Hätten Sie es gewusst? Diese Erfindungen wurden in Krefeld gemacht
Man denkt an Argentinien, an den Tango, an verrauchte Hafenkneipen - und alles stimmt. Aber das Bandoneon ist trotzdem ein echtes Stück Krefeld. Der Instrumentalienhändler und Musiklehrer Heinrich Band hat im 19. Jahrhundert, das 68-tönige Harmonika-Instrument erfunden. Während Band stets in Krefeld blieb - er wurde 1821 hier geboren und starb hier 1860 - trat sein Bandoneon den Triumphzug von Südamerika um die Welt an - überall dorthin, wo Tango gespielt wird. Exportiert wurde es vermutlich durch Seefahrer.
Makrolon ist der Markenname für einen hochwertigen, robusten Kunststoff, der von der Bayer AG entwickelt wurde und jetzt von Covestro produziert wird. In diesem Jahr feiert der Hersteller aus Uerdingen ein Jubiläum: Vor 70 Jahren ist dieser Kunststoff in Krefeld entwickelt worden. Bis heute zählt er zu den vielseitigsten und erfolgreichsten Thermoplasten seiner Art. Als Multitalent hat er viele Bereiche des täglichen Lebens erobert wie etwa in Fernsehern und als Tonträger (CD). Im Bild werden Fünf-Gallonen-Wasserflaschen aus Makrolon einer optischen Qualitätskontrolle unterzogen.
Im Jahr 1976 entwickelte das Vorgängerunternehmen von Evonik in Krefeld – die Firma Stockhausen – den Superabsorber, der seit 1986 in großem Stil in der Seidenstadt produziert wird. Mittlerweile existieren Produktionsanlagen des Konzerns in zahlreichen Ländern. Der Superabsorber nimmt zum Beispiel in Babywindeln und in Katzenstreu Feuchtigkeit auf und hält sie fest. Evonik hat den Geschäftsbereich Ende 2020 in eine eigene Gesellschaft zusammengefasst und darüber informiert, die sehr von Weltmarktpreisen abhängige Gesellschaft verkaufen zu wollen.
Die Maschinenfabrik Eduard Küsters – heute Andritz – aus Krefeld an der Gladbacher Straße revolutionierte die Welt der Papierherstellung und Textilveredelung durch eine Erfindung von Valentin Appenzeller, die 1955 zum Patent angemeldet wurde. Mehr als 40 Patente weltweit gehen auf das Konto Appenzellers, der von Küsters stark gefördert wurde. Die so genannte S-Walze – dabei steht das S für schwimmend – sei die wichtigste Erfindung, die er je gemacht und die einzige, vor der er selbst Respekt habe, berichtete der Erfinder in seien handschriftlichen Aufzeichnungen.
Das Credo des Firmengründers Hermann Heinemann gilt auch heute noch: „Verwendet nur die besten Zutaten: frischeste Butter, erste Sahne und feinste Kakobohnen. Bloß keine Konservierungsstoffe – sonst gibt‘s Ärger“, gab Heinemann seinem Sohn Heinz-Richard mit auf den Weg. Unverändert seit 1952 verläuft auch die Produktion der von Heinemann senior erfundenen Krefelder Sie-Knöngels – ein Trüffel in Verbindung mit einer zarten Nussmasse, umgeben von gerösteten Haselnüssen, mit Heinemann-Schokolade überzogen.
Eine Bremsschwelle ist eine quer zur Fahrtrichtung angeordnete bauliche Erhebung auf der Fahrbahn, die zu einer Geschwindigkeitsdämpfung führt und damit zur Verkehrsberuhigung beitragen soll. Die Bremsschwelle kann als Kreissegmentschwelle, plateauförmige bzw. kissenartige Schwelle oder in Form runder Teller ausgeführt werden. 1988 wurden in Krefeld bei einem Versuchsprojekt Bremsschwellen erprobt und auf diese Weise die so genannten Krefelder Kissen entwickelt.
Essen auf (vier) Rädern: Die Idee, möglichst viele Bedürftige möglichst schnell – und deswegen auf vier Rädern – mit einem warmen Essen zu versorgen, entwickelte die Vorsitzende des Krefelder Vereines für Haus- und Krankenpflege e.V., Magdalene Schwietzke, im Rahmen einer Vorstandssitzung am 8. Februar 1961. Inspiriert von dem in England bereits aktiven sozialen Dienst entwickelte sie den Plan, für „die tägliche Versorgung von alten und kranken Leuten“ (so ist es im Protokoll nachzulesen) in Krefeld zu sorgen. Weil man das Problem des „Warmhaltens“ der Speisen beim Transport nicht in den Griff bekam, startete der Dienst dann erst am 1. Oktober 1961. In einem Ford Taunus 17M P2 wurden die ersten 48 Menüs Schweinebraten mit Nudeln, dazu eine Sternchensuppe und Wackelpudding mit Vanilletunke an alte, kranke und bedürftige Menschen in Krefeld ausgefahren. Die letzten Meter bis zum Kunden wurde der „Henkelmann“ in einem Weidenkorb, warm eingepackt in eine Chintzdecke, transportiert.
Hochgeschwindigkeits- und Regionalzüge aus Krefeld haben eine lange Tradition und setzen weltweit Standards. Das hat sich über die Jahrzehnte nicht geändert. Siemens Mobility mit seinem Werk und gut 2000 Beschäftigten in Uerdingen an der Duisburger Straße präsentierten nicht nur den ersten wasserstoffbetrieben Mireo H Plus, sondern entwickeln im Auftrag der Deutschen Bahn schon jetzt ein Konzept für einen ICE der neuen Generation. Mit ihren Mireo- und Desiro-Plattformen in Leichtbauweise stellt Siemens eine Art modernen Baukasten zur Verfügung, mit dem sich fast alle Kundenwünsche erfüllen lassen. Ein Beispiel dafür ist der Rhein-Ruhr-Express, der den Schienennahverkehr in Nordrhein-Westfalen in ein neues Zeitalter versetzen soll.