Zum Gedenken der Zerstörung vor 75 Jahren (3) Wie Wesel wieder aufgebaut wurde

Wesel · Nach Luftangriffen und Artilleriebeschuss war die Stadt pulverisiert. Dennoch entstand sie an alter Stelle neu. Diese Entscheidung fiel jedoch nicht leicht. Zu groß war die Zerstörung.

 Kornmarkt 1951: Links entsteht die heutige Häuserzeile, in der Mitte herrscht Marktbetrieb, im Hintergrund zerfällt das Herzogschloss (heute Centrum).

Kornmarkt 1951: Links entsteht die heutige Häuserzeile, in der Mitte herrscht Marktbetrieb, im Hintergrund zerfällt das Herzogschloss (heute Centrum).

Foto: A. Oppenberg

Nach dem dritten verheerenden Luftangriff am 19. Februar 1945 liegt Wesel in Schutt und Asche. Dabei steht ein erneutes Umpflügen noch aus. Vor der Luftlandung und dem Rheinübergang der Alliierten am 23./24. März werden die letzten Reste pulverisiert. Die Geschichten der großen Katastrophe füllen heute Bände. Vom akribischen Historiker bis zum persönlich betroffenen Zeitzeugen haben viele sie niedergeschrieben. In manchen Familien überleben sie mündlich. Mittlerweile über Generationen. Es sind die Geschichten von Müttern, die mit dem Nötigsten bepackt und den Kindern an den Händen in die Luftschutzkeller hasten, um dort die über ihnen tobende Katastrophe abzuwarten. Es sind die Geschichten von den Suchenden, die aus den Trümmern Verwandte, Nachbarn, Arbeitskollegen bergen wollen ­– oder wenigstens deren Überreste. Es sind ebenso die Geschichten der Trauernden, die ihre nächsten Angehörigen sowie ihr gesamtes Hab und Gut verloren haben, die Geschichten der Evakuierten, der Spätheimkehrer, der Vertriebenen und schließlich auch der Menschen, die alles aufräumen und eine neue Stadt bauen müssen.