Rentensysteme in Deutschland und Frankreich

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Die Lage in Frankreich ist im Oktober 2010 explosiv: Die Menschen gehen auf die Straße, um gegen die geplanten Rentenreformen der Regierung zu demonstrieren. Diese Rentenreform wird von den deutschen Nachbarn oft belächelt. Doch unter dem Strich unterscheiden sich Deutschland und Frankreich in ihren Rentenregelungen gar nicht so sehr. Wir vergleichen die Systeme:
BEITRAGSJAHRE:

Einen wesentlichen Unterschied sieht der Experte Dominik Grillmayer vom Deutsch-Französischen Institut in Ludwigsburg in den Beitragsjahren, die in beiden Ländern für die volle Rente nötig sind. In Frankreich sind das momentan 40,5 Jahre, die Grenze soll nach der Reform bis 2020 auf 41,5 Jahre angehoben werden. In Deutschland sind mindestens 35 Versichertenjahre nötig, um in Rente gehen zu können. Wer 45 Beitragsjahre zusammenbekommt, kann auch zukünftig mit 65 die volle Rente beziehen.
RENTENALTER:

Das Renteneintrittsalter soll in Frankreich von 60 auf 62 Jahre bis 2018 steigen. Die Deutschen können ab 63 Jahren in Rente gehen. In beiden Ländern müssen die Rentner Abschläge hinnehmen, wenn sie nicht die volle Beitragszeit erreicht haben. Die finanziellen Einbußen sind in Frankreich allerdings härter: Dort machen sie 1,75 Prozent pro Vierteljahr aus, in Deutschland sind es jährlich 3,6 Prozent. Der volle Satz wird ab 2029 in Deutschland erst mit 67 Jahren ausbezahlt. In Frankreich ist das bereits ab 2023 der Fall.
RENTENSYSTEME:

Die Rente ist in beiden Ländern umlagefinanziert, das heißt die derzeitigen Arbeitnehmer bezahlen die Rente der Senioren. Deutschland hat sich bei der Rentenberechnung für ein Punktesystem entschieden, bei dem Kindererziehungs- und Ausbildungszeiten flexibler angerechnet werden. Auch in Frankreich soll mit den Sozialpartnern mittelfristig über ein Punktesystem geredet werden.

BEITRAGSSÄTZE:

Die Beitragssätze, von denen Arbeitgeber und Arbeitnehmer je die Hälfte zahlen, liegen in Deutschland derzeit bei 19,9 Prozent und dürfen bis 2030 auf maximal 22 Prozent steigen. In Frankreich betragen sie rund 24 Prozent, wobei die Arbeitgeber etwas mehr übernehmen als die Arbeitnehmer.
RENTENNIVEAU:

In Deutschland bekommen Rentner, die voll eingezahlt haben, laut einem Bericht der OECD aus dem Jahr 2007 knapp 40 Prozent ihres vorherigen durchschnittlichen Bruttoeinkommens. In Frankreich liegt die Quote der OECD zufolge bei 50 Prozent.
PRIVATE VORSORGE:

In Frankreich wird im Gegensatz zu Deutschland kaum privat etwas fürs Alter angelegt: nur etwa fünf Prozent der Arbeitnehmer betreiben laut Grillmayer diese Art der kapitalgedeckten Zusatzvorsorge. Dagegen sorgen 22 Prozent der Deutschen mit der staatlich geförderten Riester-Rente für den Ruhestand vor.
RENTENINFORMATION:

Im Gegensatz zu Deutschland bekommen Arbeitnehmer in Frankreich nicht regelmäßig einen Zwischenstand über ihren Rentenentwicklung. Die deutsche Praxis "beeindrucke" die Franzosen aber, sagt Grillmayer.
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