Dortmunder Staatsanwalt jagt Kriegsverbrecher Bis der Tod sie alle holt

Dortmund · Andreas Brendel kennt jede Art, wie ein Mensch töten kann. Der Dortmunder Staatsanwalt ist einer der Letzten, der Alte und Kranke vor Gericht stellt, weil sie in Hitlers Reich gemordet haben. Er sagt: Wir sind es jedem Opfer schuldig.

 Der Leiter der Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft für NS-Verbrechen, Andreas Brendel, mit Kartons voller Akten.

Der Leiter der Schwerpunkt-Staatsanwaltschaft für NS-Verbrechen, Andreas Brendel, mit Kartons voller Akten.

Foto: Volker Hartmann

Andreas Brendel will Gerechtigkeit für 642 Tote. Aber er kommt zu spät. Vor einigen Jahren beschließt er, nach Oradour-sur-Glane zu fahren. Ein Dorf im Südwesten Frankreichs, 2300 Einwohner, bis zur nächsten Stadt sind es nur ein paar Kilometer. Wer hier herkommt, tut das wegen der malerischen Landschaft. Oder dem 10. Juni 1944. Seit diesem Tag ist der Name Oradour verbunden mit dem größten Massaker in der Geschichte Westeuropas. Damals fiel das SS-Panzergrenadier-Regiment 4, genannt „Der Führer“, in Oradour ein und löschte das Dorf aus. Die Nazis erschossen die Männer vor der Scheune, Frauen und Kinder pferchten sie in der Kirche zusammen und brannten erst das Gotteshaus und dann das ganze Dorf nieder. Nur 36 Bewohner überlebten.