Fotos Fünf Fragen zum Barmer Arzneimittelreport 2012
1. Worauf stützt sich die Studie?
Die Zahlen betreffen nur die Barmer-Versicherten und Rezepte, die Kassenleistung sind.
Laut Studie bekommen Frauen generell 22 Prozent mehr Arzneien verordnet als Männer. Auf 100 Frauen entfallen jährlich 937 Rezepte, so der Bericht. Bei den Arzneikosten allerdings liegen beide Geschlechter kaum auseinander: 411 Euro im Durchschnitt auf jeden Mann, 449 Euro auf jede Frau. Allerdings erhalten jährlich zwei- bis dreimal so viele Frauen wie Männer Psychopharmaka verordnet.
2. Gab es schon früher Erkenntnisse zu den medizinischen Unterschieden zwischen Männern und Frauen?
Schon 2004 deckte eine Enquetekommission in Nordrhein-Westfalen Versäumnisse im Gesundheitswesen auf, die für Frauen tödlich sein können. Zu wenig bekannt - so hieß es im Abschlussbericht - sei etwa, dass sich ein Herzinfarkt bei Frauen oft nicht in Schmerzen in der Brust und in Luftnot äußere, sondern in Erschöpfung, Erbrechen, Übelkeit. Dies ist ein wesentlicher Grund dafür, dass Herzinfarkte bei Frauen später erkannt werden und dass es im Durchschnitt deutlich länger dauert, bis Frauen mit Herzinfarkt sachgerecht behandelt werden.
3. Warum wirken Medikamente bei Frauen anders als bei Männern?
Die Körper von Männern und Frauen sind sehr unterschiedlich. Zum Beispiel haben Frauen einen anderen Hormonhaushalt, Verdauen Nahrung meist langsamer, wiegen weniger und sind körperlich oftmals weniger fit.
4. Was soll gegen die falsche ärztliche Behandlung von Frauen unternommen werden?
Der Mitverfasser des Arzneimittelreports 2012 Gerd Glaeske fordert eine Negativ-Liste, auf der die gefährlichen Wirkungen von Medikamenten auf Frauen festgehalten werden sollen. Sie kann den Ärzten dann als Orientierungshilfe dienen.
5. Welche Ergebnisse sind noch in dem Report zu finden?
Der Arzneimittelreport 2012 der Barmer GEK bemängelt außerdem, dass zu viele Ärzte unnötigerweise teure Medikamente (vior allem Antibiotika und Schmerzmittel) verschrieben. Außerdem würden zu oft cholesterinsenkende Mittel zur Vorbeuge verschrieben werden. Der Nutzen sei jedoch nicht geklärt.