„Radikalität und Sanftheit“ Das bietet die neue Spielzeit des Schlosstheaters Moers

Moers · Wie in den vergangenen Jahren auch, bringt das Schlosstheater Moers in der Spielzeit 2022/2023 fünf große Produktionen auf die Bühne – darunter eine Uraufführung und die Dramatisierung von Juli Zehs Roman „Über Menschen“.

 Roman Mucha studierte von 2014 bis 2018 Schauspiel an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Seit der Spielzeit 2018/2019 ist er festes Ensemblemitglied am Schlosstheater Moers.

Roman Mucha studierte von 2014 bis 2018 Schauspiel an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Seit der Spielzeit 2018/2019 ist er festes Ensemblemitglied am Schlosstheater Moers.

Foto: Christian Nielinger

Hass – im Netz und im realen Leben; Positionen, die nicht mehr vereinbar erscheinen, weil die Bereitschaft, Kompromisse zu schließen, abhandengekommen ist; gesellschaftliche Spaltung, befeuert durch Krieg und Pandemie, für jeden spürbar: „Es ist dieses ganze Denken dahinter, das uns zum Motto der neuen Spielzeit 2022/2023 bewegt hat“, sagt Viola Köster, Dramaturgin am Schlosstheater Moers (STM). „Radikalität und Sanftheit“ lautet es. Dabei geht es um Ambivalenz und das Ausloten dieser Gegenpole. Wie in den vergangenen Jahren auch bringt das STM fünf große Produktionen auf die Bühne.

Über Menschen Los geht es am 31. August mit einer Dramatisierung von Juli Zehs Roman „Über Menschen“. Der Stoff ist provokant, geht es doch um die Annäherung einer linksliberalen Großstädterin und eines selbst ernannten Dorf-Nazis. Wie eine Versuchsanordnung begegnen sich diese beiden Figuren über eine brandenburgische Gartenmauer hinweg. Das STM übersetzt das Ganze in die Umgebung einer Werbeagentur. Im Mittelpunkt steht die Frage: Dürfen sich die Protagonistin und ihr rechter Nachbar über alle ideologischen Gräben und Vorurteile hinweg anfreunden? Wie werden Verständigung und das Zusammenkommen dieser eigentlich unvereinbar scheinenden Weltbilder nach draußen kommuniziert? Und muss man mit Rechten vielleicht sogar reden? „Juli Zeh geht es um Haltung“, sagt STM-Intendant Ulrich Greb. „Ihre Theorie ist: Haltung fällt umso leichter, je größer die Distanz zum Menschen auf der anderen Seite ist.“ Um Kompromisse zu kämpfen und diese auch auszuhalten: Diese Botschaft wolle man an das Publikum weitergeben. Wie „21 Lovesongs“ wird das Stück voraussichtlich nicht nur live auf der Bühne, sondern auch als Livestream im Internet gezeigt.