Wettbewerb NRW – Wirtschaft im Wandel Die Preisträger 2016
Bei der zweiten Auflage des Wettbewerbs „NRW – Wirtschaft im Wandel“ haben die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ und die Rheinische Post Mediengruppe gemeinsam mit der Deutschen Bank und PricewaterhouseCoopers erneut 20 Unternehmen gekürt, die vorbildlich für den Transformationsprozess der NRW-Wirtschaft stehen.
Claas KGaA mbH (Harsewinkel)
Das Selbstbewusstsein ist im ostwestfälischen Harsewinkel groß: „Wir sehen uns als einer der Pioniere der Digitalisierung“, sagt Claas-Chef Lothar Kriszun. Und in der Tat: Die Mähdrescher und Traktoren sind wahre Hightech-Geräte, die große Teile der Feldarbeit automatisch erledigen und dabei zahlreiche Daten gewinnen, mit denen die Ertragskraft der Böden weiter optimiert werden kann. Bei der Gründung 1913 war August Claas erst 26 Jahre alt. Doch seine Innovationen, unter anderem ein leistungsfähiger Strohbinder, sorgten schnell für gute Geschäfte. Bis heute hat das Unternehmen mehr als 5800 Patente angemeldet, ist europäischer Marktführer bei Mähdreschern und gilt als eines der Aushängeschilde Ostwestfalens.
CES GmbH (Velbert)
Als CES 1840 von Heinrich Schulte als Schlossmacherei gegründet wurde, bestanden Schlüssel noch aus Reite, Halm und Bart. Heute öffnen CES-Schlüssel Türen dank moderner Software. Vom metallverarbeitenden Betrieb hat sich CES in einen hochtechnologisierten Anbieter von Schließsystemen entwickelt. Die Schlüsselregion Velbert hat CES maßgeblich geprägt – etwa durch die Anschaffung einer der ersten Dampfmaschinen, die ab 1896 die industrielle Schlüsselproduktion ermöglichte. Als erster deutscher Betrieb stellte man 1909 Schließzylinder her. Arbeitsabläufe wurden stets neu angepasst, etwa durch die „Agile Produktion“, die durch kleine, flexibel arbeitende Einheiten die Produktionsgeschwindigkeit erhöht hat.
Delphi GmbH (Wuppertal)
Wuppertal ist für innovative Verkehrskonzepte bekannt, immerhin rollt hier seit 120 Jahren die Schwebebahn durch die Ort. Nun arbeitet Delphi hier – vom Deutschland-Sitz aus – am Fahrzeug der Zukunft. Die Wurzeln des Unternehmens reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück, angefangen hatte der damalige Betriebs Reinshagen in der Textilbranche, stieg jedoch schon bald um auf die Fertigung von Kabeln. Inzwischen gehört Delphi Deutschland zum britischen Unternehmen Delphi, das weltweit 44 Standorte hat.
RAG Montan-Immobilien GmbH (Essen)
Ob der Strukturwandel im Ruhrgebiet gelingt oder nicht, hängt auch von ihrem Geschick ab: Die RAG Montan-Immobilien GmbH verwaltet das Immobilien-Erbe des Steinkohle-Bergbaus an Ruhr und Saar. Gegründet wurde sie vor 35 Jahren, seitdem versucht sie, die ehemaligen Zechen-Flächen so zu vermarkten, dass sich dort moderne Industrie- und Dienstleistungsunternehmen ansiedeln. Erfolge gab es etwa bei der Ansiedlung von Logistik-Unternehmen, die von der verkehrsgünstigen Lage der Flächen profitieren wollen. Die Transformation einer ganzen Region ist quasi Geschäftszweck, gleichzeitig musste sich auch das Unternehmen anpassen – zum Beispiel, indem es Know-How im Bereich Erneuerbare Energien aufbaute.
Ströer SE & Co. KGaA (Köln)
Bevor sie ihr Unternehmen gründeten, kamen sich Udo Müller und Heinz Ströer zunächst mal in die Quere: Gute Flächen für Werbung waren Ende der 1980er Jahre begehrt. Doch statt sich Konkurrenz zu machen, schlossen sich die beiden 1990 zusammen. Bis heute ist das Unternehmen mit seinen Plakatwänden praktisch überall im Ortbild präsent. Längst sind die Kölner jedoch auch Marktführer bei digitaler Werbung – obwohl sie in diesem Markt erst seit vergleichsweise kurzer Zeit mitmischen. Sie vermarkten und betreiben Tausende Websites, zuletzt übernahm das Unternehmen so etwa für rund 300 Millionen Euro das Internetportal T-Online von der Telekom.
Schulte + Sohn Fleischwaren GmbH & Co. KG (Mönchengladbach)
Die Unternehmensgeschichte von Schulte + Sohn Fleischwaren ist ein permanenter Transformationsprozess: Vom kleinen, 1904 gegründeten Ortmetzger wurde das Unternehmen ab den 1960er Jahren erst zum Großhändler für Restaurants und Hotels – und 2008 auch zum Online-Anbieter von hochpreisigem Edel-Fleisch, das auch mal 150 Euro pro Stück kosten kann. Gourmetfleisch.de ergänzt das eigentliche Kerngeschäft und trat den Beweis an, dass sich auch frische Lebensmittel über das Internet handeln lassen. Dazu lernten die Metzger neue Zubereitungstechniken, das Unternehmen nahm neue Fleischsorten ins Sortiment auf, um auf den immer stärker werdenden Trend zum Grillen mit hochpreisigen Produkten und Zutaten zu reagieren.
BeoPlast Besgen GmbH (Langenfeld)
In Zeiten des Klimawandels sind Kunststoffhersteller gut beraten, auf Nachhaltigkeit zu setzen. Genau das tut auch das Langenfelder Unternehmen BeoPlast. Seit mehr als 25 Jahren stellt das Unternehmen Kunststoffteile etwa für den Automobilbau oder für die „faire Maus“ für den Computer her. Gefertigt werden die Produkte dabei in jüngster Zeit aus klimaneutral hergestelltem Kunststoffspritzguss. Gemeinsam mit der Universität Hannover forscht BeoPlast außerdem an biobasiertem Plastik, um erdölbasierte Rohstoffe möglichst bald in der Produktion ersetzen zu können. Mit dieser Politik will das Unternehmen langfristig neue Kundengruppen erschließen wie etwa die Hersteller von Wasserfiltern, IT-Elektronik und Energiespeichern.
CEWE Stiftung & Co. KGaA (Mönchengladbach)
Der US-Fotohersteller Kodak wird gerne als Beispiel genannt, wenn es um die negativen Auswirkungen der Digitalisierung geht. Das Unternehmen verpasste den Sprung ins Digitalzeitalter, war am Ende insolvent. Cewe kann als Positiv-Beispiel gelten. Zwar war auch Cewe von den Folgen der Digitalisierung – immer weniger Fotos werden entwickelt, weil keine Filme mehr verwendet werden – betroffen. Allerdings setzte man frühzeitig auf eine Erweiterung des Angebots. Seit 1986 produziert das Unternehmen in Mönchengladbach. Hier entstehen auf knapp 5000 Quadratmetern im Industriegebiet Giesenkirchen Fotobücher, Fotokalender und Co.
Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderung gGmbH (Duisburg)
Werkstätten für Menschen mit Behinderung hatten früher oft den Ruf einer Verwahrstelle. Mit diesem Begriff hat die Duisburger Werkstatt, die bereits 1973 gegründet wurde, nicht mehr viel zu tun. Früher wurden einfache Arbeiten für die Industrie durchgeführt, heute betreibt die Werkstatt Cafés, in denen die Menschen mit Behinderung mitarbeiten, und sogar ein eigenes Modelabel namens „Esthétique“, dessen Kollektionen mit einer Fashionshow vorgestellt wurde. Nach dem Umbau der Werkstatt gibt es außerdem eine Großküche, die auch an Betriebe liefern kann, und als weiteren Berufszweig eine Töpferei. So ist für jedes Talent etwas dabei, um sich weiterzuentwickeln.
Huesker Synthetic GmbH (Gescher)
Der Anbau von Flachs und Hanf machte das Münsterland im 19. Jahrhundert zu einem der Zentren der Textilindustrie. Auch die 1861 gegründete Firma Huesker stieg in das Geschäft ein und produzierte schon nach wenigen Jahren auf 200 Webstühlen Baumwollgewebe. Bis 1913 steigt die Zahl sogar auf 1172 Webstühle, doch der Niedergang der Textilindustrie in der Region traf auch das Unternehmen. Glücklicherweise hatte man da schon ein zweites Standbein aufgebaut – und konzentrierte sich ab 1958 immer stärker auf den Ausbau von synthetischen Stoffen, unter anderem für die Herstellung von Deichsäcken. Heute ist Huesker weltweit aktiv, die Produkte werden etwa in der Industrie und Agrarwirtschaft eingesetzt.
Metzgerei Quartier und Curry Q GmbH (Kleve)
Die Verarbeitung von Fleisch hat in der Familie Quartier Tradition, bereits der Großvater des heutigen Eigentümers der Metzgerei Quartier, Lothar Quartier, zog als Hausschlachter in den 1940er Jahren von Hof zu Hof. 1969 gründete die Familie dann die erste kleine Metzgerei in Kleve, inzwischen sind mehrere Filialen der Schnellrestaurant-Kette CurryQ und ein Catering-Service als weiteres Standbein hinzugekommen. Die Idee des neuen Verkaufskonzepts entstand, als die Familie merkte, wie gut die in den Metzgereien angebotenen Tagesgerichte ankamen. Das wollte man ausbauen. Aus der Metzgerei ist seitdem ein Unternehmen mit 120 Mitarbeitern und mehreren Standorten geworden.
Coatema Coating Machinery GmbH (Dormagen)
Die Geschichte der Dormagener Coatema Coating Machinery GmbH liest sich wie die Geschichte eines Chamäleons: Angefangen hat das Unternehmen vor mehr als 40 Jahren mit dem Verkauf von Textilmaschinen. Als sich abzeichnete, dass man gegen die billige asiatische Konkurrenz keine Chance mehr hat, wandelte das Unternehmen sein Geschäftsmodell: Heute stellt es Hightech-Komponenten für Brennstoffzellen, flexible Solarzellen und Batterien her, plant und baut Beschichtungs- und Laminier-Anlagen für verschiedene Produkte aus Textil, Papier und Folie oder zur Energiegewinnung. Geschäftsfelder des Unternehmens sind deshalb die Märkte Erneuerbare Energie, gedruckte Elektronik, Medizin, Papier und Folie, Glas und Textil.
Boge Kompressoren GmbH & Co. KG (Bielefeld)
Lange Zeit gab es in der Drucklufttechnologie kaum noch Verbesserungen, bis das Bielefelder Familienunternehmen Boge mit einem interdisziplinären Team eine neue Turbo-Technologie für Kompressoren entwickelte. Fernab des Tagesgeschäfts tüftelten dabei Ingenieure, Softwareentwickler, Produktmanager und Einkäufer an der neuen Technik und machten sie praxistauglich. Das neue Produkt, hofft man, werde mittelfristig ein Wachstumstreiber sein – entwickelt und produziert in OWL. Denn das Engagement für seine Heimatregion ist dem Unternehmen, das 2017 110 Jahre alt wird und 750 Mitarbeiter beschäftigt, wichtig. So ist es erklärtes Ziel, mit dem neuen Produkt langfristig Arbeitsplätze in der Region zu sichern.
Pfeifer & Langen GmbH & Co. KG (Köln)
Ursprünglich war das Unternehmen auf die Herstellung von Zucker aus Zuckerrüben spezialisiert. Vertrieben wird dieser in den verschiedensten Formen etwa als Kandis, weißer Zucker oder Puderzucker bis heute unter dem Namen „Diamant Zucker“. Weil aber immer mehr Menschen Wert auf gesunde Ernährung legen, investierte das Unternehmen in Forschung und Entwicklung, so dass künftig beispielsweise kalorienarmer Zucker in der Produktpalette zu finden sein wird. Eine Arbeitsgruppe „Biotechnologie“ forscht beispielsweise nach Möglichkeiten zur Umwandlung von Rübenzucker in andere Zucker. Dafür wurde am Standort Elsdorf sogar ein neues Biotechnikum mit 1600 Quadratmeter Grundfläche errichtet. In dem neuen Geschäftsfeld des „gesunden Zuckers“ sucht das Unternehmen auch immer wieder nach Fachkräften und Absolventen der umliegenden Hochschulen. Die Bereitschaft, viel in das neue Geschäft zu investieren, ist groß.
Reuter.de GmbH (Mönchengladbach)
1986 hatte Bernd Reuter mit nur einem Lehrling den Handwerksbetrieb Bernd Reuter Heizung und Sanitär gegründet. Heute betreibt das Unternehmen einen großen Online-Shop von Badprodukten, der zu einem rasanten Firmenwachstum führte. Schon 2005 baute man ein erstes Versand- und Logistikzentrum, das jedoch schon bald zu klein wurde. 2009 bezog man daher ein neues, modernes Zentrallager mit 10.000 Quadratmetern Fläche und angeschlossener Ausstellung. Mit der Kombination aus Onlineshop und Präsentationsfläche hat sich Reuter zu einem der größten Fach- und Onlinehändler in Europa entwickelt.
Etabo Energietechnik & Anlagenservice GmbH (Bochum)
Gegründet wurde das Unternehmen bereits 1974 – doch bis es zur heutigen Etabo Energietechnik GmbH wurde, vergingen einige Jahre, Übernahmen und Namenswechsel. Bis 2011 bestand das Geschäft noch zu 90 Prozent aus dem Rohrleitungsbau für Kohlekraftwerke von RWE, das Unternehmen hatte nur einen Standort. Weil klar war, dass dieses Geschäftsmodell keine Zukunft haben würde, beschloss man eine Neuausrichtung: Heute baut das Unternehmen nicht nur Rohrleitungen, sondern bietet Dienstleistungen an allen Komponenten der Energietechnik an. Zu den Kunden zählen weiterhin die großen Energieunternehmen wie RWE, aber auch die Eon-Abspaltung Uniper. Aus einem Standort wurden 14. Die Mitarbeiterzahl stieg genauso wie der Umsatz.
Vanderlande Industries GmbH (Mönchengladbach)
Das Mönchengladbacher Unternehmen startete als Maschinenfabrik für Hebegeräte, Kräne und Förderbänder. Heute macht es eine Milliarde Umsatz weltweit und stattet komplexe Logistikzentren wie Zalando, DHL oder Amazon aus. Weltweit wird außerdem an mehr als 600 Flughäfen das Gepäck über Abfertigungssysteme von Vanderlande transportiert und auch in der Abfertigung von Paketen und Briefen sind weltweit Systeme des Unternehmens im Einsatz. Um auf dem internationalen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben, beschäftigt Vanderlande rund 200 Mitarbeiter in seiner Forschungs- und Entwicklungsabteilung, um immer wieder neue Hard- und Software für die einzelnen Systeme zu entwickeln. In der Vanderlande Academy werden Mitarbeiter außerdem regelmäßig geschult und Talente gefördert.
MEGA Monheimer Elektrizitäts- und Gasversorgung GmbH (Monheim am Rhein)
Seit mehr als 100 Jahren versorgt die heutige MEGA Monheimer Elektrizitäts- und Gasversorgungs GmbH Monheim mit Energie – früher mit fossilen Brennstoffen, inzwischen immer mehr mit erneuerbaren Energien. Dazu produziert das Unternehmen etwa Strom und Wärme mit Hilfe der umweltfreundlichen Kraft-Wärme-Kopplung. Unter dem Aufsichtsratsvorsitz von Monheims jungem Bürgermeister Daniel Zimmermann, der die Ort entschuldete und mit niedrigen Gewerbesteuersätzen attraktiv für Unternehmen machten, wandelt sich der Energieversorger zum Infrastrukturanbieter – und investiert in den Ausbau eines flächendeckenden Glasfasernetzes bis an die Haustür. 2020 soll das Projekt abgeschlossen sein.
Bits-to-dots GmbH & Co. KG (Langenfeld)
Egal, ob Katzenfutter, Babywindeln oder Schokolade: Wie gut sich ein Produkt am Markt bewährt, hängt auch von der Verpackung ab. Bevor es in die Serienfertigung geht, wird daher erstmal mit Hilfe von Mustern getestet, was ankommt – und da kommt das Langenfelder Unternehmen Bits-to-dots ins Spiel. Für Hersteller wie Protcter&Gamble oder Haribo stellt es Prototypen her. Die Ursprünge des Unternehmens reichen bis 1953 zurück, damals stellte man noch serienmäßig Verpackungen her. Doch das Unternehmen geriet in eine Krise, musste Insolvenz anmelden – und erfand sich neu. Mit dem alten Wissen aus der Verpackungsproduktion startete Bits-to-dots das neue Geschäftsmodell. Bis heute mit Erfolg.
Coenen Neuss GmbH & Co. KG (Neuss)
Arbeitsschutz, Betriebseinrichtung und Industrietechnik gehören zu den Schwerpunkten der Coenen GmbH aus Neuss. Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 1882 und hat sich seither von einem Ein-Mann-Betrieb zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen entwickelt. Geführt wird es aber noch immer als Familienbetrieb - und das in mittlerweile vierter Generation. Heute fertigt das Unternehmen beispielsweise Berufsbekleidung mit Gehörschutz oder auch Absturzsicherungen - jeweils abgestimmt mit dem Kunden - verleiht Maschinen, wartet sie und richtet Betriebe vollständig ein. Beschäftigt werden am Neusser Standort derzeit rund 65 Mitarbeiter, der Umsatz im Jahr 2015 betrug 17,8 Millionen Euro.