Ausbau der L101 in Wermelskirchen Ohne Baustellen keine gute Infrastruktur

Wermelskirchen · Im Juni sollen die Arbeiten an der Landesstraße 101 ab Stumpf beginnen – mit weiträumigen Umleitungen. Straßen.NRW will nun für mehr Transparenz sorgen und wirbt um Verständnis bei Betroffenen.

 Die Landstraße 101 in Kreckersweg ist in einem erbärmlichen Zustand. Das soll sich ändern.

Die Landstraße 101 in Kreckersweg ist in einem erbärmlichen Zustand. Das soll sich ändern.

Foto: Udo Teifel

Der Aufschrei war laut. Kaum hatte die Bergische Morgenpost über die geplante Straßensanierung zwischen Stumpf und Dreibäumen berichtet, waren viele Anwohner aus allen Wolken gefallen. IHK, Landwirte, Schuleltern: Von vielen Seiten wurde die schlechte Abstimmung kritisiert. Daraufhin luden die Projektleiter von Straßen.NRW die Redaktion zum Gespräch ein. „Wir wünschen uns Transparenz“, erklärte Mohamned Abodahab, Verantwortlicher der Abteilung Bau bei Straßen.NRW, „wir erhoffen uns so auch mehr Verständnis für die Baumaßnahme.“

Wann wird die Baumaßnahme starten? „Wir beginnen Ende Juni mit dem Bau“, sagt Projektleiter Christoph Perau. Die Bauzeit ist mit zehn Wochen veranschlagt. In einer früheren Planungsphase habe man auch mal Ende Mai ins Auge gefasst. Bewusst sei die erst Bauphase nun aber in die Sommerferien verlegt worden. „Die Ausschreibungen sind so gut wie beendet“, sagt Perau, „wir stehen kurz vor der Beauftragung der Unternehmen.“ Der zweite Abschnitt soll sich im Herbst anschließen und zwölf Wochen dauern. Nach dem Winter beginnen dann die Arbeiten des dritten Bauabschnitts Richtung Dreibäumen – ebenfalls zwölf Wochen lang.

Welche Arbeiten sind vorgesehen? Auf einer Strecke von fünf Kilometern wird Straßen.NRW die Landstraße 101 zwischen Stumpf und Dreibäumen grundlegend sanieren. „Das bedeutet: Wir erneuern nicht nur die obere Schicht“, sagt der Projektleiter, „sondern wir arbeiten tiefgründig.“ Die Straße werde bis auf 30 Zentimeter Tiefe ausgekoffert und wieder neu aufgebaut. „Das ist eine größere Sache“, sagt Ralf Nachtsheim von der Straßenmeisterei.

Warum ist die aufwändige Sanierung nötig? „Die Straße ist in keinem guten Zustand“, erklärt Christoph Perau. Es gebe tiefe Risse, bis in die unteren Schichten. Die Tragfähigkeit sei langfristig nicht mehr sichergestellt. Dazu komme, dass die Straßenbreite von 5,90 Meter vergleichsweise knapp sei – deswegen sei auch die Vollsperrung nötig, anstatt den Verkehr einspurig an der Baustelle vorbeiführen zu können. Die Ränder der Straße seien nicht mehr in Ordnung, das gefährde den Verkehr. Es gebe immer wieder Beschwerden deswegen. Die Straße sei für die heutigen Belastungen einfach nicht ausgelegt: Die Fahrzeuge seien deutlich schwerer als früher und auch die Frequentierung habe sich verändert. „Jetzt brauchen wir neueste technische Normen, um für die nächsten Jahre Ruhe zu haben“, sagt der Projektleiter. Lediglich die oberste Verschleißschicht müsse dann alle zehn Jahre erneuert werden.

Warum baut Straßen.NRW nicht direkt einen Radweg entlang der Strecke? Dafür gibt es noch keine politische Entscheidung. „Wir können nicht darauf warten. Die Sanierung ist jetzt nötig“, sagt Christoph Perau. Sollte es irgendwann grünes Licht für den Bau eines Geh-/Radweges geben, brauche es noch Zeit für die Planungen – zumal es sich um eine Deutsche Alleenstraße handele. Das seien alles unberechenbare Faktoren, sagt auch Rainer Herzog, Pressesprecher bei Straßen.NRW.

Welchen Einfluss wird die Baustelle auf Anwohner haben? Straßen.NRW plant mit einer Wanderbaustelle. „Das bedeutet: Wir haben jeden Bauabschnitt noch mal in einzelne Abschnitte aufgeteilt“, sagt Mohamed Abodahab. Und er betont: Die Zufahrt zu Häusern und Wohngebieten am Rande der Strecke wird jeder Zeit aus einer der beiden Richtungen möglich sein. „Es handelt sich höchstens mal um wenige Stunden, in denen ein Hauseigentümer vielleicht mal nicht seine Einfahrt nutzen kann“, sagt auch der Projektleiter. Natürlich bedeute eine Baustelle Trubel und Umstände: So führen die Umleitungen über die K 18 und dann über die B51 über Tente. Für den zweiten Bauabschnitt zwischen Sonne und Habenichts sind Umleitungen über Osminghausen und Dhünn vorgesehen, für den dritten Bauabschnitt dann über Buchholzen oder Bergisch Born. „Es wird nicht ohne Einschränkungen gehen“, sagt Mohamed Abodahab, „aber wir alle werden von der Verbesserung der Infrastruktur profitieren.“

Wird es Lösungen für die Ernte der Landwirte geben? Nicht jeder Einzelfall könne berücksichtig werden, sagt der Bauleiter. „Aber wir werden im Einzelfall miteinander sprechen“, ergänzt er, „damit auch wir die Situation verstehen lernen.“ Dem Vorschlag, die Baustelle nachmittags und abends für landwirtschaftlichen Verkehr freizugeben, muss er allerdings eine Absage erteilen. „Das wird bautechnisch nicht funktionieren“, sagt er. Die neue Straße könne dadurch beschädigt werden, so lange die Bauarbeiten noch nicht abgeschlossen sind.

Welche Abstimmung mit dem Öffentlichen Nahverkehr gibt es? „Wir stellen dem ÖPNV frühzeitig unsere Planungen vor“, sagt Christoph Perau. Dann sei es an den Verkehrsunternehmen Lösungen für die Fahrgäste zu finden und diese zu kommunizieren.

Wie teuer wird das Straßensanierungsprogramm? Veranschlagt sind laut Mohamed Abodahab rund 2,5 Millionen Euro. „Wir investieren also in die Region“, sagt er.