DFB-Team 15 völlig in Vergessenheit geratene Fußball-Nationalspieler

Bundestrainer Hansi Flick hat mit der Berufung von Spielern wie Josha Vagnoman, Marius Wolf oder Mergim Berisha überrascht. Dabei haben auch seine Vorgänger viele Spieler eingeladen, von denen sich längst nicht alle in der Nationalmannschaft etablieren konnten. Wir zeigen Ihnen eine Auswahl von Spielern, deren kurze Nationalmannschaftskarrieren fast schon in Vergessenheit geraten sind.

Marvin Compper (1 Länderspiel, 2008)
Empfahl sich als Mitglied der Hoffenheimer Aufstiegsmannschaft, die 2008 Herbstmeister wurde. Es entbehrte also nicht einer gewissen Folgerichtigkeit, dass er im selben Jahr zum ersten Hoffenheimer Nationalspieler wurde. Den 77 Minuten bei einer 1:2-Niederlage gegen England kam aber keine weiteren hinzu. Weil er sich laut Vereinsangaben nicht so richtig für den Abstiegskampf motivieren konnte, wurde er 2013 zur U23 verbannt um drei Tage später aus dem Kraichgau nach Florenz zu wechseln. Die folgenden Stationen lesen sich ähnlich kontrastreich: RB Leipzig, Celtic Glasgow und MSV Duisburg. Zuletzt als Trainer bei Lok Moskau, wo er auch nach Beginn des russischen Angriffskriegs blieb und Markus Gisdol als Chefcoach beerbte, im September 2022 aber dann doch ging - dann allerdings nicht mehr freiwillig, sondern aufgrund sportlichen Misserfolgs.

Tobias Weis (1 Länderspiel, 2009)
Kam ebenfalls als Hoffenheimer Herbstmeister zur Nationalmannschaft. Musste bis zu seinem ersten und einzigen Einsatz er aber bis zum folgenden Sommer warten. Im Rahmen einer Asienreise des DFB wurde Weis dann beim 7:2 gegen die Vereinigten Arabischen Emirate A-Nationalspieler. Später Mitglied der sagenumwobenen Trainingsgruppe 2, die ausgemusterten Hoffenheim-Profis den Übergang auf den freien Transfermarkt erleichtern sollte. Eine Leihe zu Eintracht Frankfurt verlief aber ebenso glücklos wie seine letzte Profistation beim VfL Bochum. Spielte danach noch für den FSV 08 Bissingen und TSV Weilimdorf und eröffnete ein Pinsa-Restaurant in Ludwigsburg.

Zoltan Sebescen (1 Länderspiel, 2000)
Wohl wenige Spieler schafften es, mit nur einer Halbzeit in der A-Nationalmannschaft derart bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Wurde in 45 Minuten auf ungewohnter Position gegen die Niederlande im Allgemeinen und einen aufgedrehten Boudewijn Zenden im Besonderen regelrecht verheizt. Das Image des Überforderten konnte Sebescen nach diesem Abend auch dadurch nicht ablegen, dass er in der folgenden Saison zu Bayer Leverkusen wechselte und dort in Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League Zweiter wurde, während Zenden die Galaform dieses Abends nie wiederfand.

Christian Schulz (4 Länderspiele, 2004-2010)
Als flexibler Defensiver erspielte er sich mit über 350 Einsätzen für Werder Bremen und Hannover 96 eine veritable Bundesliga-Karriere und wurde dafür mit insgesamt vier A-Länderspielen belohnt. Konnte sich in den freundschaftlichen Vergleichen mit Japan, Thailand, Argentinien und viel später Dänemark aber nicht für regelmäßige Berufungen empfehlen.

Sebastian Jung (1 Länderspiel, 2014)
Sein bislang erster und voraussichtlich einziger Einsatz für das DFB-Team liegt schon knappe neun Jahre zurück - dabei ist Sebastian Jung noch immer als Profi aktiv. Das Testspiel gegen Polen (0:0) dürften die meisten nicht mehr in allen Details vor Augen haben. Für Eintracht Frankfurt hatte das Spiel aber zumindest eine kleine historische Facette: Jung war der erste Frankfurter Nationalspieler dieses Jahrtausends. Seit 2019 ist der Rechtsverteidiger in der 2. Bundesliga aktiv - derzeit für den Karlsruher SC.

André Hahn (1 Länderspiel, 2014)
Ein sehr ordentlicher Bundesligaspieler für Borussia Mönchengladbach und den Hamburger SV, eine Ikone für den FC Augsburg. Um ein Haar hätte er aber noch etwas mehr Platz im Briefkopf machen müssen. André Hahn stand noch am 13. Mai 2014 im Testspiel gegen Polen erstmals für das DFB-Team auf dem Platz. Tags darauf verkündete Bundestrainer Joachim Löw den vorläufigen WM-Kader - Hahns Name fehlte.

Oliver Sorg (1 Länderspiel, 2014)
Wenn es um seine Wahrnehmung im Zusammenhang mit der Nationalmannschaft geht, dürfte Oliver Sorg bis heute große Mühe haben, nicht mit dem amtierenden Co-Trainer Marcus Sorg verwechselt zu werden. Gelegenheiten für bleibende Eindrücke verwehrte ihm Joachim Löw. 2014 im Länderspiel gegen Polen bekam der Abwehrmann des SC Freiburg seinen voraussichtlich einzigen Auftritt im DFB-Team. Setzte seine Karriere bei Hannover 96, dem 1. FC Nürnberg und aktuell dem FC Radolfzell in der Landesliga Südbaden fort.

Mark Uth (1 Länderspiel, 2018)
Der Angreifer des 1. FC Köln wurde in der jüngeren Vergangenheit selten in einem Atemzug mit der Fußball-Nationalmannschaft genannt. Trotz eines insgesamt eher unglücklichen Engagements beim FC Schalke 04 sind die Erinnerungen an Uth in der Rolle als erfolgreichster deutscher Bundesliga-Torschütze aber noch nicht verblasst. Gleichwohl konnte er sich bei seinem einzigen Länderspiel-Einsatz in der Nations League nicht für weitere Nominierungen empfehlen. Mag auch am Ergebnis gelegen haben: In Amsterdam setzte es gegen die Niederlande ein dezentes 0:3.

Diego Demme (1 Länderspiel, 2017)
Erst mit 24 Jahren hat Diego Demmo sein Bundesliga-Debüt gefeiert. Bei Arminia Bielefeld wurde er zum Profi, wechselte zum SC Paderborn und schloss sich schließlich dem damaligen Drittligisten RB Leipzig an, um mit dem Brauseklub erstklassig zu werden. Dass er dort zum Stammspieler und Leistungsträger reifte, hätten ihm vielen nicht zugetraut. Er weckte aber sogar das Interesse der SSC Neapel, dem Lieblinkgsklub seines Vaters, der ihn nicht ganz zufällig nach Vereinslegende Maradona benannte. In Italien ging die märchenhafte Geschichte sogar lange weiter - Demme spielte regelmäßig und überzeugte. Nach einigen Verletzungen und einem Trainerwechsel ist er bei Neapel inzwischen hinten dran, wird zumindest die anstehende Meisterfeier aber noch mitnehmen. In der Nationalmannschaft reichte es gleichwohl nur für einen Kurzeinsatz gegen San Marino. Statt 2017 zum Confed Cup zu fahren, verletzte sich Demme. Auf der umkämpften Position in der Mittelfeldzentrale war danach kein Platz mehr frei.

Jermaine Jones (3 Länderspiele, 2008)
Ist der nicht ...? Genau, US-Amerikaner. Und Deutscher. In zweiter Rolle absolvierte der Mittelfeldspieler, der Zeit seiner Karriere an der Kante zum Platzverweis balancierte, 2008 drei Testländerspiele für das DFB-Team (Österreich, Belarus und England). Dass Joachim Löw bei einer Asienreise 2009 auf Jones verzichtete, veranlasste ihn zum Wechsel ins US-Team, mit dem er unter anderem an der WM 2014 teilnahm.

Malik Fathi (2 Länderspiele, 2006)
Seine Länderspielgeschichte ist schnell erzählt. In der Post-WM-Euphorie gingen seine Einwechselungen gegen Schweden und Georgien ein wenig unter. In Sachen Karriereplanung setzte der Berliner dennoch überzeugende Prioritäten. Seinen Heimatklub Hertha BSC verließ er zunächst in Richtung Moskau und später Mainz, um 2014 beim spanischen Drittligisten Atletico Baleares anzuheuern. Viele werden zwar nicht mal wissen, auf welcher balearischen Insel der ansässig ist. Auf Mallorca gefiel es Fathi aber offenbar so gut, dass er nach seiner aktiven Laufbahn noch eine Saison als Mentaltrainer dranhängte. Eine Stelle, die ähnlich umworben sein dürfte wie Plätze in der Nationalmanschaft.

Ronald Maul (2 Länderspiele, 1999)
Der Confed Cup öffnet gelegentlich Türen, die normalerweise verschlossen sind. Ronald Maul bot sich 1999 die Gelegenheit, unter Trainer Erich Ribbeck zwei Länderspiele (0:4 gegen Brasilien und 0:2 gegen die USA) zu bestreiten. Aus seinem fußballerischen Werdegang war das nicht zwangsläufig abzuleiten. Mit Osnabrück, Bielefeld, dem HSV, Hansa Rostock und Carl Zeiss Jena pendelte er zwischen erster und zweiter Liga. Im DFB-Team musste er sich an der Seite von ebenfalls nur kurzfristig berufenen Auswahlspielern wie Mustafa Dogan und Heiko Gerber mit einem Intermezzo begnügen.

Frank Fahrenhorst (2 Länderspiele, 2004)
Sein Spitzname „Gefahrenhorst“ war einfach zu gut, um sich nicht zu verselbstständigen. Dass Frank Fahrenhorst, so sein bürgerlicher Name, über lange Jahre sehr glaubwürdig die Rolle eines Innenverteidigers von gehobenem Bundesligaformat verkörperte, geriet darüber schon mal in Vergessenheit. Dass er nach dem zweiten seiner beiden Länderspiele keine weitere Einladung erhielt, ist daher beinahe unverständlich. Immerhin bekam es Fahrenhorst dabei gegen Brasilien mit einem Angriffsdreieck aus Ronaldo, Adriano und Ronaldinho zu tun und hielt an der Seite von Robert Huth ein ehrbares 1:1.

Alexander Madlung (2 Einsätze, 2006-07)
Über 300 Strafzettel hat Alexander Madlung dem Vernehmen nach kassiert für das Parken vor seiner Haustür in Berlin-Charlottenburg. Immerhin wusste er, wie man so einen Lapsus offensiv wegverteidigt und ersann ein anschauliches Bild das gleichsam alles verrät und verschweigt: „Das war nur der Tropfen in der Pfütze.“ Joachim Löw konnte das nicht davon abhalten, den langen Innenverteidiger in der Nationalmannschaft zu testen. Nach zwei Einsätzen 2006 gegen Georgien und 2007 gegen Dänemark war aber wieder Schluss. Immerhin sammelte er bis zu seinem Karriereende bei Fortuna Düsseldorf aber fast so viele Bundesliga-Einsätze (285) wie Parktickets.
Daniel Bierofka (3 Länderspiele, 2002)
Beinahe wäre ihm auf Anhieb der große Durchbruch gelungen. Sein Nationalmannschafts-Debüt feierte der Ur-1860er gleich als Teil des vorläufigen Aufgebots für die WM 2002. Obwohl ihm bei seinen drei Einsätzen im Mai sogar ein Treffer beim 6:2 gegen Österreich gelang, berücksichtigte ihn Teamchef Rudi Völler nicht für das Turnier in Japan und Südkorea.