ANZEIGE Stadtteil-Porträt (5): RP und Stadtwerke unterwegs in . . . Reusrath - ein uraltes Dorf wandelt sich
Langenfeld · Der Ortsteil hat eine lange Geschichte. Erste urkundliche Erwähnung fand 904 die Siedlung Neurath, 1281 wurde Reusrath als "Ruzerode" schriftlich genannt. Es wird zurzeit viel gebaut.
Reusrath Kurz vor der Autobahn 3 ist Reusrath ländlich: ausgedehnte Gemüsefelder, Gärtnereien und Reiterhöfe prägen an der Stadtgrenze zu Leverkusen den südlichsten Langenfelder Stadtteil. Mittendrin steht ein 100 Meter hohes Windrad. Die Erdarbeiten für die zweite genehmigte Windkraftanlage gleicher Bauart direkt daneben haben begonnen. Am anderen Ende des Ortsteils wächst derweil der zehn Hektar große Gewerbepark Nord-West. Fünf Firmen haben dort inzwischen ihren Sitz. Die Stadt prüft sorgfältig, wem sie den Zuschlag gibt: "Wir wollen keine Krachmacher und Flächenverbraucher, sondern Unternehmen, die Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen bringen", erklärt Wirtschaftsförderin Heike Schönfelder. "Das ist schließlich eine der letzten Gewerbeflächen, die wir haben." Direkt gegenüber, zwischen Autobahn 542 und LVR-Klinik, wurde Anfang November der Spatenstich für den Handwerkerpark Reusrath getan. Dort sollen in den nächsten Jahren Büros und Werkstätten für bis zu 17 Betriebe entstehen.
Reusrath rüstet sich für die Zukunft - auch wenn das vielleicht nicht alle rund 7150 Bürger mittragen. Die Initiative "Ruhiger Horizont Reusrath" um Sprecher Andreas Lobb beispielsweise wehrt sich weiter gegen zusätzliche Windräder nahe der Wohnhäuser. Was den einen ärgert, macht andere neugierig: Sogar Auswärtige kämen extra dorthin, um sich die Anlage bei einem Spaziergang aus der Nähe anzusehen, sagt Stadtplaner Stephan Anhalt.
Friseurmeister Christoph Crahs (54) empfindet den Wandel des Ortsteils als positiv. Seine Eltern eröffneten vor mehr als 50 Jahren ihr Friseurgeschäft, der Sohn übernahm es vor 24 Jahren und zog später in das Lokal neben Rewe an der Opladener Straße. Er schätzt den bodenständigen Menschenschlag im Ortsteil, den guten Zusammenhalt bei Dorffeiern und im Fußballverein.
Auch Sandra Brücker-Materlik liebt die Weite der Natur im Reusrather Süden und freut sich gleichzeitig, eine gute Anbindung an die Metropolen Köln und Düsseldorf zu haben. Nur zwei Jahre lang hatte sie Reusrath den Rücken gekehrt, dann kam sie zurück. "Hier leben meine Freunde. In Reusrath habe ich das Gefühl von Heimat", bekennt die 48-Jährige. Bereits die Großeltern lebten dort. Mit ihrer Familie wohnt sie jetzt direkt im alten Ortskern, der von der 1794 errichteten evangelischen Martin-Luther-Kirche und dem neugotischen katholischen Gotteshaus St. Barbara (1898) geprägt wird.
Ist Reusrath bisher langsamer gewachsen als Richrath oder Immigrath, kann sich das mit den neuen Baugebieten ändern. "Reusrath hat Potenzial", betont Anhalt. In einem Ring um das Gewerbegebiet Nord-West entstehen in den kommenden Jahren rund 50 bis 70 neue Wohnungen und Einfamilienhäuser. Außerdem wird an der Robert-Koch-Straße eine Kindertagesstätte mit sechs Gruppen errichtet. "In Reusrath gibt es dann fünf Kitas", sagt Heike Schönfelder. Baustart für das Areal Locher Wiesen mit 100 weiteren Wohneinheiten werde noch 2017 sein, kündigt Anhalt an. An der Sand- und der Grünewaldstraße folge in etwa vier Jahren ein neues Wohngebiet für 50 Familien. 20 Wohnungen davon sollen sozial gefördert werden.
Größter Arbeitgeber ist die LVR-Klinik, die für Menschen mit psychiatrischen Erkrankungen zuständig ist. Sie betreibt eine eigene Krankenpflegeschule. In hinteren Geländeteil entsteht gerade für 30,5 Millionen Euro ein Neubau der Abteilung Allgemeine Psychiatrie und Suchtkrankheiten.
Im Rewe-Markt an der Opladener Straße können sich die Bürger mit allen Waren des täglichen Bedarfs versorgen. Außerdem gibt es einen Metzger, Apotheken und eine Sparkassenfiliale. Das gastronomische Angebot hingegen sei etwas eingeschränkt. "Früher hatten wir sechs Gaststätten, jetzt gibt es nur noch das Bistro ,Raphas' im Tenniscenter und die beiden Griechen", bedauert Crahs, der sich gerne mal mit Freunden auf ein Bier verabredet. Für Familienfeiern eigne sich das Landhotel Lohmann an der B 8.
Eine große Rolle spielt das Vereinsleben mit den SC-Germania- Fußballern sowie mit der St.-Sebastianus- und der St.-Hubertus-Schützenbruderschaft. Das karnevalistische Rüsrother Carnevals Comitee startet am 11. Februar 2018 um 18.11 Uhr seinen einzigartigen Lichterzug, zu dem Organisator Andreas Buchheim rund 30 Gruppen aus Reusrath, Köln, Düsseldorf und Solingen mit 800 bis 1000 Teilnehmern erwartet. "Ein Highlight ist immer die Musik", freut sich Buchheim auf vielfältige Klänge. So sind unter anderem eine Samba-Gruppe, eine Pipe-and-Drum-Band und Gugge-Musik aus dem süddeutschen Raum auf der zwei Kilometer langen Strecke zu hören. Sandra Brücker-Materlik wird ebenfalls mit der jecken Frauengruppe "Himmlische Schwestern" unter den leuchtend-kostümierten Teilnehmern sein. 20.000 Zuschauer mit Taschenlampen und Leuchtstäben säumen regelmäßig den Weg.