Porträt Das ist Annalena Baerbock

Annalena Baerbock ist im Duo mit Robert Habeck Bundesvorsitzende der Grünen. Am 19. April 2021 hat der Bundesvorstand der Grünen sie als Kanzlerkandidatin für die Bundestagswahl 2021 vorgeschlagen – sie tritt damit als erste Kanzlerkandidatin der Grünen überhaupt an.

1980 in Hannover geboren, wuchs Baerbock auf dem Land in der Nähe der niedersächsischen Hauptstadt auf. Sie erzählt gerne, dass sie in ihrer Jugend Trampolinspringen als Leistungssport betrieb und auch Fußball spielte.
Als Tochter einer Sozialpädagogin und eines Maschinenbauingenieurs engagierte sie sich schon früh bei den Grünen und nahm an Demos gegen Atomkraft teil. 2005 trat sie in die Partei ein.
Nach ihrem Abitur und einem Austauschjahr in den USA studierte Baerbock Politikwissenschaft und Völkerrecht. Ihre politische Karriere begann sie mit dem Einstieg als Mitarbeiterin einer Europapolitikerin.
Ab Oktober 2008 gehörte sie dem Brandenburger Landesvorstand der Grünen an und wurde im November 2009 zur Vorsitzenden des Landesverbands Brandenburg gewählt.
Sie war außerdem von 2009 bis 2012 Vorstandsmitglied der Europäischen Grünen Partei, also dem Zusammenschluss grüner Parteien aus 34 europäischen Staaten.
Von 2012 bis 2015 gehörte die gebürtige Hannoveranerin dem Parteirat der Grünen an. Seit 2013 ist sie Mitglied des Deutschen Bundestags. Dort war sie von 2013 bis 2017 klimapolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion.

Im Januar 2018 wird Baerbock auf dem Grünen-Parteitag in Hannover gemeinsam mit Robert Habeck zur Bundesparteivorsitzenden gewählt. Er genoss damals schon große Beliebtheit und wurde sogar von einigen bereits als künftiger Kanzler gehandelt. Doch Baerbock machte schnell klar, dass sie nicht nur die Frau an seiner Seite ist.

Sie bewies schnell ihr rhetorisches Talent, besuchte Talkshows und ließ sich keineswegs von erfahreneren Politikerinnen und Politikern einschüchtern – womit sie sich in ihrer Partei Respekt verschaffte.

Sie gilt als zielstrebige Kämpfernatur, manche bezeichnen sie auch als verbissen und weniger locker als Habeck – doch auch als Person, die sich tief und gründlich in Themen einarbeitet, strukturiert und taktisch vorgeht.

In ihrer Doppelspitze traten Baerbock und Habeck stets harmonisch und geschlossen auf. Wen von den beiden die Grünen in ihre erste Kanzlerkandidatur schicken würden, blieb bis zuletzt geheim – trotz vieler Spekulationen ließ sich niemand etwas Entscheidendes über die Kanzlerkandidatur entlocken.
Am 19. April verkündete Robert Habeck dann die große Entscheidung in der K-Frage: Annalena Baerbock wird Kanzlerkandidatin der Grünen.

„Wir haben eine klare Idee einer Kanzlerschaft für Deutschland“, sagte die 40-Jährige bei der Bekanntgabe der Entscheidung am 19. April in Berlin. Es gehe darum, „verändern statt zu versprechen“. „Klimaschutz ist die Aufgabe unserer Zeit, die Aufgabe meiner Generation“, sagte Baerbock.
Die Entscheidung über die Kanzlerkandidatur muss noch auf einem Parteitag im Juni bestätigt werden – die Zustimmung gilt als sicher.

Annalena Baerbock steht für konsequenten Klimaschutz. Sie fordert unter anderem ein Tempolimit, eine Reduzierung der Treibhausgase um 70 Prozent bis 2030 und ab 2030 nur noch die Neuzulassung emissionsfreier Autos. Auch hinsichtlich der europäischen Flüchtlingspolitik hat sie klare Vorstellungen und fordert etwa eine gemeinschaftliche Verteilung von Geflüchteten.
Außerdem ist sie für die Abschaffung von Hartz-IV-Sanktionen und eine höhere Besteuerung von Vermögenden.

Bei der Bewältigung der Corona-Krise setzt Baerbock auf Bildung. Dazu stellte sie im November 2020 einen Plan vor, der unter anderem eine „Bundeszentrale für digitale und Medienbildung“, die Nutzung von Bibliotheken und Museen für benachteiligte Kinder sowie den Einsatz von Lehramtsstudierenden vorsieht.
Außerdem forderte sie einen Anspruch auf Kinderbetreuung für Alleinerziehende, ein „Corona-Kindergeld“ und eine Notbetreuung an allen Schulen und Kitas.

Nach ihrer Nominierung als Kanzlerkandidatin verzeichneten die Grünen einen regelrechten Boom an Neumitgliedern: In der Woche der Bekanntgabe stellten Angaben der Grünen zufolge 2159 Menschen einen Beitrittsantrag. Bundesgeschäftsführer Michael Kellner bezeichnete die Eintrittswelle als „absoluten Rekord in der Parteigeschichte“.
Auch die politische Stimmung in Deutschland hatte sich nach der Nominierung von Baerbock (und Armin Laschet als CDU-Kanzlerkandidat) deutlich verändert: Einer Forsa-Blitzumfrage vom 21. April zufolge verdrängten die Grünen mit 28 Prozentpunkten die Union vom Spitzenplatz.

Das Hoch hielt jedoch nicht lange an. Baerbock machte einige Fehler. Es hagelt Kritik wegen eines geschönten Lebenslaufes, die nachgemeldeten Nebeneinkünfte und die Vorwürfe um plagiierte Teile ihres Buches

Die Politikerin zeigt sich darauf selbstkritisch und reumütig. „Ich habe mich natürlich selbst über meinen Fehler tierisch geärgert“, sagte die 40-Jährige beispielsweise in der ARD-Talkshow Maischberger über ihren Fauxpas mit den Sonderzahlungen. In der Sendung „Farbe bekennen“ betonte sie, aus den Fehlern lernen zu wollen und es „in Zukunft besser zu machen“.

Das Ruder konnte die Kanzlerkandidatin jedoch nicht mehr rumreißen. Bei der Bundestagswahl erhielten die Grünen nur 14,8 Prozent der Stimmen und wurden damit nur drittstärkste Kraft.

Bei der Wahlparty am 26. September lobte Baerbock trotzdem das „historische beste Ergebnis“ der Partei. Sie wolle dem Land einen „richtigen Aufbruch“ und eine „Klimaregierung“ bescheren. Die Sondierungsgespräche stehen an. In mehreren Konstellationen könnten die Grünen mitregieren.
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Fotos der Bundestagswahl 2021 Gemischte Reaktionen auf der Wahlparty der Grünen
