Fotos Umweltschützer protestieren gegen Genmais-Anbau
Etwa 200 Umweltschützer aus ganz Deutschland haben in Strausberg bei Berlin gegen den kommerziellen Anbau genmanipulierter Pflanzen protestiert. Die angekündigte Zerstörung eines zehn Hektar großen Feldstückes mit Genmais konnte die Polizei bis zum Sonntagnachmittag jedoch verhindern. Die Beamten hatten das Feld mit hunderten Beamten umstellt und den Demonstranten die Auflage erteilt, sich dem Acker auf höchstens 250 Meter zu nähern.
Die Umweltschützer befürchten, dass sich durch Pollenflug und Bienenbestäubung unkontrolliert genmanipuliertes Erbgut verbreitet. Landwirte, die auf Gentechnik verzichten wollten, würden wegen der möglichen Verunreinigung ihrer Felder von angrenzenden Gen-Äckern in ihrer Existenz gefährdet, sagte Michael Grolm von der Initiative "Gendreck weg".
Zudem seien die Auswirkungen der Erbgutveränderungen auf Umwelt und Gesundheit noch völlig ungeklärt.
Einige Experten fürchteten, dass langfristig die Artenvielfalt zurück gehe und die Abhängigkeit der Bauern von den Saatgutherstellern steige. Grolm kritisierte, die Gentechnikindustrie versuche unumkehrbare Fakten zu schaffen.
Hintergrund ist, dass in diesem Jahr erstmals seit der Aufhebung eines EU-Moratoriums zur Agro-Gentechnik auch in Deutschland großflächig zu kommerziellen Zwecken genmanipulierte Pflanzen angebaut werden. Bislang ist allerdings nur Mais mit veränderten Erbinformationen zugelassen.
Nach Angaben von Greenpeace ist in Deutschland auf 345 Hektar genmanipulierter so genannter BT-Mais MON 810 des US-amerikanischen Agrarkonzerns Monsanto ausgesät worden, vor allem in Brandenburg. Dessen Erbgut wurde so verändert, dass die Pflanzen ein Eiweiß gegen den Schädling Maiszünzler bilden. Noch zu Jahresbeginn waren 1.000 Hektar geplant, Proteste hatten den Angaben zufolge jedoch einen großen Teil des Anbaus verhindert.
Der Aktion der Umweltschützer am Wochenende richtete sich gegen ein Feld eines Bauern im zu Strausberg gehörenden Dorf Hohenstein. Dort stehen auf einer 50 Hektar großen Fläche auch 10 Hektar des Genmaises. Der Landwirt verteidigte den Anbau. "Man muss akzeptieren, dass ich nichts mache, was illegal ist", sagte er mit Verweis auf die EU-Zulassung des BT-Maises.
Von den genmanipulierten Pflanzen erwarte er nicht mehr Ertrag als von normalem Mais, aber der Schaden durch den Maiszünzler werde geringer sein. "Und wir können auf das Spritzen von Insektiziden verzichten", erklärte der Landwirt. Der Genmais soll als Tierfutter verkauft werden. Einen Produzenten habe er bereits als Abnehmer, sagte der Bauer.
Vor der Aussaat der Genpflanzen habe er sich auch mit seinen Feldnachbarn geeinigt. Deren Pflanzen würden von einem breiten Gürtel um den Genmais geschützt, auf dem normaler Mais stehe.
Die Umweltschutzorganisationen BUND und Naturschutzbund Deutschland (Nabu) begrüßten den Protest, distanzierten sich aber von der geplanten Feldzerstörung.
Auch die agrarpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Ulrike Höfgen, erklärte, ein "guter Protest" könne durch die falschen Mittel diskreditiert werden.
Sie warne aber davor, Feldzerstörungen als Anlass zu nehmen, Gentechnik-Gegner pauschal zu verleumden, sagte sie.