Bundesliga Die spannendsten Entscheidungen im Abstiegskampf
Oft hat der letzte Spieltag einer Bundesliga-Saison über Abstieg und Klassenerhalt entschieden, und oft war es richtig spannend. Wir haben die emotionalsten letzten Spieltage in Sachen Abstiegskampf der vergangenen Jahre zusammengestellt.
1996: Der Hauptprotagonist des Abstiegsendspiels heißt Markus Münch. Ins Gedächtnis brennen sich aber die Weltmeister Rudi Völler und Andreas Brehme ein, die sich in den Armen liegen. Völler hat mit Leverkusen den Klassenerhalt geschafft. Brehme ist mit Kaiserslautern erstmals in der Bundesliga-Geschichte abgestiegen und weint bitterlich im Premiere-Studio. Verursacher der Tränen: Münch mit seinem Tor in der 82. Minute, das den FCK von Platz 14 auf Platz 16 reißt.
1998: Gladbach hat sich mit einem starken Schlussspurt die Chance auf die Rettung erkämpft. Der Rückstand auf Karlsruhe beträgt drei Punkte, Borussia hat aber das bessere Torverhältnis. Ab der 44. Minute stehen die Zeichen auf Klassenerhalt. In Wolfsburg gelingt das kleine Wunder.
1999: Die Mutter aller Abstiegskämpfe. In drei entscheidenden Spielen fallen in den letzten 23 Minuten zehn Tore, das legendärste ist das des Frankfurters Jan-Age Fjörtoft. Viermal wechselt das Team auf Platz 16. Am Ende trifft es den 1. FC Nürnberg, der fünf Ränge abstürzt. Legendär: Die ARD-Schlusskonferenz mit Günther Kochs Kommentar "Wir melden uns vom Abgrund".
2000: Mal wieder Bundesliga-Prominenz am Abgrund. Borussia Dortmund hat vor dem letzten Spieltag nur zwei Punkte Vorsprung auf die Verfolger Rostock und Ulm. Mit einem Sieg in Berlin gelingt noch der Sprung auf Platz elf. Das Trainerduo beim BVB: Udo Lattek und Matthias Sammer.
2003: Zwischen 1996 und 2002 war Bayer Leverkusen, was die Konstanz angeht, womöglich der zweitbeste Klub Deutschlands. Eingerahmt wurde die Blütezeit von zwei Last-Spieltag-Rettungen. Im Jahr nach dem Erreichen des Champions-League-Endspiels ist es wieder so weit. Zwei Spieltage vor Schluss beträgt der Rückstand aufs rettende Ufer zwei Punkte. Klaus Augenthaler springt vorzeitig als Trainer ein. Sechs Punkte reichen für die Rettung. Arminia Bielefeld steigt ab.
2009: Sechs Mannschaften stehen wie an einer Perlenschnur aufgereiht am Tabellenende, alle trennt nur ein Punkt. Bielefeld, vor dem Finale auf Platz 16, entlässt Trainer Michael Frontzeck und holt Jörg Berger als Feuerwehrmann für 90 Minuten. Die Arminia rutscht noch ab auf Platz 18.
2010: Mal wieder ein direktes Endspiel um den Klassenerhalt. Wer das Duell zwischen Bochum und Hannover gewinnt, ist mindestens in der Relegation. Die 96er behalten das bessere Ende für sich und bleiben drin. Bochum mit Kapitän und Vereinslegende Marcel Maltritz ist nach nur einem Punkt aus zehn Spielen auf Platz 17 abgestürzt.
2011: Wolfsburg, Frankfurt und Gladbach streiten sich um die letzten anderthalb Bundesliga-Tickets. Lange Zeit sieht es so aus, als könnten sich die Gladbacher – vier Monate lang abgeschlagen auf Platz 18 – sogar direkt retten. Dann realisiert Wolfsburg in Hoffenheim doch noch, was sich da anbahnt. Da Frankfurt acht Rückrundenpunkten keinen mehr hinzufügt, bleibt alles beim Alten – nach 90 nervenaufreibenden Minuten.
2013: Fortuna hat seit elf Spielen nicht gewonnen, stand aber in der ganzen Saison nicht auf einem Abstiegsplatz. Ganz anders der 16. aus Augsburg, der die gesamte Spielzeit im Tabellenkeller verbracht hat. Hoffenheim ist scheinbar abgeschlagen, hat zudem in Dortmund die schwierigste Aufgabe. Der FCA hat die abgestiegenen Fürther schnell erledigt, springt auf Platz 15. Düsseldorf darf trotz Niederlage in Hannover auf die Relegation hoffen, da Hoffenheim lange in Dortmund zurückliegt. Doch in einer verrückten Schlussphase dreht die TSG das Spiel, gewinnt 2:1 durch zwei Elfmeter – Fortuna muss direkt runter.
2015: Sage und schreibe sechs Mannschaften zittern noch vor dem letzten Spieltag. Der HSV bekommt einen Sieg gegen Schalke geschenkt, Hertha verliert zwar in Hoffenheim, hatte aber die beste Ausgangsposition. Den Rest entscheiden Hannover und Freiburg sowie Paderborn und Stuttgart in direkten Duellen. Die 96er gehen früh in Führung. Paderborn gelingt das 1:0 gegen den VfB. Als das 1:1 fällt, sind beide direkt abgestiegen. Erst in der 72. Minute rettet sich Stuttgart mit dem Siegtreffer. Wer mit Paderborn runter muss, entscheidet sich in Hannover. 2:0, 2:1 – schießt Freiburg jetzt das 2:2, ist der HSV weg vom Fenster und tatsächlich Hertha in der Relegation. Doch es bleibt beim Sieg für 96, Freiburg trauert.
2016: Der VfB Stuttgart benötigt einen Sieg, um überhaupt noch ein Wörtchen mitzureden, verliert aber beim VfL Wolfsburg 1:3. Also entscheidet sich alles zwischen Werder Bremen (35 Punkte) und Eintracht Frankfurt (36 Punkte), die gegeneinander spielen. In der 88. Minute trifft Papy Djilobodji zum 1:0-Siegtreffer für Bremen, das mit direkt gerettet ist. Frankfurt muss in die Relegation gegen den 1. FC Nürnberg, schafft dort aber den Klassenerhalt.
2018: Es gibt ein Fernduell zwischen dem HSV, Wolfsburg und Freiburg, von denen letzteren aber bereits recht sicher stehen und mit einem 2:0 gegen Augsburg den Klassenerhalt souverän eintüten. Der HSV kann sein Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach ebenfalls gewinnen (2:1) und ist auf einen Ausrutscher des VfL Wolfsburg angewiesen. Doch der kam nicht. 4:1-Sieg für die Relegation, dort setzen sich die Wölfe gegen Holstein Kiel durch.
2020: Der Showdown in der Hochphase der Coronakrise. Fortuna Düsseldorf braucht einen Sieg gegen Union Berlin, um die Relegation zu erreichen. Dass die Kölner der Fortuna Schützenhilfe geben, war auch wegen pikanter Aussagen von Timo Horn (“Mich würde es freuen, wenn es Düsseldorf wird.“) nicht zu erwarten. Am Ende erledigte die Fortuna ihre Hausaufgaben nicht und ging mit 0:3 baden, gleichzeitig besiegte Bremen Köln mit 6:1. Köln-Stürmer Anthony Modeste feierte mit Werder-Fans später noch den Klassenerhalt.
2021: Schalke war bereits frühzeitig abgestiegen. Bielefeld, Bremen und Köln machten den verbliebenen Abstiegs- und Relegationsplatz unter sich aus, wobei die Arminia mit einem 2:0 in Stuttgart nichts anbrennen ließ. Trotz Rückstand sah es auch für die Bremer lange gut aus, wenigstens den Relegationsplatz zu behalten. Bis zur 86. Minute in Köln. Die von Friedhelm Funkel übernommenen Domstädter erzielten durch Sebastiaan Bornauw den Siegtreffer für die Relegation. Bremen, das sich sogar den einstigen Erfolgstrainer Thomas Schaaf für das Wunder zurückgeholt hatte, stieg ab.