Ferienangebot in Langenfeld Reiten nur mit Coronatest

Langenfeld · Ferienangebote für Kinder sind in diesem Winter rar. Umso größer ist die Freude über das Angebot auf dem Reiterhof. Dafür müssen aber auch Vorgaben erfüllt werden.

 Reiterferien unter Corona Bedingungen: Nach dem Testen geht es zu den Pferden, Isabella reitet auf Hannibal.

Reiterferien unter Corona Bedingungen: Nach dem Testen geht es zu den Pferden, Isabella reitet auf Hannibal.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Es ist Mittwoch, früher Nachmittag, auf der Reitanlage von Andrea Schnitzler in Langenfeld: Der klirrendkalte Wind peitscht ordentlich zwischen den Stallgassen vorbei und doch stehen die jungen Mädchen bestens gelaunt zusammen, tauschen sich aus und versuchen sich durch eifriges Hin und Her tippeln warmzuhalten. Erst in einer guten Stunde beginnt ihre Ferienreitstunde und bevor sie die Ponys aus ihren Ställen holen und fürs Reiten vorbereiten dürfen, müssen sie sich vorher einem Coronatest unterziehen. Durch die gute Zusammenarbeit zwischen der Reitanlage und der Arztpraxis Dr. Fliegner müssen die Kinder nicht vorher in ein Testzentrum, sondern werden täglich vor Ort getestet. „Ein echter Luxus und toll, dass das Ferienangebot überhaupt stattfindet“, loben Jessica Bitterlich und Judith Zimmermann, Mütter der Ferienkinder. Auch Karin Pütter und Carolin Groß finden es großartig, dass ihre Kinder dieser Tage die Möglichkeit haben zu reiten. „Da nehmen wir den Test gern in Kauf“, sagt Groß. „Für die Kinder ist das ohnehin nicht so schlimm, das gehört ja quasi schon durch die Schule zu ihrem Alltag“, urteilt auch Pütter.
Auch Nina findet es mittlerweile gar nicht mehr so schlimm, das Stäbchen in die Nase geschoben zu bekommen. „Ich bin geimpft und lasse mich aber trotzdem testen, auch um die anderen Kinder zu schützen“, sagt die 13-Jährige selbstbewusst. Früher ritt sie häufiger, doch vor gut einem Monat hat sie ihre Reitbeteiligung aufgegeben. „Weil meine Schwester hier noch reitet, habe ich mich gefreut, zumindest wieder in den Ferien reiten zu können.“ Auch Schwester Lisa (10) hat kein Problem mit dem Test. Die Freude, auf dem Rücken ihres Ponys wieder auszureiten ist ohnehin größer als alles andere. „Früher sind wir an Weihnachten auch mal auf einem anderen Reiterhof geritten, aber bei dem gab es dieses Jahr kein Ferienprogramm“, bedauert die Zehnjährige. Daher ist sie über das Angebot in ihrer Heimstätte besonders dankbar.
An diesem Nachmittag steht Anita B.-Fliegner, Ehefrau des Langenfelder Allgemeinmediziners, in voller Schutzmontur auf der Anlage und testet die Kinder nacheinander. „Eigentlich bin ich Investmentbankerin“, erzählt sie gut gelaunt. Durch eine ärztliche Einweisung sei sie befähigt, die Tests durchzuführen. Das entlastet die Arztpraxis ihres Mannes und ermöglicht den Kindern ein reibungsloses und sicheres Ferienprogramm. Wobei die Mütter auch ohne Testung keine Sicherheitsbedenken hätten, geben sie offen zu. „Ich habe keine Angst, dass sich meine Tochter hier anstecken könnte, das Reiten findet sowieso draußen und mit reichlich Abstand statt“, sagt Mutter Jessica Bitterlich. „Außerdem ist Reiten ja überhaupt kein Kontaktsport“, fügt Karin Püttner hinzu. Die Corona-Auflagen im Reitsport finden die Mütter fraglich. „Das Handball-Ferienprogramm meines Sohnes wurde abgesagt. Das kann ich nachvollziehen, da sind die Kinder wesentlich enger im Kontakt. Aber beim Reiten sehe ich da überhaupt kein Problem“, äußert Bitterlich.
Reitanlagen-Inhaberin Andrea Schnitzler nimmt die zusätzlichen Auflagen gerne in Kauf, wenn sie dadurch den Kindern eine unbeschwerte Zeit ermöglichen kann. Das Ferienangebot „Rent-A-Pony“ habe sich einer großen Nachfrage erfreut. Ansteckungsgefahr sieht sie auf der Anlage nicht. „Jedes Kind wird ein Pferd zugewiesen, auf dem es die ganze Woche reitet. Es gibt keinen Wechsel.“ Und in der offenstehenden Halle stehen die Kinder so weit auseinander, dass eine Ansteckungsgefahr in jedem Supermarkt um ein Vielfaches größer erscheint als hier.
Durch die Pandemie und Restriktionen, erzählt Schnitzler, musste die Reitanlage neue Wege finden, um die Pferde in Bewegung zu halten. Zwar durfte lange kein Unterricht stattfinden, dafür aber wurden die Schulpferde vermietet, sodass die Kinder die Pferde unter Aufsicht über die Koppel führen konnten. Die Wartelisten, die auch schon vor Corona lang waren, konnten während der Pandemie kaum abgearbeitet werden. „Wir arbeiten jetzt erst langsam den Rückstau aus den Jahren 2019/2020 ab“, erklärt Schnitzler. Auch deswegen sei es wichtig, solche Ferienangebote aufrechtzuerhalten, um den Kindern wenigsten eine kleine Aussicht zu geben. Dass es derzeit aufwendiger ist, sei ein kleineres Übel, urteilt die Inhaberin der Langenfelder Reitanlage: „An die Umstände hat man sich ja mittlerweile irgendwie gewöhnt.“