bahnkunden sollen mehr Rechte erhalten

Berlin (rpo). Vermutlich erhalten die Fahrgäste der Deutschen Bahn noch in diesem Jahr mehr Rechte bei Verspätungen. Laut eines Zeitungsberichtes laufen Gespräche zwischen der Bahn und Verbraucherschutz- sowie dem Verkehrsministerium.Zwischen Bahnchef Hartmut Mehdorn und dem Verbraucherschutz- sowie dem Verkehrsministerium laufen dazu Gespräche, erfuhr die Berliner Zeitung "Tagesspiegel am Sonntag" im Verbraucherministerium. Man halte es weiterhin für die beste Lösung, die neuen Regelungen mit dem Unternehmen zu entwickeln als sie per Gesetz festzuschreiben. Die Bahn plant, die neuen Rechte per Änderung ihrer Allgemeinen Geschäftsbedingungen umzusetzen. Der Verkehrsexperte des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen (vzbv), Otmar Lell, forderte in der Zeitung standardisierte Entschädigungen je nach Länge der Verspätung. Außerdem müsse der Kunde einen eindeutigen Anspruch auf Entschädigung erhalten. 95 Prozent der Züge sollen pünktlich ankommenUm das Ziel von Bahnchef Mehdorn zu erreichen, 95 Prozent der Züge pünktlich ankommen zu lassen, verbessere die Bahn ihre Fahrpläne, sagte Martin Walden, Sprecher der Bahntochter DB Netz. So sollen Engpässe beseitigt werden, damit Verspätungen sich nicht über einen ganzen Tag auswirken. Auf den Bahnsteigen werde zudem mehr Personal eingesetzt, um die Zugabfertigung zu beschleunigen. Eine weitere große Ursache für Verspätungen - technische Probleme wie beim neuen ICE 3 - sei weitgehend behoben, sagte Claudia Wachowitz, Sprecherin für den Bahnpersonenverkehr. Die Fahrzeuge seien wesentlich verlässlicher geworden. Die Technik sei aber "immer noch ein Thema".

ABC-Waffen in Irak? Bush beugt sich unabhängiger Untersuchung

Bush habe seine Haltung geändertABC-Waffen in Irak? Bush beugt sich unabhängiger Untersuchung

Washington/London (rpo). Noch immer sind in Irak keine Massenvernichtungswaffen gefunden worden. Immerhin war deren vermutete Existenz der Grund für die USA, in den Krieg zu ziehen. Nun scheint auch Präsident Bush zu einer unabhängigen Untersuchung bereit.Im Streit um die zweifelhafte Existenz von Massenvernichtungswaffen in Irak befürwortet US-Präsident George W. Bush einem Pressebericht zufolge nun doch eine unabhängige Untersuchung. Die ergebnislose Suche nach Massenvernichtungswaffen in Irak zwingt die US-Regierung daher wohl zum umdenken: Wie am Wochenende in Washington verlautete, erwägt die Regierung nun ihre Zustimmung zu einer unabhängigen Untersuchung der Geheimdienstpannen. Schon in dieser Woche sei mit einer entsprechenden Erklärung zu rechnen, hieß es. Als mutmaßlicher Verantwortlicher für die alarmierenden, aber falschen Geheimdienstberichte über Iraks Waffenpotenzial gerät Vizepräsident Richard Cheney zunehmend ins Fadenkreuz der oppositionellen Demokraten.Bush habe seine Haltung aufgrund des Drucks republikanischer und demokratischer Abgeordneter sowie der Aussagen des früheren US-Chefwaffeninspekteurs David Kay geändert, berichtete die "Washington Post" am Sonntag. Auch der britische Premier Tony Blair steht wegen der bislang vergeblichen Suche nach irakischen Massenvernichtungswaffen weiter in der Kritik: Oppositionsführer Michael Howard kündigte an, er wolle ebenfalls eine unabhängige Untersuchung beantragen. Das Weiße Haus wollte den Bericht der "Washington Post" nicht bestätigen. Bislang hat Bush eine unabhängige Prüfung zur Existenz oder Nichtexistenz verbotener ABC-Waffen in Irak abgelehnt. Internationale Geheimdienste hatten vor dem Krieg behauptet, dass der frühere irakische Präsident Saddam Hussein über Massenvernichtungswaffen verfüge. Für Aufsehen hatte ein britisches Regierungsdossier gesorgt, demzufolge Irak in der Lage sei, binnen 45 Minuten chemische oder biologische Waffen einzusetzen. Weder die UN-Waffeninspekteure unter Hans Blix noch die von Kay geleiteten US-Experten fanden bisher Massenvernichtungswaffen in Irak. Deren angebliche Bedrohung für die Welt hatten die Regierungen in Washington und London als Hauptgrund für ihren Angriff auf Irak angeführt. Grundlegende Analyse gefordertKay hatte vergangene Woche eine grundlegende Analyse der Arbeit der US-Geheimdienste gefordert. Es müsse herausgefunden werden, weshalb die Nachrichtendienste sich bei ihrer Einschätzung des irakischen Waffenpotenzials geirrt hätten. "Es zeigt sich, dass wir aus meiner Sicht wahrscheinlich alle falsch gelegen haben", hatte er erklärt. Der Waffenexperte war Mitte Januar mit den Worten zurückgetreten, Irak habe seiner Auffassung nach zu Kriegsbeginn keine Massenvernichtungswaffen gehabt und in den 90er Jahren auch keine großen Produktionsprogramme aufgelegt. Der Führer der britischen Konservativen, Howard, sagte dem "Sunday Telegraph", er werde am Montag im Unterhaus eine unabhängige Untersuchung zu den Geheimdienstbeweisen beantragen, mit denen Blair den Irak-Krieg begründet hatte. Es sei äußerst wichtig herausfinden, warum diese Informationen die Existenz von Massenvernichtungswaffen in Irak belegten, "jetzt aber klar wird, dass sie nicht dort waren", sagte Howard. "Wir müssen herausfinden, was falsch gelaufen ist." Blair wird sich dazu am Dienstag vor dem zuständigen Unterhaus-Ausschuss den Fragen der Abgeordneten stellen müssen.

Bush und Blair für Friedens-Nobelpreis nominiert

Frist für Nominierungen läuft abBush und Blair für Friedens-Nobelpreis nominiert

Oslo (rpo). Am Sonntag läuft die Nominierungsfrist für den Friedensnobelpreis 2004 ab. Und manch einer mag sich angesichts der Kandidaten die Augen reiben, denn unter den Nominierten sind auch US-Präsident George W. Bush sowie der britische Premier Tony Blair. Beide wurden wegen ihrer Irak-Politik vorgeschlagen.Unter den Nominierten für den Friedens-Nobelpreis 2004 sind US-Präsident George W. Bush, der britische Premier Tony Blair sowie die Europäische Union. Zum Ablauf der Nominierungsfrist am Sonntag sagte der Direktor des norwegischen Nobel-Instituts, Geir Lundestad: "Die Nominierungen strömen zu uns herein." Viele Namen seien von Präsidenten und Regierungschefs vorgeschlagen worden, aber auch von weniger bekannten Leuten, sagte er der Nachrichtenagentur AFP am Samstag. Während das Nobel-Institut traditionell keine Namen von Nominierten nennt, können die Nominierungsberechtigten selbst - Abgeordnete, Minister, Nobelpreisträger und einige Universitätsprofessoren - ihre Vorschläge veröffentlichen. Bush und Blair wurden von dem rechtsgerichteten norwegischen Abgeordneten Jan Simonsen für ihre Irak-Politik vorgeschlagen. Die beiden Verbündeten hätten es "gewagt, die notwendigen Entscheidungen für einen Irak-Krieg ohne Unterstützung der UNO zu treffen", begründete Simonsen bereits im Mai 2003 seinen Vorschlag. "Dieser Krieg hat zahllose Leben gerettet." Andernfalls hätte Saddam Hussein womöglich Atomwaffen entwickelt und eine "Katastrophe" ausgelöst. Aufgrund der weltweiten Kritik am Irakkrieg werden diesen Nominierungen jedoch keine großen Chancen eingeräumt. EU wegen Erweiterungsbemühungen nominiertDie EU wurde von dem ehemaligen norwegischen Regierungschef Thorbjörn Jagland für ihre Erweiterungsbemühungen nominiert. Die Erweiterung von 15 auf 25 Mitglieder zum 1. Mai 2004 sei eine perfekte Gelegenheit, die europäische Zusammenarbeit zu würdigen, begründete Jagland seinen Vorschlag. Die Aussicht der EU auf den Nobelpreis schätzen Beobachter jedoch als gering ein, da mindestens zwei der Komitee-Mitglieder als Euroskeptiker bekannt sind. Zudem hat Norwegen bereits zwei Mal mit Referenden einen EU-Beitritt abgelehnt.Das fünfköpfige Nobelkomitee hält die Liste der Nominierungen zwar geheim, diejenigen, die Vorschläge gemacht haben, gehen aber oft an die Öffentlichkeit. Ein grober Überblick über die Zahl der Vorschläge soll bis zum 13. Februar vorliegen, die endgültige Zahl am 2. März, wenn die Mitglieder des Komitees zu ihrer ersten Sitzung zusammenkommen und selbst noch Vorschläge unterbreiten können. Im vergangenen Jahr gab es die Rekordzahl von 165 Vorschlägen für den Friedensnobelpreis. Er ging dann an die iranische Rechtsanwältin und Bürgerrechtlerin Schirin Ebadi.