Fotos Stadtteil-Serie: Wir in der südlichen Furth
Die NGZ stellt jede Woche einen Neusser Stadtteil vor - seine Menschen, seine Vorzüge sowie viele Tipps. Die südliche Furth bildet die 19. Folge.
Der Ort in ZahlenEinwohner insgesamt 9166davon Frauen 4716Einwohner unter 18 1813davon weiblich 869Einwohner über 65 1557davon Frauen 902Ausländer 2175Anteil an der Bevölkerung 23,7 ProzentHaushalte/Wohnungen 4599Hartz IV-Empfänger 1864Fläche 0,99 QuadratkilometerBevölkerungsdichte 9168 pro QuadratkilometerKirchen -Schulen BurgunderschuleKindergärten 2
Meine FurthAus Düsseldorf zog es Ulla Born und ihren Ehemann vor zehn Jahren auf die andere Rheinseite. Auf der Suche nach einem alten Haus, das sie nach ihren Vorstellungen gestalten können, wurde das Paar an der Ubierstraße fündig. „Das Umfeld hat uns sofort gefallen: gewachsene Strukturen, kein Neubaugebiet“, sagt die 44-Jährige. „Uns gefällt es besser, wenn Senioren und junge Familien gemeinsam in einer Straße leben.“ Die Familie genießt die vielen Vorteile, die die südliche Furth zu bieten hat: Die beiden Kinder (6 und 11) sind schnell in der Burgunderschule und im Marienberg-Gymnasium, „die Innenstadt ist zu Fuß und mit dem Rad sehr gut zu erreichen“, sagt Born. Die Kinder spielen auf der Straße, „auch wenn Autos dort oft zu schnell fahren“. Zum nahen Stadtwald und Jröne Meerke samt Spielplatz ist ein Ausflug problemlos möglich.
Mein VereinEhefrau Margareta ist „Schuld“ daran, dass die Töllers so viel an der frischen Luft sind: „Als wir uns eine Wohnung kauften, sollte die möglichst im Erdgeschoss liegen, damit wir die Möglichkeit haben, raus in den Garten zu gehen“, sagt Josef Töller. Das klappte nicht. Daher bestand Margareta Töller darauf, einen Kleingarten zu kaufen. Die Parzelle steht im Kleingartenverein „Im Grundwässerke“ an der Eintrachtstraße und Josef Töller ist heute ihr Vorsitzender. Die Herkunft des Namens erklärt er so: „ Vor 80, 85 Jahren stand hier noch das Grundwasser, ehe das Gebiet trocken gelegt wurde. Alle sagten: Wir gehen zum Grundwässerke.“ 1932 wurde die Anlage gegründet, mit ihren 36 Parzellen (alle vergeben) gehört sie zu den ältesten in der Stadt. Seit 1991 sind die Töllers dabei, die sich dort sehr wohl fühlen. „Es gibt alte und junge Besitzer, wir haben eine gute Mischung und einen guten Zusammenhalt. Die Alten geben den Neuen gerne Tipps.“ Den Reiz der Kleingartenanlage „Im Grundwässerke“ sieht Töller vor allem in dessen Lage: „Wer einen Spaziergang im Jröne Meerke beginnt, kann dann durch den Stadtwald laufen und im Anschluss über die Stephanstraße kommend durch unsere Anlage spazieren. Letztens sagte eine Spaziergängerin: ,Hier ist es schön’. Das tut gut.“
Für GenießerFür die Further ist „Hannis 60er-Jahre-Café“ längst kein Geheimtipp mehr. Der Laden an der Further Straße 89b, der seit 2004 besteht, bietet in jeglicher Hinsicht Außergewöhnliches: Inge Tillmanns (46), die 2009 das Café von ihrer verstorbenen Schwester übernommen hat, bietet zusammen mit ihrer anderen Schwester Monika Schüpper nur selbst gebackene Leckereien an, wie „Feuerwehr-Kuchen“, „Sägespäne-Torte“ oder die „Malheur-Torte“. Das Backen liege in der Familie, sagt Tillmanns. Wer gerne etwas Warmes bevorzugt, der kann zum Beispiel eine Pizza-Suppe bestellen. Das Ganze wird in einer Umgebung angeboten, die im Stil der 50er- und 60er-Jahre eingerichtet ist: mit Cocktailsesseln, Nierentischen, Küchen- und Wohnzimmerbereich. „Die Kunden lieben gerade diese Atmosphäre“, sagt die gebürtige Vorsterin.Öffnungszeiten Dienstag bis Freitag 8.30-18 Uhr, Samstag 9-18 Uhr, Sonntag 11-18 Uhr.
Mein WunschSeit 27 Jahren lebt Uschi Bischoff im Kolpingviertel. Was sie an dieser Gegend östlich der Further Straße so mag, hat sie schnell parat: „Die Durchmischung der Anwohnerschaft mit allen Altersklassen und vielen verschiedenen Nationalitäten.“ Es sei das „leicht Dörfliche inmitten der Stadt, der kleine Kiosk nebenan, die Kneipe an der Ecke – man kennt sich.“ Diese Atmosphäre ist geblieben, auch wenn sich in den Jahren einiges verändert hat, sagt Uschi Bischoff, die mit dem bekannten Kinderlieder-Sänger „HoBi“ an der Kolpingstraße wohnt. Mit dem Rad ist sie in wenigen Minuten in der Innenstadt. Wenn sie sich Verbesserungen für ihr Umfeld wünschen könnte, dann „mehr Sauberkeit“. Auf der Further Straße, deren Umbau Uschi Bischoff für gelungen hält, sollten ihrer Meinung nach mehr Bäume gepflanzt werden, „dann könnte dort ein Allee-Charakter entstehen“. Kritisch sieht die 62-Jährige den ihrer Meinung nach recht hohen Leerstand an Geschäftslokalen der Further Straße.
Preis für neue ArchitekturDas Baugebiet „südliche Furth“ ist das Ergebnis eines Architekten-Wettbewerbs des Neusser Bauvereins, bei dem sich die Neusser Arcan Agirbas und Eckehard Wienstroer durchgesetzt haben und das schon mehrfach mit Preisen ausgezeichnet wurde. Auf dem ehemaligen Containergelände der Deutschen Bahn wurde eine Mischung von unterschiedlichen Wohnformen für Jung und Alt errichtet. Insgesamt entstanden 255 Wohneinheiten, davon 219 barrierefreie Mietwohnungen sowie zwei Wohngruppen mit Pflegewohnplätzen, zwei ambulant betreute Wohngruppen, eine ambulant betreute Wohngruppe für demenzerkrankte Menschen und zwei Wohnungen für Übergangspflege und ein Stadtteiltreff.