Fotos Das sind die potenziellen Nachfolger von Boris Johnson
Suella Braverman, Generalstaatsanwältin
Braverman warf als erste ihren Hut für die Johnson-Nachfolge in den Ring. Und das noch bevor der Premier seinen Rücktritt angekündigt hatte. Die Anwältin und Abgeordnete, die 2020 Generalstaatsanwältin geworden war, hatte am Mittwoch gesagt, sie wolle Premierministerin werden, weil sie und ihre Familie als Immigranten nach Großbritannien gekommen seien und dem Land viel verdankten. Die 42-Jährige ist in der Öffentlichkeit relativ unbekannt. Die EU-Skeptikerin und Brexit-Befürworterin galt lange als Unterstützerin Johnsons.
Rishi Sunak, Ex-Finanzminister
Sunak ist eines der bekanntesten Gesichter unter den möglichen Nachfolgern des Premiers. Der 42-Jährige, dessen indische Eltern aus Ostafrika nach Großbritannien eingewandert waren, galt lange als Shootingstar in der Konservativen Partei. 2020 wurde er Finanzminister und mit der Mammutaufgabe betraut, das Land durch die finanziellen Untiefen der Corona-Pandemie zu führen und Milliarden an staatlichen Unterstützungsgeldern auszubezahlen.
Sunak war am Dienstag von seinem Posten zurückgetreten und hatte dabei nicht mit Kritik an Johnson gespart. Auch er selbst ist aber vom Skandal um illegale Partys während der Corona-Lockdowns im Amtssitz des Premiers nicht unbefleckt geblieben. Er musste deshalb ebenfalls eine Strafe zahlen. Zudem wird ihm vorgeworfen, beim dramatischen Anstieg der Lebenshaltungskosten in Großbritannien nicht schnell genug reagiert zu haben. Die Enthüllung, dass seine Frau Akshata Murthy auf Einkommen aus dem Ausland keine Steuern zahlte, kam ebenfalls nicht gut an.
Sunak ging an die Elite-Schule Winchester College und studierte in Oxford. Später arbeitete er bei der Investment-Bank Goldman Sachs und bei einem Hedgefonds. Vielen ist er wegen dieses Hintergrunds nicht volksnah genug.
Nadhim Zahawi,Finanzminister
Nach Sunaks Rücktritt machte Johnson den 55-jährige Zahawi zum Finanzminister. Nur zwei Tage später forderte auch er einen Rücktritt des Premiers. Nach einem Bericht der „Times“ plante der frühere Staatssekretär für Impfungen und spätere Bildungsminister im Geheimen bereits eine Kandidatur für das höchste Parteiamt. Zawahi, der im Irak in eine kurdische Familie geboren wurde, kam als Kind nach Großbritannien. Er war einer der Gründer des Marktforschungsunternehmens YouGov. Zawahi gilt als möglicher Konsenskandidat, sollte sich die Partei nicht auf andere einigen können.
Sajid Javid, Ex-Gesundheitsminister
Der 52-Jährige, der fast zeitgleich mit Finanzminister Sunak zurückgetreten war, hat reichlich Regierungserfahrung und Lust auf mehr. 2019 scheiterte er mit seiner Kandidatur um das Amt des Parteichefs gegen Johnson. Der Vater von vier Kindern war unter anderem auch schon Innen- und Finanzminister. In letzterer Funktion trat er Anfang 2020 in einem Disput mit Johnson über gefeuerte Berater zurück, war aber ab Juni 2021 als Gesundheitsminister wieder Teil des Kabinetts. In seinem Rücktrittsschreiben am Dienstag erklärte er: „Genug ist genug“.
Der Sohn pakistanischer Einwanderer stellt sich als zugänglicheren Kandidaten dar als seine Rivalinnen und Rivalen, die in Eliteschulen ausgebildet wurden. Auch er hatte vor seiner politischen Karriere einen lukrativen Posten im Investment-Banking.
Liz Truss, Außenministerin
Die 46-jährige Truss hat aus ihren Ambitionen auf den Posten der Partei- und Regierungschefin nie ein Geheimnis gemacht und hat zahlreiche Unterstützer in der eigenen Partei. Bevor sie im vergangenen September Außenministerin wurde, war sie Handelsministerin und dabei für Handelsabkommen nach dem Brexit zuständig. Den Austritt Großbritanniens aus der EU hatte sie zunächst abgelehnt, sich aber dann doch klar hinter den Brexit gestellt. Sie ist auch Chefverhandlerin der Regierung über die Brexit-Nachwehen mit der EU.
Ben Wallace, Verteidigungsminister
Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat den 52-jährigen Ex-Offizier in der Öffentlichkeit zunehmend bekannt gemacht. Anerkennend heißt es immer wieder, Wallace sei keiner der lange um den heißen Brei herumredet. Unter den konservativen Abgeordneten, die sich für eine Anhebung des Verteidigungsetats einsetzen, hat er einige Unterstützer.
Jeremy Hunt, Ex-Minister
Hunt trat 2019 ebenfalls erfolglos gegen Johnson im Rennen um das Amt des Partei- und Regierungschefs an. Der frühere Gesundheits- und Außenminister flog nach seiner Niederlage aus dem Kabinett. Der 55-Jährige stellte sich von Anfang an klar gegen Johnson und könnte nun einen neuen Anlauf auf dessen Nachfolge wagen. Im Januar sagte er, seine Ambition das Land zu führen, sei nicht völlig verschwunden.
Hunt blieb auch als Abgeordneter präsent, indem er als Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im Parlament die Corona-Politik der Regierung kritisierte. Er könnte als Gegenkandidat für jene dienen, die die Ära Johnson hinter sich lassen wollen.
Tom Tugendhat, Vorsitzender im Außenpolitischen Ausschuss des Unterhauses
Der 48-Jährige hat keine Erfahrung als Minister, gilt aber einigen in der Partei gerade deshalb als geeigneter Kandidat für einen Neustart. Tugendhat, eine ehemaliger Soldat, war ein Gegner des Brexits und scharfer Kritiker Johnsons. Er ist auch Teil einer Gruppe konservativer Abgeordneter, die eine härtere Linie gegenüber China fordern.
Penny Mordaunt, Staatssekretärin für internationalen Handel
Die 49-Jährige ist eher unerwartet zum Feld der potenziellen Johnson-Nachfolger dazugestoßen. Unterstützer glauben, dass es ihr gelingen könnte, die Partei zu einen. Mordaunt setzte sich für den Austritt des Landes aus der EU ein, 2019 unterstützte sie Hunt, als dieser für den Parteivorsitz kandierte. Als Johnson stattdessen Premier wurde, verlor sie ihren Posten als Verteidigungsministerin. Danach kehrte sie aber als Staatssekretärin für internationalen Handel wieder in einen Spitzenposten zurück.
Michael Gove, Bau- und Wohnungsminister
Gove ist eine feste Größe in der Konservativen Partei. Johnson feuerte ihn am Mittwoch, nachdem auch er ihn zum Rücktritt aufgefordert hatte. Gove hatte bereits eine ganze Reihe von Regierungsämtern inne. Zuletzt war er mit einem Prestigeprojekt beauftragt, das zum Ziel hat, die Möglichkeiten für Menschen in abgehängten Teilen des Landes zu erhöhen. Der 54-Jährige genießt zwar Anerkennung in der Partei, aber nicht volles Vertrauen. Bei der Wahl zum Parteivorsitz 2016, den schließlich Theresa May gewann, stellte er sich zunächst hinter Johnson, am Ende kandidierte er aber in letzter Minute selbst.
Hier geht’s zum Hintergrund: Warum Chaos-Premier Boris Johnson zurücktreten musste.
Nach dem Rücktritt des britischen Premierministers Boris Johnson von der Spitze der Konservativen Partei bringen sich seine potenziellen Nachfolger in Stellung. In einigen Wochen soll darüber abgestimmt werden, wer neuer Parteichef und damit auch neuer Premierminister werden soll.
Die aussichtsreichsten Kandidaten und Kandidatinnen im Überblick: