Geschichte und Geschichten Vom Abdecker bis zum Schnapsbrenner

Duisburg · Die erste Volks- und Berufszählung in Duisburg fand am 19. November 1714 statt. Die Auswertung der alten Statistik erlaubt einen tiefen Einblick in das Leben und den Berufsalltag unserer Ahnen.

 Typische Zulieferer für den Tuchverleger: Spinnerin und Weber am Handwebstuhl.

Typische Zulieferer für den Tuchverleger: Spinnerin und Weber am Handwebstuhl.

Foto: Stadtarchiv

Die im Jahr 1714 durchgeführte Volkszählung sollte Daten für wirtschaftliche und soziale Entscheidungen und Gesetzesvorhaben liefern. Duisburg mit seinen Ratsdörfern Wanheim, Angerhausen und Duissern gehörte im damaligen Preußen zu den mittelgroßen Städten. Immerhin 3.609 Einwohner einschließlich der 170 Angehörigen der Universität wies die damalige Statistik für Duisburg aus. Eine junge Stadt – der Kinderanteil betrug 44 Prozent. Die wichtigsten Verkehrsadern waren Rhein und Ruhr und der von Händlern genutzte Hellweg, der vom Stapeltor über Corvey weiter nach Osten führte. Wirtschaftlich zeichnete sich damals ein leichter Aufschwung ab. Die Börtschifffahrt belebte den Im- und Export von Waren. Dieser Liniendienst auf dem Rhein verkehrte nach festem Plan mit den niederländischen Handelszentren. Wohnbebauung und Gewerbe konzentrierten sich innerhalb der ringförmigen Stadtmauern. Es waren überwiegend Handwerker in 60 Gewerken, die hier ihren Geschäften nachgingen. Das Textilgewerbe dominierte mit 144 Personen in 19 verschiedenen Gewerken, das waren ca. 40 Prozent aller Handwerker. Leineweber, Wollspinner, Wollplüster (Plüschhersteller), Wollschrobbeler, Wollspinner, Wollweber, Kratzenmacher (Aufrauher Wolle),  Tuchweber, Tuchbereider (Fertigmacher) , Tuchscherer, Lakenfärber, Blaufärber spiegelten die hochgradige Spezialisierung wider. Die statistisch erfassten Tuchhändler deuten zudem auf ein exportorientiertes Handwerk hin. Die Produktion von Textilien verlor 1720 mit der Manufaktur Heinrich Friedhoff ihren kleinhandwerklichen Charakter. Daraus entwickelte sich später ein Verlagssystem (Trennung von Produktion und Absatz) und die Textilbranche wurde zur Schlüsselindustrie für den technologischen Fortschritt.