Staatsschutz ermittelt Feuer auf Gedenktafel an ehemaliger Synagoge in Düsseldorf

Düsseldorf · Unbekannte haben ein Feuer auf der Gedenktafel an der ehemaligen großen Synagoge in Düsseldorf entzündet. Der Staatsschutz ermittelt. Die Jüdische Gemeinde reagiert mit Bestürzung.

 Oberbürgermeister Stephan Keller (re., CDU) und Bastian Fleermann, Leiter für Mahn- und Gedenkstätten in Düsseldorf, stehen vor dem Denkmal für die ehemalige große Synagoge an der Kasernenstraße in Düsseldorf.

Oberbürgermeister Stephan Keller (re., CDU) und Bastian Fleermann, Leiter für Mahn- und Gedenkstätten in Düsseldorf, stehen vor dem Denkmal für die ehemalige große Synagoge an der Kasernenstraße in Düsseldorf.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Der Staatsschutz ermittelt wegen einer versuchten Beschädigung des Gedenksteins am Standort der 1938 zerstörten Synagoge an der Kasernenstraße in Düsseldorf. Bislang unbekannte Täter hatten am Montagabend ein Feuer auf dem Stein entzündet. Die Jüdische Gemeinde zeigt sich bestürzt. Die Polizei sucht Zeugen.

Am Montag gegen 20.35 Uhr hatten Passanten die Polizei über das Feuer auf der Steinplatte an dem Gedenkstein informiert. Noch bevor die Feuerwehr eintraf, war das Feuer von selbst erloschen. Unbekannte hatten offensichtlich Müll auf dem Stein entzündet. Es entstand kein Sachschaden, teilte die Polizei mit.

Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf reagierte bestürzt. „Wir sind sehr besorgt darüber, dass es diesen Anschlag gab, im unmittelbaren zeitlichen Kontext zu der aktuellen Gewalteskalation in Israel“, sagte der Vorsitzende Oded Horowitz. Man müsse davon ausgehen, dass es in Deutschland vermehrt zu antisemitischen Vorfällen kommen werde.

Horowitz appellierte an die Politik: „Wer hier ein vielfältiges jüdisches Leben haben möchte – und dies ist der erklärte Wunsch der nordrhein-westfälischen Politik über alle Parteigrenzen hinweg – muss sich gleichwohl der Aufgabe bewusst sein, dass dieses Leben immer noch und sogar erschreckenderweise immer stärker geschützt werden muss.“ Er appelliere daher eindringlich an die Landesregierung, im gemeinsamen Interesse entsprechende Maßnahmen „umgehend auf den Weg zu bringen“.

Nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle an der Saale an Jom Kippur 2019 sei auch den jüdischen Einrichtungen in Nordrhein-Westfalen mehr Unterstützung zugesagt worden. „Inzwischen müssen wir zu unserem großen Bedauern feststellen, dass es überwiegend bei Ankündigungen geblieben ist und man offenbar die real existierende Bedrohung für uns nicht sehen und entsprechend mit wirksamen Präventionsmaßnahmen reagieren will“, erklärte Gemeinderektor Michael Rubinstein.

Oberbürgermeister Stephan Keller informierte sich am Dienstag vor Ort über den Sachstand. Das Hissen der israelischen Flagge am Rathaus, das ursprünglich erst für den Jahrestag der israelischen Unabhängigkeitserklärung am 14. Mai 1948 vorgesehen war, wurde als sichtbares Zeichen gegen Antisemitismus auf heute vorgezogen. „Es macht mich fassungslos und wütend, was hier passiert ist", so Keller in einer ersten Reaktion. „Die Landeshauptstadt Düsseldorf steht nicht nur ganz fest an der Seite unserer Jüdischen Gemeinde, sondern ist auch unserer Partnerstadt Haifa in diesen Stunden der Angriffe auf den Staat Israel tief verbunden. Antisemitismus dulden wir in Düsseldorf nicht, dafür stehen wir aktiv ein."

Der Oberbürgermeister nimmt damit auch Bezug auf die jüngsten Angriffe aus dem Gazastreifen auf Israel. Er erinnert daran, dass in ganz Israel immer noch Düsseldorfer Bürgerinnen und Bürger und deren Nachfahren leben, die vor dem Nazi-Regime geflüchtet und jetzt durch Raketenbeschuss gefährdet sind.

Der Gedenkstein wurde noch am Abend gereinigt. Die Spurensicherung der Kriminalwache war vor Ort. Der Bereitschaftsdienst des Staatsschutzes wurde alarmiert und übernahm die Ermittlungen. Zeugen können sich bei der Polizei unter Telefon 0211 - 870-0 melden.

Die Große Synagoge in Düsseldorf war im Zuge der Novemberpogrome 1938 von SA-Männern in Brand gesetzt und völlig zerstört worden. Die Ruine wurde kurz darauf abgerissen. An ihrer Stelle befindet sich seit 1983 ein Mahnmal, an dem regelmäßig Gedenkveranstaltungen stattfinden.

(csr)
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