Fotos Relegation: Pressestimmen zum DFB-Urteil
Wir haben den Medienwald durchforstet.
Spiegel: "Das DFB-Sportgericht hat den Einspruch von Hertha BSC abgewiesen, das Skandalspiel bei Fortuna Düsseldorf wird wohl nicht wiederholt. Gut so, denn die Ausraster von Fans und Spielern müssen bestraft werden. Mit ihrer juristischen Taktiererei schaden sich die Berliner selbst."
Frankfurter Rundschau: "Während er fehlende Fachkunde seit längerem unter Beweis stellt, arbeiteten die DFB-Richter Preetz’ Hang zur Lüge erneut heraus: Hatte der Manager mit treuem Blick nach dem Spiel in Düsseldorf erklärt, sein Team habe nur auf Drängen der Polizei zur Verhütung von Schlimmerem eineinhalb Minuten weitergespielt, so stellte Wolfgang Stark alles richtig - er als Schiedsrichter habe nach Rückversicherung bei der Polizei die Fortsetzung angeordnet."
FAZ: "Wehret den Anfängen, hieß es bei Dynamo Dresden. Und heute? Das Urteil des DFB-Sportgerichts erscheint seltsam ängstlich oder unpassend pragmatisch. Es ist genau das falsche Signal."
Berliner Morgenpost: "Durch das Urteil könnten Verband und Liga vor ein gewaltiges Problem gestellt werden. Eine Partie, die nach Zuschauerausschreitungen und Platzstürmung insgesamt fast eine halbe Stunde unterbrochen werden musste, bei der einige Profis im Düsseldorfer Fan-Mob nach eigener Darstellung Todesängste ausstanden und bei der zum Schluss Eckfahnen und Elfmetermarkierung abhanden kamen, gilt nun als regulär zu Ende geführt. Eine solche Sicht der Dinge könnten Fans künftig dazu nutzen, Stadien weiter als Plattform für ihre Gewaltexzesse und Pyrotechnik zu missbrauchen. Nach einer Saison, die ob heftiger Krawalle in Karlsruhe, Köln oder Dortmund ohnehin schon so viele negative Schlagzeilen wie nie zuvor produzierte, ist das ein fatales Signal."
Süddeutsche Zeitung: "Tatsache entscheidet. Das Relegationsspiel von Düsseldorf wird nicht wiederholt. Die Fortuna steigt auf in die erste Bundesliga, Hertha BSC hat in Liga zwei abgewirtschaftet. Eine andere Lösung konnte es gar nicht geben beim Blick ins Regelheft, sofern denselben nicht der Fan-Kult trübte. Auch die Berufung der Berliner dürfte aussichtslos sein."
Focus: "Die DFB-Richter waren von vornherein nicht zu beneiden, denn die Thematik rund um das Skandal-Spiel ist juristisch komplex. Absolute Gerechtigkeit war von Anfang an ausgeschlossen. Nun ist die Hertha wohl abgestiegen – juristisch mag das strittig sein. Aber sportlich verdient hätten es die Berliner: Die Leistung der Mannschaft über den Großteil der Saison hinweg war unwürdig und das Management um Michael Preetz lieferte über Monate miserable Arbeit."
Stuttgarter Zeitung: "Womöglich hat das Sportgericht eine Chance verpasst. War im Vorfeld der Verhandlung sogar über eine Aufstockung der Bundesliga auf 19 Clubs mit Düsseldorf und Berlin diskutiert worden, hat offensichtlich keiner über eine eigentlich viel näher liegende Variante nachgedacht – die Reduzierung auf 17 Vereine ohne Düsseldorf und Berlin. Anstatt die beiden zu belohnen, wäre der Lizenzentzug ein klares Zeichen gewesen, das sicher eine abschreckende Wirkung auf alle Beteiligten im Fußballgeschäft gehabt hätte"
Weser-Kurier: "Das Sportgericht stand vor einem Dilemma, hatte jedoch nur darüber zu entscheiden, ob der Rahmen, in dem die letzten 93 Sekunden gespielt wurden, dem Reglement entsprach. Um zu seinem Urteil zu kommen, verniedlichte es den Platzsturm als Freudenfest voreiliger Eltern und Kinder - und ließ TV-Bilder, die Vermummte auf dem Feld zeigen, bei der Beweisaufnahme nicht zu."
Mittelbayerische Zeitung: "Das DFB-Sportgericht hat das erwartete Urteil gesprochen und sich dabei an der so gerne bemühten Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters orientiert. Das klingt sportjuristisch nachvollziehbar. Ein Schlussstrich ist das Urteil indes nicht. Es droht ein Marathon durch die Instanzen - mit den verheerenden Folgen, wie man sie aus anderen Sportarten und von Olympischen Spielen kennt."
Märkische Oderzeitung: "Und doch bleibt ein fader Beigeschmack. Denn unstrittig wurden die Berliner klar benachteiligt, als der Platzsturm durch feiernde Düsseldorfer Fans die Begegnung unterbrach. Egal, ob die Herthaner nun Todesangst hatten wie behauptet oder nicht - nach Wiederanpfiff dachte bestimmt niemand mehr ans Toreschießen, sondern nur noch daran, heil aus dem Schlamassel herauszukommen. Insofern ist der Einspruch der Berliner gegen das Urteil nur folgerichtig."
Kölner Stadtanzeiger: "Dieses Urteil ist falsch. Man muss kein Jurist sein, um die einzig relevante Frage in diesem Zusammenhang zu beantworten: Ist das Spiel, in dem Fortuna Düsseldorf es nicht hat verhindern können, dass Tausende vor Abpfiff den Platz stürmen, regulär zu Ende gegangen? Nein, ist es nicht."
Welt: "Hertha will einfach nicht klein beigeben"
Berliner Zeitung: "Die Botschaft hätte gelautet: Wenn Fans zurückliegender Vereine auf fremden Plätzen nur hartnäckig genug das Spielgeschehen stören, kann ihr Klub daraus Profit schlagen. Auch das Bundesgericht wird das bei der folgenden Revisionsverhandlung berücksichtigen. Für Hertha endet die Saison mit einem verheerendem Fazit: Gewaltbereite Klubfans haben dafür gesorgt, dass das Spiel aus dem Ruder gelaufen ist, wohl zu sperrende Spieler haben den Schiedsrichter gejagt und ein miserabler Manager Michael Preetz schrammt oft zuverlässig an der Wahrheit vorbei. "
Express: "Es hilft alles nichts: Die Fortuna-Spieler müssen nun weiter trainieren, bis ein endgültiges Urteil erreicht ist. Das kann dauern."
Stern: "Hertha will in der Verlängerung punkten"