Fotos Traditionsgeschäfte in Leverkusen
Traditionsgeschäfte in Leverkusen: Wir stellen mit einem Fragebogen drei alteingesessene Geschäfte aus Leverkusen vor: die Bäckerei Willeke, den Juwelier Kopp und Hut- und Schirmmoden Adrion.
Von welchen Traditionen haben Sie sich im Lauf der Jahre verabschiedet?
Markus Willeke: "Vom Auslieferungsgeschäft, das heißt, dass wir schon lange nicht mehr mit einem Bäckerwaren die Siedlungen anfahren. Wir liefern zwar aus, aber nur auf Bestellung. Ansonsten haben mein Bruder und ich die Traditionen nicht aufgegeben, sondern neu erfunden und der Zeit angepasst. Beispielsweise beim Baumkuchen, den es als Firmenpräsent gibt.“
Was ist ihr Geheimrezept, um den Laden so lange zu halten?
Markus Willeke: "Das Geheimnis ist, ganz nah am Kunden zu sein. Das hat unser Opa schon probiert. Der Bäckerei ein Gesicht zu geben, dass man nicht zum Bäcker, sondern eben 'zu Willeke“. Wir wollen das Ohr am Kunden haben, welche Bedürfnisse er hat. Auf neudeutsch sind wir ein Slow Baker, wir verwenden keine Convience-Produkte und unsere Rohstoffe kommen weitestgehend aus der Region.“
Haben Sie einen Traum, den Sie sich als viel beschäftigter Selbständiger gerne erfüllen würden?
Markus Willeke: "Den gibt es absolut: Einmal Silvester auf einer Hütte in den Bergen feiern. Unsere Mutter hat sich den mit 65 Jahren erfüllt, als sie schon im Ruhestand war. Aber gerade in dieser Zeit, ist es für uns unmöglich, raus zu kommen.“
Haben Sie eine Lieblings-Anekdote aus all den Jahren?
Markus Willeke: "Unser Bäcker Rene Henning, der seit 20 Jahren bei uns arbeitet, stammt aus der Nachbarschaft und ist im Kinderwagen meines Bruders groß geworden. Da wurde das "Bäcker-Gen“ wohl übertragen.“
Was wären Sie denn geworden, wenn nicht Bäckermeister?
Markus Willeke: "Als Kind hatte ich ein Faible fürs Zeichnen und hab gedacht, dass ich Architekt oder etwas in die Richtung werde. Aber auch als Konditeur kann man kreativ werden.“
Christian Kappertz, Hut- und Schirmmorden Adrion
Was ist ihr Geheimrezept, um den Laden so lange zu halten?
Christian Kappertz: "Das ist mein Hobby. Und ich bin immer bescheiden geblieben.“
Gibt es Traditionen, von denen Sie sich im Lauf der Jahre verabschiedet haben?
Christian Kappertz: "An und für sich nicht. Früher gab es nur Herrenhüte und Schirme.1968 bei der Ladenübernahme habe ich auch Damenkopfbedeckungen, Hemden und Modeartikel ins Sortiment genommen.“
Haben Sie einen Traum, den Sie sich nicht erfüllen konnten? Wie beispielsweise eine weite Reise?
Christian Kappertz: "Mich hat es nie in die weite Welt gezogen.“
Haben Sie eine Lieblings-Anekdote aus all den Jahren?
Christian Kappertz: "Die passieren jeden Tag, man lernt alte und neue Kunden kennen. Es kommen so vielfältige Persönlichkeiten.“
Was wären Sie geworden, wenn Sie nicht den Laden übernommen hätten?
Christian Kappertz: "Ich war zuvor Betriebsleiter in zwei größeren Schirmfabriken. Als Kind wollte ich Metzger und Viehhändler werden, aber auch 1952 war es wegen der Kriegsfolgen noch schwer, Lehrstellen zu bekommen. Durch Zufall und über einen Bekannten bin ich dann Industriekaufmann geworden.“
Karl und Michael Kopp von Juwelier Kopp
Gibt es Traditionen, von denen Sie sich im Lauf der Jahre verabschiedet haben?
Karl Kopp: "Eigentlich nicht. Es ist ja fast verpönt, das zu sagen, aber es gibt gewisse Tugenden, die man haben muss, um zu bestehen. Vor allem Ehrlichkeit ist wichtig und man muss die Interessen der Kunden im Auge haben, nicht nur den eigenen Profit."
Michael Kopp: „Das hier ist Tradition (zeigt im Büro umher). Wir waren aber zum Beispiel die ersten, die Altgold aufgekauft haben, und trotz Tradition hatten wir schon früh eine computergestützte Warenwirtschaft.“
Was ist ihr Geheimrezept, um den Laden so lange zu halten?
Karl Kopp: "Viele sind am Anfang euphorisch und lassen nach, wenn es ihnen gut geht. Da habe ich nicht getan. In der Branche vertrauen einem die Leute große Werte an, da muss man sehr pingelig sein. Zu uns kommen junge Leute, die erzählen, dass ihre Eltern oder Großeltern schon ihre Trauringe hier gekauft haben.“
Haben Sie einen Traum, den Sie sich nicht erfüllen konnten?
Karl Kopp: "Es war mir nie langweilig mit dem Laden, ich habe das gern gemacht. Die Familie mit vier Kindern auch mich auch in Anspruch genommen.“
Michael Kopp: "Zeit zu haben, um auch andere Dinge zu tun. Ein Traum wäre, kurz vor Weihnachten in Ruhe meinen Geburtstag zu feiern.“
Haben Sie eine Lieblings-Anekdote aus all den Jahren? Ist zum Beispiel mal jemand Berühmtes herein gekommen?
Karl Kopp: "Walter Giller hat einmal einen Wecker gekauf, der berühmte Howard Carpendale war da und einen echten Prinz haben wir als Kunde. Den Namen kann ich nicht verraten.“
Was wären Sie geworden, wenn nicht Uhrmachermeister?
Karl Kopp: "Es gab den Versuch, ins Bankgeschäft zu gehen. Aber ich bin gehbehindert und war auch kein Soldat und musste einen Beruf ergreifen, wo man sitzen kann.“
Michael Kopp: "Es war bei mir schon als Kind klar: Du machst das mal."