Gedenken in Viersen Den Opfern ein Gesicht geben

Dülken · Elisabeth Strysio gelangte an Aufnahmen der jüdischen Familie Bruch, die vor mehr als 75 Jahren in Dülken lebte. Sie werden Teil der Virtuellen Gedenkstätte.

 Elisabeth Strysio mit drei Bildern, die Mitglieder der Familie Bruch aus Dülken zeigen. Die Seniorin hat die Fotomotive dem Verein „Förderung der Erinnerungskultur“ zur Verfügung gestellt.

Elisabeth Strysio mit drei Bildern, die Mitglieder der Familie Bruch aus Dülken zeigen. Die Seniorin hat die Fotomotive dem Verein „Förderung der Erinnerungskultur“ zur Verfügung gestellt.

Foto: Günter Strysio

Noch heute kann sich Elisabeth Strysio gut daran erinnern, wie sie Irmgard Bruch kennengelernt hat. „Damals bin ich so zwölf Jahre alt gewesen“, sagt die 92-Jährige – Irmgard war also etwa 15. Wie eigentlich jeden Mittag besucht die junge Elisabeth die Cousine ihrer Mutter, die im Anbau der Villa der jüdischen Familie Bruch an der Waldnieler Straße in Dülken lebt. Die Cousine erzählt immer so schöne Geschichten, deshalb ist das Mädchen gerne dort. Weit hat es Elisabeth nicht, sie wohnt in der Nähe. Als sie an jenem Tag nach dem Besuch aus dem Anbau kommt und wie immer am Tor zur Villa vorbei geht, hört sie eine Stimme. „Können Sie nicht ein bisschen bleiben? Ich bin hier so alleine?“, ruft da ein Mädchen vom Grundstück aus  – es ist Irmgard. „Komm’ doch mit mir zum Spielen“, bietet Elisabeth an, doch Irmgard erwidert traurig: „Das geht nicht, ich darf nicht hinter das grüne Tor.“ Elisabeth beschließt, dass sie dann eben zu ihr aufs Grundstück geht. Die beiden Mädchen freunden sich an, spielen in den kommenden zwei Jahren viel zusammen. Dann ist die Familie Bruch plötzlich weg. „Die wurden abgeholt“, hört Elisabeth irgendjemanden sagen.