Fotos Schüler-Reaktionen auf verschobene Abitur-Prüfungen
Lauen Arif, 17, Rurtal-Gymnasium, Düren
„Ich bin froh, dass Schulministerin Yvonne Gebauer die Abiturprüfungen um drei Wochen verschoben hat. Es ist eine verantwortungsvolle Entscheidung, die nicht nur bei mir den Stresspegel senkt, sondern auch bei meinen Mitschülern. Wir werden täglich mit neuen Informationen überschüttet und jedes Mal aufs Neue werden Entscheidungen getroffen. Durch die Verlängerung haben wir nun mehr Zeit und können uns besser auf die bevorstehenden Prüfungen vorbereiten. Dennoch bin ich mir immer noch unsicher: Ich denke, durch die Verschiebung gewinnen auch die Politiker mehr Zeit und können in zwei bis drei Wochen die Situation besser abschätzen und beurteilen. Viel besser hätte ich es gefunden, wenn es eine Wahloption gegeben hätte, in der die Schüler individuell entscheiden könnten. So gäbe es eine Win-win-Situation.“
Lisa König, 18, Märkisches Gymnasium, Schwelm
„Ich denke, für den Anfang ist es auf jeden Fall erstmal eine sinnvolle Regelung. Allerdings kann ich mir auch gut vorstellen, dass es in zwei oder drei Wochen schon wieder eine neue Regelung gibt und sich alles wieder ändert. Es ist für alle von uns ziemlich frustrierend, nicht genau zu wissen, was ist. Keiner weiß genau, ob sich der Termin nicht noch weiter verschieben wird oder ob wir überhaupt Abitur machen können. Hinzu kommt die aktuell problematische Vorbereitung. Die Lehrer und Lehrerinnen geben sich viel Mühe uns zu helfen – also die Schule lässt uns definitiv nicht im Stich. Aber bei komplexeren Fragen fehlt leider der direkte Kontakt, und auch unsere Lerngruppen fallen ja weg.“
Florian Edel, 18, Gymnasium Kerpen
„Ich bin zufrieden, dass die Prüfungen um drei Wochen verschoben und nicht abgesagt sind. Eine Lösung über das Durchschnittsabitur (Notendurchschnitt bisher erbrachter Leistungen, Anm. d. Red.) hätte ich nicht gut gefunden. Zum einen bieten gerade die Abiturprüfungen für viele Schüler die Möglichkeit, sich zu verbessern. Zum anderen hätte es sicherlich in der Zukunft dazu geführt, dass unser Abitur weniger anerkannt worden wäre. Als die Schulen geschlossen wurden, waren wir zum Glück mit dem prüfungsrelevanten Stoff durch und können diesen jetzt zu Hause – mit Hilfe der Aufgaben, die wir online bekommen – wiederholen.“
Sophie Halley, 18, Anne-Frank-Gesamtschule/ Vorstand Landesschüler*innenvertretung NRW, Viersen
„Die Verschiebung ist eine Entlastung für uns und geht in die richtige Richtung. Auch die Absage der Abweichungsprüfungen ist gut. Leider fehlt die von uns als Landesschüler*innenvertretung geforderte Auswahlmöglichkeit: Prüfung schreiben oder Durchschnittsabitur. In der Vorbereitung aufs Abitur geht es darum, auf den Punkt zu lernen, das ist aktuell absolut nicht möglich. Noch gibt es keinen Klausurplan und auch wie der Unterricht ab Ende April ablaufen soll, ist noch völlig unklar.“
Annika Janning, 17, Gymnasium Rodenkirchen, Köln
„Aus meiner Sicht ist es irgendwie unnötig, die Prüfungen zu verschieben, aber gleichzeitig Ende April wieder Unterricht mit allen Schülern machen zu wollen. So wird das Virus doch weiterhin verbreitet. Grundsätzlich finde ich es richtig, dass die Prüfungen durchgeführt werden, ich hätte mir aber eine bundesweite Entscheidung für alle Schulen gewünscht. So ist es meiner Meinung nach nicht fair für alle geregelt.“
Sascha Möllers, 20, Berufskolleg am Haspel, Wuppertal
„Meiner Meinung nach ist die Situation weiterhin problematisch. Ich mache mein Fachabitur und schreibe sieben Prüfungen. Aktuell haben wir noch gar keine Informationen, wann und wie die stattfinden werden. Niemand kann uns Planungssicherheit geben und garantieren, dass die verschobenen Prüfungen stattfinden können. Zudem ist unsere Vorbereitung aktuell ein völliges Durcheinander. Es gibt viele technische Probleme, Aufgaben kommen unstrukturiert per Mail. Am Mittwoch haben wir online eine Matheklausur geschrieben, nachträglich wurde uns mitgeteilt, dass die so gar nicht gewertet werden darf.“
Elisa Büsing, 17, Nelly-Sachs-Gymnasium, Neuss
„Endlich Klarheit zu haben, ist erleichternd. Einerseits würden keine Klausuren vieles einfacher machen, andererseits denke ich aber, dass wir alle die Chance haben sollten, in den Prüfungen ganz normal unser Können unter Beweis zu stellen. Ich möchte mich später ungern mit einem Zeugnis bewerben, das wie geschenkt aussieht: ‚Ach, das Corona-Abitur!’“
Michelle Vahrenholt, 19, Helmholtz-Gymnasium, Hilden
„Ich finde, dass das Bildungsministerium NRW die richtige Entscheidung getroffen hat. Das Verschieben der Prüfungen gibt uns Abiturienten die Zeit, erst einmal mit der Situation klarzukommen und uns so besser auf die Abiturprüfungen vorbereiten zu können. Eine Beibehaltung der regulären Termine wäre wegen der Infektionszahlen fahrlässig gewesen. Auch das Aufschieben auf unbestimmte Zeit hätte ich nicht gut gefunden: Gelerntes hätte ich nach längerer Zeit und ohne Aussicht auf Prüfung wieder vergessen und auch die Motivation hätte mir gefehlt."
Nils Woyna, 19, Norbert-Gymnasium, Knechtsteden
„Das Abitur wurde verschoben. Drei Wochen mehr Zeit, um sich vorzubereiten. Zeit, die wir benötigen, um mit den Umständen zurechtzukommen. Doch brauchen wir diese Zeit? Ja, wir brauchen sie. Dabei ist das hauptsächliche Problem nicht die Ansteckungsgefahr, die auch mit drei Wochen nicht umgangen werden kann, sondern die neuen psychischen Belastungen. Neben dem üblichen Druck kommen jetzt noch weitere Herausforderungen. Eltern, die normalerweise jetzt arbeiten würden, sind zuhause und verändern das Lernen in den eigenen vier Wänden. Probleme, bei denen es um die Existenz und Einkommensängste der Familie handelt, entgehen niemandem Zuhause. Unterrichtsinhalte wurden nicht zu Ende geführt und können vor dem Abitur nicht mehr richtig vertieft werden.
Es braucht Zeit, die Situation richtig zu erkennen und diese für das weitere Vorgehen zu beurteilen. Aber die Zeit drängt. Eine Absage für die Abiturprüfungen auszusprechen, ist noch zu früh. Aber durch eine Absage wäre nichts verloren, oder? Beispielsweise prüfen manche Universitäten Studentenzugänge ohnehin mit eigenen Prüfungen, ohne auf den NC zu achten.“