Verträge sind ausgelaufen Ablösefreie Kandidaten für Borussia - Markt fast leer
Nach Matthias Ginter im Sommer 2022 hat Borussia Mönchengladbach dieses Jahr gleich zwei ihrer Spieler mit dem höchsten Marktwert ablösefrei verloren: Marcus Thuram und Ramy Bensebaini. Der Markt der Profis mit auslaufenden Verträgen ist umkämpft und für Borussia selbst attraktiv. Fast alle spannenden Kandidaten sind inzwischen aber schon vom Markt. Geht trotzdem noch etwas?
Von 2014 bis 2019 hat Borussia in jedem Transfer-Sommer einen ablösefreien Spieler verpflichtet. Mitunter war die Winter-Periode, so wie bei Fabian Johnson (kam aus Hoffenheim), gerade erst beendet, als der damalige Manager Max Eberl Nägel mit Köpfen machte.
Als lange Zeit letzter Vertreter dieses Modells kam vor vier Jahren Max Grün als dritter Torwart, davor war es Torben Müsel und davor Florian Neuhaus, der allerdings direkt verliehen wurde, bevor er bei Borussia durchstartete. Nun setzen immerhin die Jungprofis Lukas Ullrich (19) von Hertha BSC und Grant-Leon Ranos (20) vom FC Bayern II die Reihe fort.
In der Zeit, in der der Verein diesen Markt nicht mehr erfolgreich beackert hat, gingen alleine Josip Drmic, Tobias Strobl, Fabian Johnson, Raffael, Oscar Wendt, Ibrahima Traoré und Matthias Ginter ablösefrei. Viele Routiniers jenseits der 30 waren dabei, einige hatten selbst nichts gekostet, doch in diesem Sommer haben Thuram und Bensebaini die Liste erweitert. Hinzu kam Kapitän Lars Stindl (34). Das erhöhte den Druck, selbst mal wieder einen Coup ohne Ablöse zu landen.
Manu Koné könnte trotz seiner Verletzung für einen hohen Betrag (30 Millionen Euro und mehr) noch wechseln. Holt Manager Roland Virkus dann einen ablösefreien Koné-Ersatz, wäre der Spielraum auf anderen Positionen größer. Mittlerweile ist beides aber kaum noch realistisch.
Um Dennis Geiger von der TSG Hoffenheim buhlten zahlreiche Klubs. Der spielstarke Mittelfeldspieler stand unter anderem im Fokus von Eintracht Frankfurt (die mit Randal Kolo Muani den besten ablösefreien Transfer des vergangenen Jahres gelandet hat). Doch trotz des damals unklaren Ausgangs im Abstiegskampf verlängerte der 24-Jährige Mitte April in Hoffenheim.
Höher eingestuft ist Mo Dahoud, dem Borussia Dortmund frühzeitig mitgeteilt hatte, dass sein Vertrag nicht verlängert wird. Der 27-Jährige hätte bei einer Rückkehr nach Gladbach Abstriche beim Gehalt machen müssen. Ins Profil hätte er fußballerisch gepasst, er vereint einige der Stärken Weigls und Konés. Doch Dahoud spielt nun in der Premier League bei Brighton Hove & Albion.
Florian Grillitsch hatte sich vergangenes Jahr verzockt. Zwei Monate, nachdem sein Vertrag in Hoffenheim ausgelaufen war, unterschrieb er bis 2023 bei Ajax Amsterdam. Dort spielte der Österreicher, der auf der Sechs und in der Innenverteidigung auflaufen kann, kaum eine Rolle. Nun kehrte er ablösefrei noch Hoffenheim zurück - sein Profil deckt bei Borussia allerdings ohnehin schon Weigl ab.
Dass sich einiges getan hat, seit wir diese Liste Anfang 2023 erstmals veröffentlicht haben, zeigen Mees Hilgers (Foto), ein junger Abwehrmann fürs Zentrum, und Gijs Smal, ein spielstarker Linksverteidiger mit Entwicklungspotenzial, von Twente Enschede. Der Klub hat Optionen in ihren Verträgen genutzt und bis 2024 mit ihnen verlängert.
Der 22-jährige Hilgers stand bei Ajax auf dem Zettel, er glänzt mit den Kernkompetenzen eines Verteidigers und seinem Spielaufbau. Smal (Foto) hätte sich als Bensebaini-Nachfolger ein Duell mit Luca Netz liefern können. Doch wird Borussia für die Position kein Budget mehr freimachen.
Lukas Ullrich ist stattdessen für hinten links gekommen. 2022 verhinderte Hertha BSC – auch Netz kam aus Berlin – einen Wechsel, nun lief Ullrichs Vertrag aus. Das Top-Talent ist 19 Jahre alt und war Kapitän der deutschen U19.
Aus der Bundesliga wären Aarón Martín (FSV Mainz 05, Foto) und Paulo Otávio (VfL Wolfsburg) interessant gewesen für die Position, in ihrem Fall vor allem aufgrund ihrer Ablösefreiheit. Otávio hat am 18. Mai einen Vertrag beim katarischen Rekordmeister Al-Sadd unterschrieben, Martín am 3. Juli bei Serie-A-Aufsteiger CFC Genua in Italien.
In Daley Sinkgraven (Bayer 04 Leverkusen) war ein weiterer Linksverteidiger ablösefrei zu haben. Der Ajax-Schüler kam einst unter Peter Bosz und hatte bei der „Werkself“ keine Zukunft mehr. Der Niederländer hat sich UD Las Palmas angeschlossen, Aufsteiger in Spanien.
Ein konkreter Kandidat für den Angriff war nach unseren Informationen tatsächlich Omar Marmoush aus Wolfsburg, der im vergangenen Oktober ein Traumtor zum 2:2 gegen Gladbach erzielte. Borussia-Manager Virkus hat noch einen Stürmer auf dem Zettel, Marmoush wäre eine flexible Ergänzung zu einem wuchtigen Zielspieler wie Tomas Cvancara gewesen. Allerdings hat Eintracht Frankfurt am 15. Mai Marmoushs Verpflichtung bekanntgegeben.
Bezüglich Dawid Kownacki von Fortuna Düsseldorf hatte sich Gladbach mal umgehört, der Zweitliga-Torjäger war vermutlich keiner, für den der Klub eine beträchtliche Ablöse in die Hand genommen hätte. Doch wenn der Vertrag ausläuft und die eigenen Kassen dürftig gefüllt sind, sieht es anders aus. Kownacki hat aber bei Werder Bremen unterschrieben.
In Marvin Fiedrich und Ko Itakura kamen 2022 zwei Innenverteidiger für insgesamt zwölf Millionen Euro. Doch Jordan Beyer blieb dank der Kaufoption über 15 Millionen Euro beim FC Burnley und bei Nico Elvedi könnte nach acht Jahren im Verein eine Veränderung anstehen.
Becir Omeragic (links) vom FC Zürich hätte die Lücke schließen können. Der 21-Jährige debütierte schon mit 18 in der Schweizer „Nati“. Verlängert hat er in Zürich nicht, Omeragic wechselt zu HSC Montpellier nach Frankreich. Immerhin hat Borussia in Fabio Chiarodia einen vergleichsweise günstigen Perspektivspieler geholt (zwei Millionen Euro Ablöse) und Maximilian Wöber von Leeds United ausgeliehen.
Patric Pfeiffer ist mit dem SV Darmstadt aufgestiegen. Der 1,96-Meter-Abwehrhüne selbst hätte aber auch ohne den Aufstieg in der kommenden Saison in der Bundesliga gespielt: Der FC Augsburg hat den 23-Jährigen verpflichtet. Er wäre vielleicht interessanter für Borussia gewesen, wenn Friedrich gegangen wäre.
Ein starker Zweikämpfer im Mittelfeld könnte nicht schaden, „Reparierer“ nennt Virkus solche Typen. Stijn Spierings war in Diensten des FC Toulouse der beste Balleroberer der Ligue 1. 2020/21 spielte der Niederländer noch mit Koné zusammen, nachdem er für gerade einmal 500.000 Euro von Levski Sofia geholt worden war. Spierings hat beim RC Lens unterschrieben und spielt damit nächste Saison in der Champions League.
Rani Khedira stand lange im Schatten seines Weltmeister-Bruders Sami. Bei Union Berlin ist er inzwischen ein Gesicht des nicht enden wollenden Erfolges. Er verglich seine Rolle im „Kicker“ mit der eines Ordnungsstifters wie N’Golo Kanté für Frankreich oder Enzo Fernández für Argentinien.
Mit 29 Jahren ist Khedira nicht mehr ganz jung, aber die Option hat sich ohnehin schnell erledigt: Der Mittelfeldmann hat bei Union verlängert und wird nächste Saison auch Champions League spielen.
In der Ligue 2 bei Saint-Étienne hat Jean-Philippe Krasso in der abgelaufenen Saison richtig gezündet. Der Nationalspieler der Elfenbeinküste kam auf 17 Tore und zwölf Vorlagen. Borussia war interessiert, nach Informationen unserer Redaktion aber nicht ausreichend überzeugt. Roter Stern Belgrad ist es nun geworden.
Vom Potenzial in der Ligue 2 hat Borussia selbst profitiert, als sie Koné holte und ihn noch ein halbes Jahr für Toulouse auflaufen ließ. Josh Maja war in der zweiten französischen Liga für Girondins Bordeaux aktiv, kam auf 16 Tore und sechs Vorlagen. Der 24-jährige Engländer (1,81 Meter groß) stammt aus der Jugend von Sunderland. Er war bis zum 1. August auf dem Markt, dann schloss er sich West Bromwich Albion an.
Alfredo Morelos schoss 124 Tore in 269 Spielen für die Glasgow Rangers. Der 1,77 Meter große Kolumbianer ist nach wie vor ablösefrei zu haben - und einer der wenigen halbwegs realistischen Kandidaten, die der Markt noch hergibt.
Stürmer, die sonst noch ohne Vertrag sind? Bas Dost, einst Eintracht Frankfurt, zum Beispiel verließ den FC Utrecht nach einem Jahr und neun Toren, ist inzwischen aber 34.
In Ullrich und Ranos hat Borussia zwei Spieler ohne Bundesliga-Erfahrung ablösefrei geholt. Sie müssen erst mal ankommen und sich entwickeln. Ablösefreie Soforthilfen wie einst Johnson, Strobl, Traoré sind es wieder nicht geworden.