Handball Problemstadt für Profi-Handball

Die Sportart tut sich in Düsseldorf schwer. Eine Suche nach den Gründen bei Fachleuten und Aktiven der Stadt.

 Die Handballer der HC Rhein Vikings trugen ihre Zweitligaspiele immer in einer nur spärlich gefüllten Halle des Castello aus.

Die Handballer der HC Rhein Vikings trugen ihre Zweitligaspiele immer in einer nur spärlich gefüllten Halle des Castello aus.

Foto: Horst Müller

In Düsseldorf spielt Profi-Handball praktisch keine Rolle. Alle Versuche, Spitzenklubs in der Landeshauptstadt zu etablieren, sind gescheitert. Turu, HSG, TV Angermund und zuletzt die Vikings konnten sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten nur kurz in den oberen Ligen halten. Der HSV musste im Dezember 2011 Insolvenz anmelden, die Vikings vor wenigen Wochen. Dabei machen Vereine in Städten wie Hamburg oder Berlin vor, dass Handball auch in einer Metropole erfolgreich sein kann. Dort besuchen mehr als 8000 Zuschauer regelmäßig die Heimspiele der Topklubs, obwohl es auch dort die Konkurrenz unter anderem zum Fußball und Eishockey gibt. In Düsseldorf dagegen sucht der Handballfan vergebens nach einem Spitzenteam. Wir haben die Handballer in Düsseldorf gefragt, was ihrer Meinung nach die Gründe dafür sind, dass die Stadt auf der Handballkarte ein weißer Fleck ist.

Sorin Pop (Trainer der Damen-Mannschaft der HSG Gerresheim): „Die Düsseldorfer zeigen bei Welt- und Europameisterschaften, wie begeistert sie vom Handballsport sind. Und sie würden einen Düsseldorfer Klub sicher unterstützen, der in der ersten oder zweiten Liga spielt. Das Problem ist, dass die Stadt die eigenen Vereine in Sachen Halle nicht unterstützt. Da müssen die Vikings im Castello spielen, das für Handball völlig ungeeignet ist, während der Bergische HC seine Partien im ISS Dome austragen darf. Das finde ich unglaublich. Ich hoffe, dass sich das mal ändert.“

Udo Bleckert (Ex-Trainer der HSG II): „Handball hätte in Düsseldorf alle Chancen. Aber ein Hauptgrund für das Scheitern ist für mich die fehlende Handball-Halle. Die HSG wurde nach Ratingen ausgelagert, die Vikings mussten ins Castello, wo die Zuschauer auf der Geraden die Außenspieler gar nicht sehen können.“ 

Bernd Kretzer (Trainer der HSG Gerresheim): „Der Hauptgrund ist aus meiner Sicht, dass Düsseldorf keine Millionenmetropole ist und darum keinen dritten Bundesligisten neben Fortuna und DEG verträgt. Fußball und Eishockey ist einfach zu groß und wichtig in der Stadt. Katastrophal ist zudem die Hallensituation. Ich bin von meinem Heimatverein Dormagen in dieser Beziehung zwar verwöhnt, aber das Castello geht gar nicht. Da kann man keinen Handball spielen. Gut finde ich, dass der Bergische HC im ISS Dome spielt. Das hilft dem Handball in Düsseldorf hoffentlich etwas auf die Sprünge.“

Ulrich Richter (Vorstandsmitglied beim TV Angermund): „Die Probleme sind sehr vielschichtig, angefangen bei der Konkurrenzsituation in der Stadt mit Fortuna und der DEG. Ich bin ein großer Handballfan und an jedem Wochenende unterwegs, aber die Zweitligaspiele der Vikings im Castello haben mich nie gereizt. Das liegt auch an der völlig ungeeigneten Halle. Für die meisten Fans waren die Vikings auch deshalb nie ein Thema, weil der Klub über keine gewachsene Vereinsstruktur verfügte – ganz anders übrigens als der Vorgänger Neusser HV, der immer eine volle Halle hatte. Dazu kommt in Düsseldorf, dass die Basis immer kleiner wird. Zum Handball gehen zum größten Teil die Aktiven selbst, aber davon gibt es immer weniger, es gibt kaum noch Jugendteams. Die Vikings hatten gute Chancen es zu schaffen. Dass sie scheiterten, lag sicher auch an der wenig sinnvollen Verwendung der Gelder. Da hatten einige Personen ihre Hausaufgaben nicht gemacht.“

Peter Kluth (Düsseldorfer Sportförderer): „Dem Handball in ­Düsseldorf fehlt ein Macher, so wie es früher Horst Bredemeier war, der in den 80er Jahren mit Turu in der ­Bundesliga spielte. Ein solcher ­Macher sorgt für Sponsoren und die nötigen finanziellen Mittel. Die ­gerade gescheiterten Vikings ­hätten mit ihrem Etat nicht höher als ­zweite Liga spielen können. Für die erste Liga benötigt man schon einen Etat von mehr als 3,5 ­Millionen­ Euro. Der Bergische HC hat einen von 3,7 ­Millionen und gehört damit zu den fünf kleinsten Klubs im ­Oberhaus. Einen Düsseldorfer ­Erstligaverein wird es nie mehr geben. ­Ebenso wie in Essen und ­Dormagen. So etwas funktioniert heute nur noch über einen regionalen Verein. Da ­müssen sich mehrere Klubs ­zusammenschließen, um das nötige Geld aufbringen zu können. Ein Problem sind in Düsseldorf auch die fehlenden Zuschauer. Hier kommen die Leute nur, wenn der Erfolg da ist.“

Benny Daser (Sportlicher Leiter des Handball-Clubs Düsseldorf): „In Düsseldorf gab es nie eine langfristige und nachhaltige Entwicklung, stattdessen nur künstlich gepushte Projekte. Man hätte sich zehn, 20 Jahre Zeit nehmen müssen, um so etwas in Ruhe aufbauen und es auf eine breite Basis an Sponsoren stellen zu können.“