Klever Bettler erzählt seiner Geschichte „Aufstocken“ mit dem Hut vor den Füßen

Kleve · Die meisten Menschen schauen weg, wenn sie an einem Bettler vorüber gehen. Weil „so etwas“ doch eigentlich nicht sein dürfte. Der Klever Rainer V. sieht für sich keine andere Möglichkeit, um über die Runden zu kommen.

 Rainer V. sitzt fast jeden Nachmittag in der Klever Fußgängerzone. Unaufdringlich bittet er die Passanten um eine kleine Spende. Die hilft ihm, mit der schmalen Rente zurecht zu kommen.

Rainer V. sitzt fast jeden Nachmittag in der Klever Fußgängerzone. Unaufdringlich bittet er die Passanten um eine kleine Spende. Die hilft ihm, mit der schmalen Rente zurecht zu kommen.

Foto: Anja Settnik

Sehr unauffällig sitzt er da vor einem Laden der Fußgängerzone, seine Mütze und einen Zettel vor sich auf dem Boden. Er hat weder einen alten Hund noch ein wimmerndes Baby bei sich, ist nicht lästig, nicht aggressiv. Wer ihn nicht sehen will, schaut einfach an ihm vorbei. „Das tun die meisten“, sagt Rainer V., ein Ur-Klever, der gerne in seiner Heimatstadt lebt, auch wenn die Umstände nicht so sind, wie sie vielleicht sein sollten. Stundenlang hockt der 57-Jährige Tag für Tag vor den Läden, aus denen die anderen Menschen Tüten voller Sachen heraus schleppen, die er nicht besitzt und größtenteils auch gar nicht haben will. „Ich hab‘ ein Dach über dem Kopf und meistens genug zu essen. Es ging mir schon mal schlechter“, sagt der Klever. Bloß reiche sein Einkommen  einfach nicht aus. Würde er darauf verzichten, auf Kniehöhe der Passanten in den Tag zu starren, wäre in der Monatsmitte kein Euro mehr übrig, sagt er. Ein deutlich älterer Mann, der das Gespräch zwischen dem Bettler und der RP-Autorin aus der Ferne beobachtet hat, fragt später: „Muss so etwas sein? In unserem Sozialstaat? Ich beziehe selbst nur eine kleine Invalidenrente, aber ich habe mir noch von niemandem einen Euro schenken lassen. Der Mann muss irgendetwas falsch gemacht haben.“