1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland Krefelds große Rabbiner-Tradition

Krefeld · Wir nehmen ein Konzert im Rahmen des Festjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ zum Anlass, an eine herausragende Facette jüdischen Lebens in Krefeld zu erinnern.

 Die alte Synagoge an der Petersstraße, rekonstruiert von „Weltenweber“. Heute erinnert  ein Mahnmal an die Synagoge, die am 9. November 1938 in der Reichspogromnacht niedergebrannt wurde.

Die alte Synagoge an der Petersstraße, rekonstruiert von „Weltenweber“. Heute erinnert  ein Mahnmal an die Synagoge, die am 9. November 1938 in der Reichspogromnacht niedergebrannt wurde.

Foto: Weltenweber / NS-Dokumentationsstätte

Die jüdische Gemeinde in Krefeld ist, vergleicht man sie mit den Anfängen jüdischen Lebens in Deutschland, vergleichsweise jung: Die ersten Belege einer jüdischen Gemeinde reichen ins Jahr 1617 zurück. Was heraussticht in der Geschichte dieser Gemeinde, ist die wissenschaftliche Vernetzung und Exzellenz der Rabbiner, die sie geleitet haben: Herausragende Figur ist  Lion Ullmann, der 1843 in Krefeld starb und sich mit einer deutschen Übersetzung des Koran in die Wissenschaftsgeschichte eingeschrieben hat – die Übersetzung war bis ins 20. Jahrhundert in Gebrauch, was für ihre Qualität spricht. Kein Zufall: Die Rabbiner waren allesamt theologisch gebildet und  wissenschaftsaffin. Ullman war jüdischer Gelehrter und akademisch ausgebildeter Orientalist. Ein Mann der Universität und des Geistes ebenso wie ein Mann Gottes. Gute Mischung – wo eins von beiden fehlt, wird ein Geistlicher entweder flach (weil ungebildet) oder fanatisch (weil nicht rückgebunden an Regeln der Vernunft).